Kapitel 1.14 - Der Überraschungseffekt

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Kapitel 1.14 – Der Überraschungseffekt 

 Die nächste Erinnerung, die an Severus vorbeizog, war für seine Zwecke eigentlich vollkommen unwichtig. Und dennoch sah er sie sich an. 

 Hermine befand sich im Hauptquartier des Ordens und lernte – soweit er dies beurteilen konnte – für ihre Abschlussprüfung zur Heilerin. Die Prüfung musste zumindest irgendwann in diese Zeit gefallen sein. Es war vollkommen ruhig, möglicherweise nachts. Sie schien sich wohl zu fühlen.

 Dann wurde die Haustür brutal aufgetreten und Hermine stand keine Sekunde später mit ihrem Zauberstab in der Hand im Flur, um wen auch immer gebührend zu empfangen. Zu ihrer Erleichterung war es die Truppe der Ordensmitglieder, die diese Nacht für die Patrouille zuständig gewesen war. 

 Severus kannte diese Patrouillen und hasste sie leidenschaftlich. Es passierte entweder nichts oder das Schlimmste und hier schien der zweite Fall eingetreten zu sein. Kingsley Shacklebolt und Alastor Moody stützten eine nahezu bewusstlose Nymphadora Tonks. Hermine wurde blass.

 „Es waren sieben!", grollte Alastor, als wäre nicht er ins Haus, sondern Hermine in eine erhitzte Diskussion geplatzt. 

 Hermine hörte ihm nicht zu, sie war mit ihrer Aufmerksamkeit komplett bei Tonks. Sie hatte eine große, fleischige Wunde am Bauch, die stark blutete. 

 „Haben uns aus dem Hinterhalt angegriffen!" 

 „Alastor ... lass gut sein", bat Nymphadora leise und versuchte auf eigenen Beinen zu stehen. Hermine musste rasch zugreifen, damit sie nicht zusammenbrach. 

 Kingsley hob sie auf seine Arme und brachte sie in die Küche, während Ginevra Weasley auf der Treppe erschien. Sie trug einen geblümten Schlafanzug und rieb sich die Augen. 

 „Ginny!", rief Hermine, als sie sie entdeckte, „Komm mit, ich brauche dich." 

 Sie eilte hinter den anderen her in die Küche. Mit der Lampe direkt über dem großen Tisch war sie perfekt für die Wundversorgung. Hermine schwang ihren Zauberstab und ein deutlich hörbares Prickeln lief durch den Raum.  

„Was war das?", fragte Mad-Eye sofort alarmiert. 

 Hermine verdrehte die Augen, während Ginevra grinste. „Desinfektion." Nachdem Alastor sich mit einem kurzen Nicken verabschiedet hatte (Severus wusste von früher, dass er vor der Wundversorgung immer flüchtete – selbst vor seiner eigenen, was zweifellos sein Aussehen erklärte), schob Hermine ihre Ärmel hoch und trat an den Tisch. „Hol mal die Tasche aus der Bibliothek, Ginny", murmelte sie, während sie das Shirt vorsichtig nach oben zog. „Weißt du, was dich getroffen hat?", fragte sie Nymphadora. 

 Ginevra eilte derweil aus der Küche und Severus glaubte zu hören, wie sie vor der Tür einige andere Ordensmitglieder davon abhielt, den Raum zu betreten. 

 „Nein, es war zu viel los", murmelte Nymphadora und zog die Beine an, soweit es ging, ohne Hermines Arbeit zu behindern. 

 „Okay", erwiderte diese ohne einen Ausdruck von Sorge oder Angst in der Stimme. Sie schien sich sicher zu fühlen in dieser Hektik. 

 In diesem Moment kam Ginevra in die Küche zurück und stellte eine altmodische Arzttasche auf einen Stuhl. Hermine ließ von Nymphadoras Wunde ab und öffnete die Tasche. Nach kurzem Suchen zog sie eine Phiole mit bläulichem Inhalt heraus. „Trink das!" 

 Sie tat es, verzog allerdings angewidert das Gesicht. „Was ist das?" 

 „Antibiotikum", erklärte Hermine und rümpfte die Nase, als sie das Blut um die Wunde entfernte und das Innere reinigte. „Das wird eine Narbe geben", nuschelte sie beiläufig und zückte ihren Zauberstab. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now