Kapitel 2.03 - Recherchen

345 28 3
                                    

Kapitel 2.03 – Recherchen 

 Severus wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Hermine ihn aufweckte. Sein Schädel dröhnte. Er sah sich blinzelnd um. Das Wohnzimmer. Die Couch. War er nicht schon mal so aufgewacht? Er stöhnte. 

 Hermine hielt ihm eine Phiole entgegen und als er kurz daran roch, erkannte er den Schmerztrank. Er kippte ihn in einem Zug runter. „Danke", sagte er und setzte sich auf. 

 „Dafür nicht. Wenn ich Adia schon nicht zügeln kann, kann ich wenigstens ihr Chaos aufräumen." Sie setzte sich auf den Tisch hinter sich. 

 Severus sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. 

 „Ja, Sie ..." Hermine unterbrach sich. „Du?" 

 Er zuckte mit den Schultern. Sie war zum Sie zurückgekehrt, es war ihm inzwischen völlig gleich.

 „Du hattest recht", murmelte sie daraufhin. 

 Severus nickte langsam. Aber er wollte darüber nicht mit ihr reden. „Woher kommen diese Kopfschmerzen?", fragte er. 

 „Vom Sturz. Du hattest eine Platzwunde am Kopf. Sie sollte inzwischen weitestgehend verheilt sein." 

 „Gut eine Heilerin im Haus zu haben", stellte er fest und lehnte sich nach hinten. Ein leichtes Pochen war geblieben, aber damit kam er nach siebzehn Jahren in Hogwarts zurecht. 

 „Schon", erwiderte Hermine mit einem leisen Lächeln. Dann griff sie hinter sich und hielt ihm ein kleines Glasfläschchen hin, in dem eine weiße Substanz war, nicht flüssig, nicht gasförmig. Eine Erinnerung. „Die solltest du dir anschauen." 

 Er nahm ihr die Glasflasche aus der Hand. „Das werde ich." 

 Sie zögerte, biss sich auf die Unterlippe. Dann ließ sie ihren Zauberstab aus dem Ärmel in ihre Hand gleiten. „Und den solltest du auch nehmen." 

 Severus tat es, wich dabei aber ihrem Blick aus. Hermines Einsicht kam mit einem Preis, den er lieber nicht gezahlt hätte. Adia hatte jetzt zwei Feinde im Haus – und einer davon konnte sich nicht vor ihren Angriffen schützen. Aber noch weniger als Adia gegen Hermine aufzubringen, wollte er sie weiterhin bewaffnet wissen. Erst recht nicht solange er es nicht war. 

 „Ich geh dann mal. Ich hab noch ein Protokoll über die letzte Unterrichtsstunde zu schreiben."

 Er nickte und sah ihr hinterher. Dann stand auch er auf und ging in sein Zimmer hinauf. Er hatte sich eine Erinnerung anzusehen. 

- - -

 Es war die Erinnerung an die Zubereitung des Vicissitudo Virtus. Hermine hatte einen Weg gefunden, ihm mitzuteilen, welche Zutaten sie neben den Standardzutaten hinzugefügt hatte, ohne es Adia wissen zu lassen. Jedenfalls vermutete er, dass Adia nicht wusste, welche Erinnerung Hermine ihm gegeben hatte. 

 Erst war er überrascht gewesen, dass sie seine Pläne zu erahnen schien. Und dann fiel ihm ein, dass sie Hermine Granger war, auch wenn sie jetzt Weasley hieß. Sie hatte schon immer mehr verstanden und mehr gewusst, als gut für sie war. 

 Severus schob das kleine Denkarium von sich und holte seine Notizen hervor. Sekret der Drosera, schrieb er auf, Ebenholz, Mischung Drachenblut/Ronald Weasleys Blut, Einhorntränen. Er rümpfte die Nase. Hatten es denn unbedingt Einhorntränen sein müssen? 

 Aber zumindest erklärte das, warum er noch am Leben war. Er hatte sich gefragt, warum Adia ihm nicht den Todesfluch auf den Hals gehetzt hatte. Wütend und impulsiv genug wäre sie gewesen (die Impulsivität kam definitiv von Weasleys Blut, auch wenn Weasley niemals den Todesfluch benutzt hätte). Aber die Einhorntränen waren eine so mächtige reine Komponente, dass sie vermutlich nicht in der Lage war, Schwarze Magie anzuwenden. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now