❃Kapitel 60

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Yoongi Pov

"Was sollen wir jetzt machen?", zischte Namjoon leise genug, sodass nur ich es verstehen konnte. Derzeit wurden wir von Soldaten abgeführt, wohin sie uns brachten, wussten wir zwar nicht, doch wir hatten eine Vermutung, die keinem von uns beiden wirklich gefiel. Sicher würden sie uns ins Gefängnis für Schwerverbrecher bringen.

Wer dort hin gelangen würde, hatte es von allen möglichen Todesursachen am schlimmsten erwischt. Sie würden sich immer etwas neues einfallen lassen, dich nach Belieben foltern und tun, wonach ihnen gerade beliebt. Selten war es der Fall, dass Gefangene einen schnellen Tod erleben durften, denn darüber würde man sich noch glücklich schätzen.

Ich zuckte bloß mit den Schultern, ging in meinem Kopf die Situation noch einmal gut durch und suchte nach Lücken in dieser Formation.
"Wenn es nicht so viele wären, würden mir endlos viele Operationen zum Durchführen einfallen, doch so ist das Ganze natürlich kniffliger", seufzte ich und schaute mich unauffällig um.

Bei ihnen handelte es sich um Hochsicherheitsangestellte, die sich entweder um Leute wie uns kümmerten, oder die sich dem Schutz des Königs verpflichtet hatten. Demnach waren sie alle top ausgebildet, sie alle würden uns überrumpeln können, wir hingegen hätten nicht einmal den Hauch einer Chance.

"Also war es das schon?", kam es ungläubig von Namjoon, dessen Fragen und Kommentare die Situation nicht unbedingt besser machten. Ich musste nachdenken und dabei noch möglichst unauffällig bleiben, sonst würden sie sicherlich dafür sorgen, dass wir nicht einmal den ersten Schritt eines Fluchtversuchs unternehmen könnten. Sie waren noch unvorsichtig.

Ich ging verschiedene Mittel durch, wen man am besten zuerst überrumpeln könnte. Ging Angriffsstrategien und die Reihenfolge der Gegner durch, musste dabei aber auch die jeweiligen Reaktionen miteinkalkulieren und bei so vielen Leuten war das nicht besonders einfach. Angriffe konnten von allen Seiten kommen, vor allem weil wir nur zu zweit waren.

Wir könnten uns eine Geisel nehmen, doch das würde es nicht bringen, denn skrupellos wie sie sind, würden sie die wahrscheinlich einfach ermorden. Oder falls die Gerüchte stimmen sollten, würden sie ihr Leben von alleine beenden, denn wer der Sicherheit im Wege stand, hatte nicht das Recht zu leben.

Natürlich wollte man sicherstellen, dass alles reibungslos verlaufen würden, doch diese Mittel, die teilweise dafür eingesetzt werden, waren einfach zu viel und moralisch falsch. Doch hier, in diesem Reich, war die Sicherheit des Königs und dessen Wünsche immer die oberste Priorität aller Einwohner. Wir lebten ja nur für diese.

Geboren um zu diesen, gefangen in einem ewigen Teufelskreis.
Doch genau das wurde mir zum Verhängnis, denn diese Leute würden nicht zögern, da sie in mir und Namjoon eine Bedrohung sahen.
"Du weißt, wir sind dran, wenn wir keine Möglichkeit hier raus finden?", zischte Namjoon verärgert und funkelte mich böse an.

"Klappe man, ich überlege doch schon, verdammt!", wies ich ihn zurecht, jedoch etwas lauter, weshalb wir einige feurige Blicke zu spüren bekamen. Sie waren sehr vorsichtig mit uns, sogar Abstand hielten sie. Wir liefen nur in der Mitte eines, von Soldaten gebildeten, Sicherheitskreises und wurden so transportiert.

Natürlich wäre es nicht gerade schwer, von hier auszubrechen, doch die vielen Soldaten hier machten das weitere Gelingen einfach unmöglich. Im Kampf waren wir ihnen nicht gewachsen, also mussten wir andere Mittel suchen, um von hier weg zukommen. In meinem Kopf ging ich die verschiedenen Routen noch einmal durch, ob man sich aus denen nicht einen Vorteil ziehen könnte.

Doch vermutlich würden sie Wälder meiden, sich nur auf offener Fläche bewegen, damit ein Hinterhalt nicht funktionieren würde.
Ein Schnaufen verließ meine Lippen, denn es sah gerade echt nicht gut für uns aus, dabei hatte ich doch eine wichtige Mission zu erfüllen.

"Seht ihr das?", unruhiges Gemurmel machte sich langsam breit, gefolgt von einer hektischen Unruhe und die Ursache dafür lag unmittelbar vor uns. Mit zusammengepfetzten Augenbrauen und dem Knabbern meiner Lippen starrte ich auf das Spektakel, welches sich vor uns abspielte. Es glich eher einer zerstörerischen Katastrophe, doch eine etwas andere Aura ging davon aus.

Es öffnete sich etwas, es waren Blitze, die dieses scheinbare Portal zierten und dafür sorgten, dass die Formation sich auflöste. Direkt starrte ich zu Namjoon, welcher mir zunickte und wir die Chance ergriffen, einen von den Soldaten anzugreifen. Doch dieser hatte Reflexe, wie sie zu erwarten waren.

"Verdammt", zischte er, als andere darauf aufmerksam wurden und wir deshalb in Gefahr gerieten. Je mehr dazu kamen, desto häufiger war der Schmerz an meinem Körper zu spüren, wie wild schlug ich um mich herum, spürte ab und zu etwas an meinen Fäusten, doch war nie gezielt.

Ich hörte Graulen, ich hörte laute Geräusche, ich hörte vieles und verspürte Schmerz, weshalb ich aufstöhnen musste und meine Sicht trüb wurde.
Es war hart, bei Bewusstsein zu bleiben, doch auf einmal war da noch ein zusätzliches Geräusch, als würde sich etwas aufladen, doch die Quelle davon war nicht ausmachbar in meiner Position.

Ich rechnete bereits mit dem schlimmsten, dass nun unsere letzten Minuten angebrochen wären, doch stattdessen gingen die Soldaten einer nach dem anderen zu Boden. Irritiert schaute ich mich um, atmete tief durch und schaute, ob auch Namjoon einigermaßen gut da heraus gekommen war. Er nickte mir zu, versicherte mir somit dass alles gut sei.

"Was zur Hölle war das?", kam es keuchend von ihm, doch ehe ich ihm eine Antwort darauf liefern konnte, vernahm ich eine mir altbekannte Stimme nach meinem Namen rufen, weshalb ich mich konfus und schockiert umdrehte.
"Was...?", kam es von leise von mir.

Doch da geschah es schon, ich wurde in Wärme gehüllt, jemand legte seine Arme um mich herum und drückte sich an mich heran.
"Was machst du hier, Jimin?!", fragte ich ihn entsetzt.
"Endlich bin ich wieder bei dir..."

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Emotionale Wiedervereinigung

Misery メ YoonminWhere stories live. Discover now