Kapitel 1.06 - Schlafanalysen

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Kapitel 1.06 – Schlafanalysen 

 Sie empfing ihn im Wohnzimmer und zu seinem Erstaunen entdeckte er zwei Gläser auf dem Tisch, die gut mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt waren. Severus setzte sich und betrachtete seines misstrauisch. „Alkohol, Miss Granger?" 

 Sie nickte und nahm einen Schluck von ihrem. 

 „Wie darf ich das verstehen?" 

 Sie zuckte mit den Schultern. „Er öffnet Ihren Verstand und macht mich gelassener. Ich denke, das wird es für beide Seiten angenehmer machen." 

 Severus starrte sie an. Nach ein paar Sekunden deutete sie nachdrücklich auf sein Glas und er presste kurz die Lippen aufeinander, ehe er es in einem Zug leerte. Kaum hatte er es jedoch zurück auf den Tisch gestellt, war es wieder voll. Er hob eine Augenbraue. 

 „Erspart uns das Nachschenken", erklärte sie dieses Mal, ohne dass er überhaupt eine Frage stellen musste. 

 „Ich weiß nicht, was ich von Ihren Methoden halten soll." Severus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. 

 „Halten Sie davon, was Sie wollen." 

 Severus schwieg. Er fand es bedenklich, dass sie Alkohol brauchte, um gelassener zu werden. Aber für eine Diskussion dieser Art schien sie gerade nicht aufgeschlossen. 

 Nun setzte sie sich und sah ihn abwartend an. „Können wir dann beginnen?" 

 Severus stieß die Luft aus der Nase und nickte. 

 „Ich möchte einen der Träume sehen, die sie quälen. Dafür werden Sie diesen Schlaftrank nehmen." Sie deutete auf die Phiole, die neben dem Feuerwhiskey auf dem Tisch stand. „Er wird einen Traum provozieren. Und ich werde in Ihren Geist eindringen und zuschauen." 

 Er schnaubte. „Das werden Sie nicht." 

 Sie zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Sah ihn einfach nur an. 

 „Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich da mitmachen würde, Miss Granger?" 

 Sie verdrehte die verdammten Augen! „Sie können mir natürlich auch ausführlich erzählen, was passiert ist. Wir können darüber reden und ich kann Ihnen Techniken beibringen, um mit den Albträumen, Flashbacks und Körpererinnerungen umzugehen und in ein paar Jahren sind Sie dann vielleicht soweit, wieder in Ruhe schlafen zu können. Vielleicht ..." 

 Severus biss die Zähne aufeinander bis es knirschte. „Was ist die Alternative?" 

 „Mögliche Alternative. Eine Trankkombination. Eine Entwicklung von mir. Sie werden den ersten Trank nehmen und in einer Art Schlaf die Erinnerungen noch einmal durchleben. Der zweite Trank wird die Behandlung dann abschließen. Sie werden noch wissen, was passiert ist, und Sie werden auch emotionale Reaktionen darauf haben. Aber es wird nur ein schwaches Echo sein im Vergleich zu dem, was Sie gerade durchmachen." Sie sah ihn an. „Dabei müssen Sie mit niemandem darüber reden." 

 Er wischte sich über das Gesicht. Er wollte nichts von beidem, aber das schien nicht zur Debatte zu stehen. Die Kontrolle über seinen Geist entglitt ihm. Sein Geist zwang ihn, Erinnerungen anzuschauen, er ließ es nicht mehr zu, dass Severus sie mit Okklumentik verdrängte. Und diese Träume ... Er wusste, dass sie recht hatte. Er musste sich darum kümmern, es würde nur schlimmer werden. Und wenn er sich schon darum kümmerte, dann lieber für sich allein. Mit dieser Variante von Hermine Granger wollte er jedenfalls nicht darüber reden, dass ... 

 Nein. 

 Severus griff nach der Phiole und leerte sie. „Ich hoffe, das verträgt sich mit Alkohol", grollte er, den bitteren Nachgeschmack noch auf der Zunge. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now