Kapitel 2.08 - Tropfen

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Kapitel 2.08 – Tropfen 

 Adia saß mit dem Rücken gegen die Barriere gelehnt, als Severus die Leiter hinauf stieg. Sie warf ihm nur einen desinteressierten Blick über die Schulter zu, während er die letzten Sprossen erklomm. 

 Severus hingegen ging geradewegs zu ihr, streckte seine Hand durch die Barriere und legte sie um ihren Hals, presste sie gegen den Widerstand, der nur für sie existierte. „Was hast du mit Draco getan?", zischte er dicht an ihrem Ohr. 

 Adia keuchte und als er sie los ließ, rappelte sie sich auf die Füße und wirbelte zu ihm herum. „Was zum Teufel ist dein Problem?", schrie sie heftig atmend. 

 „Draco Malfoy!", sagte Severus. „Was hast du mit seinem Tod zu tun?" 

 „Gar nichts! Wie kommst du überhaupt auf die Idee?" 

 Er zog das Tagebuch aus seiner Tasche und hielt es hoch. Diesmal waren es Adias Gesichtszüge, die entglitten, aber nur für eine Sekunde. Dann presste sie die Lippen aufeinander, bis sie nur noch zwei dünne weiße Striche waren. „Was – hast du – getan?", fragte er leise. 

 Sie schluckte und begegnete seinem Blick. „Es ist nicht meine Schuld! Er hat sich nicht an die Absprache gehalten." 

 „Welche Absprache?" 

 „Er sollte in das Versteck gehen. Er hätte längst da sein sollen! Woher sollte ich wissen, dass er ..." Sie brach ab. „Er war ein Idiot! Es ist nicht meine Schuld!" 

 Severus biss die Zähne aufeinander bis es sich anfühlte, als würde sein Kiefer bersten. „Ich warne dich, Adia, meine Geduld mit dir ist am Ende." 

 Sie reckte das Kinn vor, schnaubte. „Es ist doch egal, was ich dir sage. Du kannst mich nicht leiden und es passt dir besser, mir die Schuld zu geben, als sie bei Draco zu suchen." 

 „Wundert es dich?", schnarrte er. „Hermine hat sich herausgewunden aus einer klaren Antwort auf meine Fragen zu Draco. Und du konntest ihn offensichtlich nicht leiden." Wieder hob er das Tagebuch hoch, dann sah er sich nach dem Stuhl um und warf es auf die Sitzfläche. 

 „Nur weil ich jemanden nicht leiden kann, bringe ich ihn nicht um!" 

 „Natürlich tust du das! Du wolltest Hermine umbringen!" 

 Sie verdrehte die Augen. „Komm drüber hinweg, Severus! Sie lebt ja noch." In ihrem Tonfall schwang das Leider hinterher. 

 Severus schüttelte seinen Zauberstab aus dem Ärmel in die Hand. 

 Adias Augen wurden eine Nuance größter, ehe sie spöttisch den Mund verzog. „Was hast du jetzt vor? Willst du es nochmal mit dem Cruciatus versuchen?" 

 Er fing ihren Blick ein, was nicht schwer war; allein ihre Sturheit verbot es ihr, seinem Blick auszuweichen. Dann hob er den Zauberstab und sagte: „Legilimens!" Als sie es hörte, war es bereits zu spät, um sich dagegen zu wehren. 

 Severus sah sich in ihrem Geist um, skrupelloser, als er es bei Hermine getan hatte. Sie war keine geübte Okklumens, allein das Gespräch über Draco hatte gereicht, dass die Erinnerungen an ihn an der Oberfläche schwebten. Eine Erinnerung versuchte sie so vehement wegzuschieben, dass Severus sich genau diese ansah. 

 „Nein!", hörte er Adia noch sagen, bevor er hineintauchte. 

 Es war dunkel, Adia drückte sich vor den Toren von Malfoy Manor im Schatten herum. Ihre Blicke huschten umher, offensichtlich wartete sie auf etwas. Oder jemanden. 

 Das schmiedeeiserne Tor quietschte, als es einen Spalt geöffnet wurde. Eine winzige Gestalt winkte nach ihr. Ein Hauself. Adia lief zu ihm und schlüpfte auf das Gelände. „Master Malfoy ist jetzt fort, Skorcher wird die Missus jetzt in die Verliese bringen", sagte der Elf und sah sich dabei noch mehr um als Adia vorher. Er fühlte sich sichtlich unwohl bei dem, was er zu tun hatte. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now