Kapitel 3.13 - Die anderen

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Kapitel 3.13 – Die anderen 

 „Was willst du denn hier?", schnarrte Severus, nachdem er die Überraschung abgeschüttelt hatte. 

 Remus Lupin hob eine Flasche Feuerwhiskey hoch. „Ich dachte, du könntest einen vertragen."

 Severus kniff die Augen zusammen und suchte in Lupins Gesicht nach Anzeichen von Unaufrichtigkeit. Es wäre ein kluger Schachzug, ihn zu schicken, um Severus zu vierteilen. Aber er fand nichts dergleichen. Er fand nur die Überbleibsel einiger sehr mühsamer Jahre, die in den für sein Alter viel zu tiefen Falten standen. Falten, die auch Severus hatte. 

 Schließlich trat Severus zur Seite und Lupin ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer. „Ich fand es bedauerlich, dass du nicht mit in den Grimmauldplatz gekommen bist." 

 „Tatsächlich?", entgegnete Severus gelangweilt und zeigte Lupin den Weg in die Küche. Die Stühle dort waren bequemer als das alte durchgesessene Sofa im Wohnzimmer. Davon abgesehen wollte er nicht neben ihm sitzen. Severus holte zwei Gläser aus dem Schrank, während Lupin scharrend einen Stuhl vorzog und sich setzte. Severus stellte die Gläser auf den Tisch und tat es ihm gleich. 

 „Ja, tatsächlich", sagte Lupin und schenkte ihnen Whiskey ein. „Ich werde dich nicht belügen und behaupten, du wärst genauso vermisst worden wie Hermine ..." 

 „Wie großzügig", unterbrach Severus ihn. 

 „... aber die meisten haben dir Unrecht getan und sie hätten sich gefreut, etwas davon wiedergutmachen zu können." 

 Severus sah ihn missmutig an, dann griff er nach seinem Glas und leerte es in einem Zug. Das Brennen des Alkohols in seinem Rachen tat gut, das warme Gefühl in seinem Magen auch. Er musste nur aufpassen, dass er es nicht übertrieb. Er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. „Es ist mir egal, worüber sie sich gefreut hätten", sagte Severus dumpf. „Wenn es Hermine nicht gelungen wäre, mich zu retten, hätte es sie auch nicht sonderlich gestört." Angesichts der Tatsache, dass er sie in ihrer Schutzhaft geschwängert hatte, wären einige im Nachhinein vielleicht sogar froh darüber gewesen, wenn sie es nicht geschafft hätte. 

 Lupin trank ebenfalls von seinem Whiskey, allerdings zurückhaltender als Severus. Er sah blass aus, selbst angesichts der Jahre, die hinter ihm lagen. Strapaziert und belastet. 

 „Wann ist Vollmond?", fragte Severus, bevor Lupin auf seine Aussage reagieren konnte.

 „Morgen." 

 Severus zog eine Augenbraue hoch. 

 „Nein, ich nehme den Wolfsbanntrank derzeit nicht", beantwortete er ihm die unausgesprochene Frage. „Um ein Rudel zu führen, muss ich den Wolf zulassen. Davon mal abgesehen ... Der ... Freund, der ihn mir zuletzt gebraut hat, war unabkömmlich." 

 Severus schnaubte. „Wir sind keine Freunde, Lupin. Waren wir nie, werden wir niemals sein." Er goss sich Whiskey nach. Ganz so vorsichtig musste er vielleicht nicht sein. 

 Lupin senkte den Blick und kippte das Glas in seiner Hand von einer auf die andere Seite, so dass die honigfarbene Flüssigkeit darin schwankte. „Ja, mag sein", murmelte er. „Dann biete ich dir meine Hilfe eben als Verbündeter an." 

 „Hilfe wobei?" 

 „Hermine und du." 

 Severus biss die Zähne so fest aufeinander, dass ihm der Kiefer wehtat. Natürlich wusste er es. Hermine hatte es wahrscheinlich jedem erzählt, der lange genug zugehört hatte. War vielleicht auch gut so. Je mehr Leuten sie es erzählte, desto mehr würde sie spüren, was es bedeutete, mit ihm zusammen zu sein. Und dass sie das ganz bestimmt nicht wollte. Er trank noch ein bisschen mehr Whiskey, um einen Moment Zeit zu haben, seine Gedanken zu sortieren. „Ich brauche keine Hilfe", grollte er dann. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now