❃Kapitel 66

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Yoongi Pov

Der Weg war nicht mehr lange, auch wenn ich meine Knochen schon schmerzen und meine Lunge bereits brennen fühlte, so ließ ich nicht an Tempo nach, denn würde ich mich jetzt nicht beeilen, würde vielleicht alles zu spät sein. Häufiger stellten sich mir Gruppen entgegen, so wie es auch jetzt der Fall war.

"Fangt ihn - tötet ihn!", kam es von dem Anführer dieser Truppe, die vermutlich allesamt aus Neulingen bestand und deshalb nicht direkt auf Befehle reagierten. Eine gute Gelegenheit für mich, ich rannte auf den Anführer von ihnen zu, welcher versuchte mich zu schlagen, ich aber hinter ihn ausweichen konnte und dann mit meinem Messer seinen Nacken aufriss.

Gurgelnd fiel er zu Boden, ich machte kurzen Prozess mit diesen Typen, denn auch wenn sie hier waren um mich zu töten, so wollte ich ihnen zumindest einen schnellen Tod bereiten. Völlig aufgelöst standen diese Rekruten dort, tauschten Blicke aus und nickten sich zu.

Die neue Generation, die mit dieser Sache am wenigsten zutun hat, die nicht einmal verstanden, was hier abging, sondern einfach nur treu den Befehlen von oben folgten. Mir tat es leid um sie, eine Chance hatten sie gegen mich ohnehin nicht, aber anstatt sie dem Tod vorzustellen, sorgte ich nur für ihre Bewusstlosigkeit.

Erschöpft schnaufte ich einmal, kläffend schloss ich meine Augen und versuchte den Schmerz, der meinen Körper derzeit überstreute, zu überwältigen und nicht daran zu denken. All diese Kämpfe ließen mich schwächer werden, ich hatte schon einige Wunden abbekommen, aber am meisten war ich um die Anderen besorgt.

Ob sie es wohl geschafft hatten und ohne große Verletzungen gewinnen konnten?
Ich rannte weiter und versuchte dabei alles andere auszublenden, normalerweise dürfte mir nun keiner mehr in die Quere kommen, denn so viele Soldaten konnten sich unmöglich hier auf dem Weg aufhalten.

Und ich behielt recht, denn ich kam vor den riesigen Eingang, der mich in das Innere des Schlosses führen sollte und der Vorbereich war wie leer gefegt. Zumindest dachte ich das, bis ich mit zusammengezogenen Augenbrauen der Blutspur auf dem Boden folgte, die allerdings nicht von mir kam und mir deshalb tausende Gedanken durch den Kopf schossen.

Ich folgte der Spur auf dem Boden, sie führte hinter einen größeren Felsen und äußerst wachsam riskierte ich einen Blick dahinter, um Klarheit hinter all dies schaffen zu können.
Meine Augen weiteten sich, als ich die verstümmelte Gestalt zweier Wachmänner ausmachen konnte, die in ihrer eigenen Blutlache schmorten, während eine ziemlich unangenehmer Geruch meine Nase befiel.

"Ach du scheiße", murmelte ich vor mich hin und entfernte mich seufzend wieder. Offenbar muss sich jemand schon vor mir Zutritt verschaffen haben, allerdings konnte ich mir nicht ausmalen, wie er das hätte schaffen können, ohne dabei an den drei Elitekämpfern vorbeikommen zu können.

Nichtsdestotrotz sah ich auf der Anzeige, welche senkrecht an der Wand, seitlich dem Eingang hin, dass alle drei Lämpchen grün blinkten und das bedeutete, dass wohl alle drei Elitekämpfer soweit in die Knie gezwungen wurden. Erleichtert atmete ich aus, dachte für einen kurzen Moment an meine Kameraden, allerdings ballten sich meine Hände sofort zu Fäusten, denn der wahre Kampf würde uns sicher noch bevorstehen.

