Kapitel 1.13 - Vicissitudo Virtus

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Kapitel 1.13 – Vicissitudo Virtus 

 Die nächste Erinnerung, die Severus sich ansah, war ein Gespräch zwischen Hermine und Albus. „Professor", grüßte sie den Schulleiter. 

 „Guten Abend, Hermine." Er legte ein Pergament beiseite. 

 „Ich habe mir gestern Professor Snapes Haus angesehen. Dafür, dass ich mehrere Tage verschwendet habe, um unbemerkt reinzukommen, hat es viel zu wenig gebracht." 

 „Wie haben Sie es gemacht?" 

 „Seine Haushälterin. Ich habe in der Kartei im Ministerium nachgesehen, wo sie wohnt und mir einige ihrer Haare besorgt. Ich mag die Frau." 

 Albus zog die Augenbrauen in die Stirn. „Sehr elegant", sagte er. „Und was haben Sie gefunden?"

 Sie holte sein schwarzes Buch hervor, das mit den Zaubertranknotizen, und legte es vor Albus auf den Tisch. „Er hat an ein paar Zaubertränken gearbeitet. Hatte er einen entsprechenden Auftrag von Ihnen?" 

 Tatsächlich waren es nur Experimente gewesen. Spielereien, um ihn zu beschäftigen. 

 „Nein." Albus nahm das Buch und blätterte ein wenig darin herum. „Ich hoffe, Sie haben seine laufenden Experimente beendet", sagte er dann und sah Hermine über die Ränder seiner Brille hinweg an. 

 „Natürlich." 

 „Gut. Und gut, dass Sie es mitgebracht haben. Severus will es sicherlich gerne wiederhaben."

 Hier biss Hermine sich auf die Unterlippe, ehe sie fragte: „Was passiert, wenn ich ihn finde und befreie? Die Todesser werden auch weiterhin hinter ihm her sein. Werden Sie ihn verstecken?"

 Albus seufzte. „Es wird mir nichts anderes übrig bleiben." 

 Sie nickte. 

 „Haben Sie sonst noch etwas gefunden?" 

 Severus beobachtete Hermine sehr aufmerksam. Natürlich hatte sie noch etwas gefunden. Sein Tagebuch. Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein. Nichts, das uns irgendwie weiterhelfen könnte. Das Einzige, was noch interessant ist, passt überhaupt nicht in das Bild, das ich von der Sache bisher habe." 

 „Wovon sprechen Sie?" 

 „Draco Malfoy war im Haus, als ich aus dem oberen Stockwerk kam. Er sah sich die Bücherregale an und nahm nur ein einziges Buch heraus. Ich habe nachher nachgesehen, es war ein Gedichtband. Das passt nicht. Was wollte er da? Und warum ein Gedichtband?" 

 Albus senkte den Blick. Severus kannte das. Der alte Mann sortierte akribisch die Informationen, die er hatte. Er selektierte zwischen dem, was er ihr erzählen konnte und dem, was besser verschwiegen blieb. „Ich habe eine Vermutung. Ich werde Sie informieren, wenn sie sich bestätigen sollte." Sein Blick zeigte ganz deutlich, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr darüber sagen würde. „Wissen Sie schon, wie Sie jetzt weiter vorgehen werden?" 

 Sie seufzte. „Ich muss irgendwie an Malfoy Senior rankommen, wenn ich mehr erfahren will. Ich suche noch nach einem geeigneten Weg." 

 Albus nickte. „Gut. Seien Sie vorsichtig, Hermine. Mr Malfoy ist gefährlich." 

 Sie nickte. „Ich werde aufpassen. Möglicherweise wird der Vielsafttrank mir ein weiteres Mal helfen." 

 „Ich wünsche Ihnen viel Glück, Hermine." 

 Hiernach fand Severus einige Erinnerungen, die er nur kurz anschnitt. Die meisten zeigten Hermine umringt von Büchern oder auf der Suche nach Informationen. Zu seinem Missfallen sah er sie auch einmal in einer schäbigen Bar in der Nokturngasse, die nicht zu Unrecht dafür bekannt war, ein Treffpunkt für Todesser zu sein. Auf den Vielsafttrank hatte sie dieses Mal verzichtet und so wurde sie erkannt. Erkannt als Person und als das, was sie war: ein Schlammblut. Severus hasste diese Blicke und er hasste es, dass Hermine sie schluckte, als würden sie nicht existieren. Es schien, als hätte sie sämtliche Würde in dem Moment abgelegt, in dem sie die Bar betreten hatte. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now