Kapitel 47

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"Bist du sicher, dass du nicht mitgehen willst?"
Valerie, Jamie, Daemon und Ethan sahen mich erwartungsvoll an und ich musste grinsen, weil sie so ein lustiges Bild zu viert in unserem schmalen Flur abgaben. Kuschelig eng, so dicke Jacke trugen sie.
"Nein, nein, das geht schon. Ich bleibe hier", erwiderte ich lächelnd und winkte ihnen zu. "Denkt nicht an mich und habt Spaß!"
"Wir werden an dich denken und Spaß haben", gab Jamie schmollend zurück und kuschelte sich an Daemon, der einen Arm um ihre Schultern legte und ihr einen Kuss auf den Hinterkopf drückte. Als seine Lippen ihr Haar berührten, machte mein Herz einen wehmütigen Satz und mein Lächeln verrutschte ein wenig. Sie waren echt das süßeste, mit Abstand perfekteste Paar, das ich kannte und es konnte einen beinahe eifersüchtig machen, ihnen zuzusehen.

"Wie ihr meint", lachte ich und verabschiedete mich von ihnen.
Eigentlich wollten sie mich mitnehmen und mit mir in die Clubs ziehen, aber ich blieb lieber zuhause, denn ich wusste etwas, das die anderen nicht wussten: Nolan würde in einer halben Stunde kommen. Und alleine ein Gedanke an ihn, ließ ein Feuerwerk an Gefühlen in mir hochkommen und ich musste mein bestes geben, um eine neutrale Miene aufzusetzen, denn sonst würde ich mich noch verraten.
Doch meine Freunde waren selbst viel zu aufgeregt auf den heutigen Abend, dass sie alle wild durcheinander redeten und es schnell ziemlich laut wurde.

"Hat jemand mein Handy gesehen?"
"Wer hat eigentlich mein Geld? Ich zahle sicher nicht für euch alle!"
"Wollten wir nicht eigentlich gehen?"
"Dann gehen wir!"
"Mein Handy!"
"Ich hab es und jetzt mach die Türe auf!"

Grinsend beobachtete ich, wie sie sich der Reihe nach durch den Türspalt drängten, der eigentlich viel zu eng war, aber nicht weiter aufging, weil sie sich selbst im Weg standen.
Dann waren sie alle draußen und ich atmete tief durch, als die Türe ins Schloss fiel und es plötzlich sehr still war. So leise war es in den letzten Tagen kaum gewesen und nun genoss ich es, ein paar Minuten alleine zu sein.

Ich ob meine linke Hand und betrachtete den glitzernden Ring auf meinem Ringfinger.
Ohne irgendwie dramatisch zu klingen, aber das war das schönste Geschenk, das mir je jemand geschenkt hatte. Die Flügel schmiegten sich wie angegossen um meinen Finger und es fühlte sich so vertraut an, als wäre ich mit ihm geboren worden.
Schon alleine Nolans Geschenk anzusehen brachte mich zum Lächeln, auch wenn ich vor Freude weinen könnte. Ich war gestern unfassbar gerührt gewesen und hatte glaube ich sogar länger geweint, als  wie ich erfahren hatte, dass Xavier eigentlich ein Dämon war. Es war vielleicht komisch, mehr wegen einem Ring zu weinen, als wegen der Tatsache, dass mein ganzes Leben schon wieder über den Haufen geworden wurde, aber so tickte ich nun mal. 

Anscheinend hatte ich länger im Flur gestanden und über den Ring nachgedacht und ihn angehimmelt, wie wunderschön er doch war, denn als es auf einmal klopfte, zuckte ich erschrocken zusammen und starrte die Türe vorwurfsvoll an.
Als ich dann öffnete, stand Nolan mit von der Kälte geröteten Wangen vor der Türe und lächelte mich leicht an. "Hey, Miriam", sagte er und sein Lächeln wurde breiter, als er runter zu meiner Hand sah, an der sein Ring steckte.
"Hey." Ich räusperte mich, weil meine Stimme plötzlich viel zu belegt klang. Dann trat ich einen Schritt zur Seite und öffnete die Türe weit. "Komm doch rein."

Nolan grinsend mich neckend an. "Nichts lieber als das."
Ein weiteres Mal machte mein Herz einen unerwarteten Satz und ich blickte auf meine Füße, während er sich den Mantel und den Schal auszog und ihn aufhängte. Er stellte seine Schuhe neben meine und dann hörte ich erstmal nichts mehr. Ich spürte seinen Blick auf mir und als ich aufsah und er mich wirklich mit diesen intensiven, grauen Augen anschaute, überlief mich eine Gänsehaut.
Mein Atem kam mir auf einmal viel zu schnell und flach vor und bildete ich mir das ein oder wurde es hier heißer?
Ich vertrieb meine nicht gerade hilfreichen Gedanken und konzentrierte mich wieder auf Nolan, der mich noch immer leicht belustigt über meine scheinbar sichtbaren Schwierigkeiten anblickte.

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