Kapitel 2.01 - Nachwehen

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- Part II -
Vom Spiel mit dem Teufel

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I know the further I go,
the harder I try, only keeps my eyes closed.
And somehow I've fallen in love
with this middle ground at the cost of my soul.
Yet I know, if I stepped aside,
released the controls, you would open my eyes.
That somehow, all of this mess
is just my attempt to know the worth of my life.
(Sleeping at Last – Mercury)

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Kapitel 2.01 – Nachwehen 

 In dieser Nacht nahm Severus etwas von Hermines Schlaftrank. Bevor sie aufstand, hatte er noch etwas zu erledigen. Nach vier Stunden war er wieder wach und immer noch beeindruckt davon, wie erholt er sich fühlte. Aber jetzt, wo er wusste, wie und unter welchen Umständen sie diesen Trank entwickelt hatte, hatte das ganze einen schalen Beigeschmack bekommen. Er stand auf und warf einen Blick in ihr Zimmer. Sie schlief, vollständig angezogen und zu einem Ball zusammengerollt. 

 Severus ging hinunter ins Labor. Der Ausnüchterungstrank, den er ihr vorhin gegeben hatte, war eine Entwicklung von ihm gewesen. Er war schnell zuzubereiten und wirkte sehr gründlich, dafür ließ er sich nicht lagern und verdarb bereits nach zwei Tagen. Und keiner der bekannten Katertränke half gegen die Beschwerden am nächsten Morgen. Er sollte den Schülern seines Hauses eine Lektion erteilen. Eine Lektion, die die meisten Slytherins noch zu lernen hatten: Dass es nicht für jedes Problem eine einfache Lösung gab. Dass man die Konsequenzen mancher Entscheidungen einfach tragen muss, so bitter sie auch sein mochten. 

 Aber natürlich hatte er auch einen wirksamen Katertrank entwickelt. Nicht mit der Absicht, ihn einem seiner Schüler zu geben. Es war nur einfach nicht seine Art, solche Lücken in seinen Entwicklungen zu lassen. Und für Hermine wollte er ihn zubereiten. Wenn sie eine Lektion gelernt hatte, dann die, dass Entscheidungen manchmal irreversible Konsequenzen nach sich zogen. 

 Davon abgesehen musste er nachher mit ihr reden. 

 Während er die Zutaten für den Trank heraussuchte und vorbereitete, gingen ihm ihre Erinnerungen durch den Kopf. Adia ... Jetzt, wo er wusste, dass es sie in Hermines Kopf gab, ergab vieles einen Sinn. All die Momente, in denen er Hermine kaum wiedererkannt hatte ... Vermutlich war Adia in diesen Momenten ganz dicht unter der Oberfläche gewesen. Zu dicht. 

 Er dachte an die Erinnerung, in der sie gegen die Todesser hatte kämpfen müssen. Hermine hatte Adia das Ruder überlassen, ohne ihr Aussehen zu verändern. Und er dachte an die Trankzubereitung für Lucius. Da hatte zweifellos Adia Hermine das Ruder überlassen, ohne ihr Aussehen zu verändern. Severus kannte sich nicht gut aus mit dem Vicissitudo Virtus, aber dieser Grad der Verschmelzung war zumindest mal besorgniserregend. Er fragte sich, wie viel Kontrolle Hermine schon an Adia abgetreten hatte. Wie oft sie Adia teilweise oder sogar ganz handeln ließ, ohne in ihre Gestalt zu wechseln. Und ob ihr das bewusst war. 

 Aber nicht nur Adia ging ihm durch den Kopf. Seine Gedanken kreisten auch um sein zweites Tagebuch. Das Tagebuch, das Hermine eingesteckt hatte, als sie in seinem Haus gewesen war, das aber nicht bei seinen persönlichen Gegenständen gewesen war. Er war überzeugt, dass sie es mit hergenommen hatte. Niemals hätte sie das zurückgelassen. Er wusste nur nicht, warum sie es ihm nicht gegeben hatte. Und es ärgerte ihn, dass sie das nicht getan hatte. Es standen sehr persönliche Dinge in diesem Tagebuch. Zusammenhanglose Dinge. Verworrene Dinge. Sie waren für niemandes Augen bestimmt, nicht mal mehr für seine eigenen. 

 Severus schob die Gedanken beiseite, als er einen Kessel mit Wasser aufsetzte und begann, den Trank zuzubereiten. Er musste sich konzentrieren.

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Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now