❃Kapitel 42

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Jimin Pov

Mit zitternden Händen und aufgestellten Nackenhaare stieß ich vorsichtig gegen die bereits einen Spalt breit geöffnete Eingangstür. Ich hielt meinem Atem an, mein Herz donnerte gegen meine Brust und ich hatte die Angst, dass mein verschnellerter Herzschlag meine Anwesenheit hier verraten könnte. Ich wusste nicht ob sich noch eine weitere Person in unserem Unterschlupf befinden würde, ich wusste nicht einmal ob Yoongi sich noch hier irgendwo aufhalten würde, ob es ihm gut ging, oder ob er vielleicht verletzt worden war. Meine Sorge war nicht in Worte zu fassen, mir war lediglich klar, dass hier etwas vorgefallen sein musste, während meiner Abwesenheit.

Niemals würde er den Zustand der Wohnung so hinterlassen, er hätte sich direkt darum gekümmert und das bedrückte mich dermaßen gerade. Vorsichtig trat ich ins Innere dieses Unterschlupfes und tastete mich mit langsamen Schritten voran, ich hatte ein ungutes Gefühl, je weiter ich dem Wohnzimmer hier kam.
Ich erhaschte einen Blick in die anderen Zimmer, jedoch war dort weit und breit keiner mehr zu sehen, weshalb zu guter Letzt auch nur noch das Wohnzimmer verblieb. Ich hatte Angst, ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung sein musste und diese Befürchtung ließ mein Herz noch einen weiteren Zacken schneller schlagen.

Ich hielt mich zuerst versteckt, auch dieser Raum schien wie leergefegt und als ich mich komplett vergewissert hatte, dass sich keine Gefahr für mich hier befinden würde, tapste ich vollständig in den Raum und schaute mich um.
"Urgh...", ein anstrengendes, schmerzerfülltes Schnaufen war plötzlich hörbar, schnell drehte ich mich in die Richtung des Ursprunges und entdeckte anschließend mit geweiteten Augen die Person, um die ich mir zuvor noch so viele Sorgen gemacht hatte. Er lag an der Wand, stark verletzt und überall mit Blut verklebt, seine Augen waren kaum einen Spalt weit offen und aus seinem Mund, genauso wie aus seinen Wunden quillte eine Menge Blut.

"Y-Yoongi!", panisch rannte ich auf ihn zu und bückte mich, ich hob seinen Kopf an und spürte, wie sich die Tränen an meinem Auge sammelten. "W-Was ist hier passiert?", fragte ich überfordert und schaute mich angsterfüllt um. Alles hier deutete auf einen schlimmen Kampf hin, die Wunden Yoongis und auch die zertrümmerten Möbel hier, genauso wie die vielen verteilten Blutflecken, welche vermutlich aber nicht alle von Yoongi kamen. Man konnte sehen, dass er wie ein Löwe gekämpft haben musste und trotzdem, er wurde besiegt und wurde zu diesem Elend, welches gerade blutend in meinen Armen lag.

"Ji-Jimi...n, du.. bist d-da", kam es schwerkeuchend von ihm, meine Aufmerksamkeit lag sofort wieder auf ihm und ich spürte die Panik um ihn, wie sich mich innerlich schier auffraß. "Ich bin hier, Yoongi! Rede nicht, du bist verletzt!", wies ich ihn an und legte ihn vorsichtig wieder auf dem Boden ab. Verdammt, hier gab es wirklich nichts sauberes, womit ich seine Wunden abdecken und zumindest die Blutung etwas aufhalten konnte.
Schnell zog ich mir mein Shirt über den Kopf und drückte es anschließend auf seine größte Wunde, mein Oberteil wurde schnell blutgetränkt und nahm einen schönen Rot-Ton an.

Yoongi schüttelte leicht den Kopf, so wie es ihm eben möglich war. "Ein G-Glück", er wurde von einem starken Hustenanfall unterbrochen, er spuckte Blut und das Leiden dabei war ihm fast schon ins Gesicht geschrieben. Es schrie nach Schmerz, es war verzogen und man merkte ihm an, wie sehr er einen Aufschrei gerade unterdrückte. "Du l-lebst...", kam es leise flüsternd von ihm, ich hielt meinen Kopf ein wenig näher um ihn verstehen zu können, er durfte sich nicht zu sehr anstrengen, er musste sich ausruhen und nicht den Heilungsprozess behindern.

Wobei ich genau wusste, ohne professionelle Hilfe würde er hier wahrscheinlich nicht durchkommen.
"Jim-Jimin i-ich... muss dir et-was", wieder einmal musste er stark husten und jede schmerzerfüllte Miene seinerseits jagte mir einen Pfeil durch mein Herz, "beichten..."
Mit fragendem, gleichzeitig verzweifelten Blick schaute ich ihn an und unterdrückte mir ein Aufschluchzen. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, "Hör auf so zu reden, als wäre das hier dein letzter Atemzug. Du wirst nicht sterben, ich lasse dich nicht sterben! Alles wird gut werden, also hör auf so einen Unsinn zu reden! Ich... ich...", gegen Ende hin wurde ich immer leiser, nichts konnte ich gegen meine innere Angst unternehmen und die Einsicht, dass selbst die Blutung nicht gestoppt werden konnte, machte das ganze noch um einiges schlimmer für mich.

Langsam, zitternt hob er seine Hand nach oben, führte sie mit aller Mühe an meine Wange und ich konnte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen.
"D-Deine Sorge u-um mich i-ist j-ja wirklich... rührend, doch du solltest wissen...", er hielt einen Moment inne, um neue Luft schnappen zu können und neu anzusetzen, "du kannst mich retten!"
Ein leichter Hoffnungsschimmer machte sich in mir breit. Ich konnte ihn retten? Aber wie? Was musste ich dafür tun?

"Jimin... komm ein wenig näher...", schnell folgte ich seiner Anweisung und kam ihm ein wenig näher. "So ist es gut... noch etwas näher...", wieder kam ich seinem Wunsch nach, viel Abstand herrschte nicht mehr zwischen uns. Ich hatte keine Ahnung, was er damit bezwecken wollte, doch in diesem Moment musste ich wohl wieder auf ihn vertrauen, wie ich es schon einige Male zuvor getan hatte.
Er nickte langsam mit dem Kopf, "Richtig, so ist es... gut. Jimin, versprich mir, hab keine Angst...!", waren die letzten ausgesprochenen Worte in diesem Raum.

Ich wollte etwas erwidern, ihn fragen, was er damit meinen würde, doch alles was meinen Lippen entfloh war ein überraschter Schmerzensschrei, als er mir plötzlich fest in die Schulter biss.

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Misery メ YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt