Kapitel 7

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Obwohl ich gerade etwas getrunken hatte, fühlte sich mein Mund wie ausgetrocknet an und ich zwang mich, den Rest meines Bechers auszutrinken und ihn neben Valeries und meinen ersten zu stellen. Eigentlich hatte ich gerade das Gefühl, dass ich einen Kübel austrinken könnte, aber ich konnte nicht weggehen, um meinen Durst zu besänftigen. Nicht jetzt.

Wie erstarrt stand ich da und beobachtete ihn.
Gerade war er in ein Gespräch mit Ethan vertieft und hielt einigen betrunkenen Mädchen die Türe auf, die sich kichernd bei ihm bedankten. Ethan klopfte ihm auf die Schulter und sagte zu ihm etwas, dass sie beide zum Lachen brachte.

Meine Fingerspitzen kribbelten und ich bemerkte, wie anders er aussah, wenn er lachte. Seine Lippen verzogen sich und seine Zähne blitzten auf. An seinen Mundwinkeln bildeten sich kleine Grübchen und ich musste zugeben, dass ich sein Lachen verdammt anziehend fand, auch wenn ich es nur aus der Ferne sah.
Ich blinzelte. Was dachte ich eigentlich? Der Typ konnte so schön sein, wie er wollte, meine Note für die Präsentation würde das trotzdem nicht aufbessern. Und warum war er überhaupt hier?

Wie, als hätte er meine Gedanken gehört oder gespürt, dass ich an ihn dachte, drehte er seinen Kopf und unsere Augen trafen sich.
Sein Lächeln fror ein, ehe es im nächsten Moment verschwand und wir uns einfach über die tanzende Menge hinweg anstarrten.

Um ehrlich zu sein hatte ich an diese ganzen magischen Momente, die in Büchern beschrieben waren, nicht geglaubt. Doch jetzt schien es wirklich so, als würde die Welt um uns herum langsamer werden und verblassen. Es gab. Nur noch uns beide.

"Miriam?" Der 'magische' Moment war wie eine Seifenblase zerplatzt.
Ich zuckte zusammen, riss meine Augen von ihm los und sah Jamie an, die meinem Blick gefolgt war und nun eine Augenbraue hob.
"Was soll das werden? Du hast so einen komischen Blick drauf."
Schweiß brach in mir aus. "Ich? Was? Nein!", beschwichtigte ich sie und lenkte ihren Blick von ihm ab, indem ich wild zu gestikulieren anfing. "Das war nichts. Ich habe nur irgendwo hingestarrt, weil ich in Gedanken versunken war."
"Ach und er auch? Wart ihr auf eine mentale Ebene zu einem gemeinsamen Gedankenverlauf verschlungen?", fragte sie ungläubig und hob nun auch ihre andere Augenbraue.
Ich schluckte, als mir auffiel, wie offensichtlich das Ganze rüberkommen musste.

Niedergeschlagen seufzte ich und zuckte mit den Schultern. "Es ist wirklich nichts. Er hat mir meine Präsentation ruiniert, deswegen habe ich ihn angesehen.", meinte ich und sie nickte.
"Wenn das so ist, dann werde ich ihn schlagen und von dir ausrichten-"
"Nein!", fiel ich ihr ins Wort und sie sah mich erstaunt an. "Geh nicht zu ihm. Lass ihn- lass ihn einfach in Ruhe."

Innerlich verdrehte ich meine Augen. Was war nur los mit mir? Sonst benahm ich mich doch auch nicht so schräg. Wahrscheinlich lag das nur an dem Alkohol, den ich schon intus hatte...
Unauffällig linste ich in die Becher, die am Tisch standen aber alle waren bereits leer und dadurch würde mein Durst auch nicht verschwinden.

"Ich hol mir noch was zu trinken.", erklärte ich den anderen, die sich wieder gut gelaunt über alte Erinnerungen unterhielten.
Daemon grinste mich an. "Legst du es heute wie Jamie drauf an, oder was?", zog er mich auf und Jamie schlug ihm sanft gegen die Brust, wobei sie ihn dezent verfehlte und sich stattdessen an sein Shirt krallte, damit sie nicht umfiel.
"Bin nischt betrunkeeen.", murmelte sie und brach in Gekicher aus. Daemon und ich tauschten nur einen Blick, der alles sagte.
"Also so werde ich nicht.", versicherte ich ihm. "Aber geht schon mal tanzen, ich komme gleich."

Auf dem Weg zur Küche schaute ich mich um, doch ich sah zum Glück nirgendwo Erbrochenes oder Zerbrochenes am Boden. Voriges Mal wurde eine Vase zerbrochen, die Valeries Mutter gehört hatte und die hatte uns eine Strafpredigt gehalten, dass wir uns versprochen gehalten, nie wieder so ein Risiko einzugehen und teure Sachen während einer Party auf offener Fläche stehen zu lassen.

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