Ich stellte mich vor den Eingang, drückte fest dagegen und tatsächlich ließ sich dieser öffnen, wenn auch nicht sonderlich einfach. Als der Eingang einen Spalt breit offen war, riskierte ich einen Blick hinein und ließ meinen Blick umherschweifen.

Allerdings war in der riesigen Eingangshalle nur ein riesiges Chaos auszumachen, erschrocken betrachtete ich all die Blutspritzer am Boden und die Körper von entweder Bewusstlosen oder toter Vampire, teils auch Werwölfen, lagen quer auf der Oberfläche verteilt. Sofort überkam mich eine gewisse Vorsicht, etwas hier ging nicht mit rechten Dingen zu.

Langsam bewegte ich mich vorwärts, ich war noch nie zuvor in diesem Palast und kannte mich dementsprechend auch nicht wirklich aus, zumal hier sowieso vieles im Chaos untergegangen war und von der anmutigen Pracht eines Königspalastes nicht mehr viel zu erkennen war.

Aber der Weg, der mich zum König führen sollte, war mehr als bloß offensichtlich, denn dort vorne führten zwei Treppen nach oben und durch die anschließende Tür musste ich dann mit ziemlicher Sicherheit spazieren. Mir wurde bewusst, dass ich dem Moment des letzten Aktes immer näherkommen würde und eine Art Vorahnung machte sich in mir breit.

Eine Vorahnung, dass das alles eine unerwartete Wendung nehmen könnte und ich nicht in der Lage sein könnte, alle zu retten. Natürlich hatte ich Angst, in diesem Moment besonders, doch ich konnte mir auch jetzt keine Schwäche leisten, um meines Willens nicht und auch nicht um alle anderen.

Langsam trat ich die Treppen nach oben, inspizierte trüb die auf dem Boden liegenden, stark blutenden Leichen und schüttelte dabei meinen Kopf. Das war ein einziges Desaster, ei  Massaker vom Feinsten und ich fragte mich, wer oder was ein solches Blutbad anrichten konnte.

Schwer schluckend ließ ich all dies hinter mir, ich rümpfte meine Nase aufgrund des strengen Geruches hier und legte meine Hand an die Klinke vor mir. Langsam drückte ich diese nach unten und ein Gang eröffnete sich mir. Es führte nur ein Weg und der ging geradeaus, allerdings lagen auch hier seitlich am Boden vereinzelte Leichen.

Schnell ging ich an ihnen vorbei, versuchte ihnen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken, doch als einer von ihnen sich gurgelnd räusperte, konnte ich nicht anders, als ihm einen Blick zuzuwerfen. Er streckte seine Hand nach mir aus, weshalb ich vor ihm auf die Knie ging und ihn eindringlich ansah.

"Hey, was ist hier passiert?!", verlangte ich eilig von ihm zu wissen, seine Verfassung war sehr schlecht, er hatte wohl nicht mehr lange zu leben und das war ihm genauso klar wie mir. Er hustete einmal stark, Blut quillte aus seinem Mund und auch aus verschiedenen Wunden.

"E-Ein... Üb-Überfall...", hustete er vor sich hin, ich wollte gerade etwas erwidern, da schloss er unter Schmerzen seine Augen und sein Kopf nickte weg.
Mein Mund blieb einen Spalt breit offen stehen, ich untersuchte ihn nach Lebenszeichen, doch da waren keine mehr, weshalb ich ein leises 'Verdammt' von mir gab und mich wieder erhob.

Ich drückte meine Faust so stark zusammen, dass sogar meine Knöchel noch weißer wurden, als sie ohnehin schon waren. Etwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.
Schnell folgte ich dem Gang, denn nun eilte auch die Zeit und ich konnte nur hoffen, dass ich noch rechtzeitig kommen würde, um die Bedrohung aufzuhalten, von der ich selbst noch nicht wusste, um was es sich dabei handelte oder in welch einem Ausmaß.

Aber eines war klar:  Es gab nun mindestens eine weitere Person, die sich hier einmischte und eine wichtige Rolle spielte.

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Misery メ YoonminWhere stories live. Discover now