Kapitel 2.06 - Affekthandlungen

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Kapitel 2.06 – Affekthandlungen 

 Adia beobachtete jede seiner Bewegungen mit purer Wut in ihrem Blick. Sie saß auf dem Boden, die Beine angezogen, den Kopf in den Nacken gelegt. 

 Severus ließ das Tablett mit Porridge, gebuttertem Toast und einer großen, sich selbst wieder auffüllenden Flasche Wasser vor sich her die Leiter hinauf schweben. Es glitt widerstandslos durch den Schutzzauber und landete weich vor Adia auf dem Boden. „Frühstück", sagte Severus und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand hinter der Dachluke. 

 Sie reagierte nicht. Starrte ihn nur weiter aus schmalen Augen an. 

 Severus zog die Augenbrauen in die Stirn. „Ich hätte gedacht, dass du nach ein paar Stunden hier oben mehr Interesse an Wasser hättest." 

 Nun holte sie tief Luft und neigte den Kopf zur Seite. „Wirst du mich denn aufs Klo lassen?" 

 Er schnalzte mit der Zunge. „Stimmt, das hab ich vergessen." Mit einem Wink seines Zauberstabes beschwor er hinter Adia einen Eimer herauf. „Er ist selbstreinigend." 

 Sie starrte ein paar Sekunden lang den Eimer an, dann ihn. „Dein Ernst?" 

„Mein voller Ernst." 

 „Willst du mich damit brechen? Indem du mich in einen Eimer pinkeln lässt?" 

 „Es ist ein Anfang", entgegnete Severus. 

 Sie schnaubte, griff dann aber doch nach dem Wasser und trank. 

 Severus sah hinab auf seine Schuhe. „Nun, du wolltest meine Aufmerksamkeit, Adia." Er sprach ihren Namen betont langsam aus. „Jetzt hast du sie. Was willst du?" 

 Sie runzelte die Stirn. „Wie kommst du darauf, dass ich deine Aufmerksamkeit will?" 

 Er sah sie einen Moment lang an, dann machte er sich wortlos daran, die Leiter wieder hinabzusteigen. 

 „Hey! Warte! Wo willst du hin?" 

 Severus, der schon halb auf der Leiter verschwunden war, hob den Blick. „Deswegen", entgegnete er lakonisch. 

 Sie presste die Lippen aufeinander, ballte die Hände zu Fäusten. „Du hast mich hier eingesperrt! Was erwartest du denn, wie ich auf dein Verschwinden reagiere?" 

 Er kehrte zurück auf den Dachboden, zeichnete sich einen Stuhl in die Luft und setzte sich, nachdem dieser sich materialisiert hatte. „Da du Essen und Trinken, sowie ein Behältnis für deine Notdurft hast, würde mein Verschwinden dich als die knallharte Kämpferin, die du zu sein behauptest, nicht besonders betrüben, wenn du nicht meine Aufmerksamkeit haben wolltest."

 „Die ich zu sein behaupte?", wiederholt sie und rappelte sich auf die Füße, verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin hart genug gewesen, um dich zu finden!" 

 „In der Tat", entgegnete Severus und sah ungerührt zu ihr auf. „Und du erwartest immer noch meinen Dank, nehme ich an." 

 Sie schnaubte leise. „Wäre ein verdammt guter Anfang!" 

 „Danke!", sagte Severus. Er sagte es auf dieselbe Art, auf die er sich damals bei James Potter dafür bedankt hatte, dass er ihn vor Lupin 'gerettet' hatte. 

 Adia sah ihn ausdruckslos an. „Was haben deine Todesser-Freunde dir eigentlich genau angetan, als sie dich in ihrer Gewalt hatten? Ich brauche ein paar Anregungen für den Moment, in dem ich hier rauskomme." 

 Severus lächelte fein. „Das bleiben meine Anregungen für den Moment, in dem ich merke, dass Reden dich nicht umstimmen wird." 

 Sie sah ihn angewidert an. „Ich hätte dich verrecken lassen sollen", murmelte sie. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now