Kapitel 3.12 - Zurück

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Kapitel 3.12 – Zurück 

 „Was, wenn sie mich hassen, Severus?" 

 Er blinzelte in die Dunkelheit der Nacht. Anscheinend war sie genauso schlaflos wie er. Ihr Atem strich warm über seine Brust. „Das werden sie nicht." 

 „Woher willst du das wissen? Ich bin eine furchtbare Witwe. Ich habe Ron so schnell vergessen. Sie werden mich hassen." Ihre Stimme zitterte. 

 Er rieb sich über die Stirn. „Du hast Weasley nicht vergessen. Du trägst seinen Ring an deiner Kette." 

 „Und dein Kind in meinem Bauch", murmelte sie leise. 

 „Ja", grollte er. Was nicht ihre Schuld war. Sie hatten genau das zu verhindern versucht! „Sie werden das Kind lieben." 

 „Warum glaubst du das?" 

 „Weil es dein Kind ist und weil sie dich lieben." Ihn würden sie hassen. Im besten Fall. Aber Hermine und das Kind ... sie würden sie lieben. Sie würden ihre Rückkehr feiern und sie würden das Ende des Krieges feiern und Severus würde sich aus all dem raushalten und in sein Haus gehen und sich darauf vorbereiten, im besten Fall gehasst und im schlimmsten Fall von irgendwem umgebracht zu werden. Vielleicht von Alastor. 

 „Wie soll ich ihnen das bloß erklären?" 

 Severus zog die Augenbraue hoch. Was einfach ein Reflex war, denn in der Dunkelheit konnte sie es ohnehin nicht sehen. Musste sie das überhaupt erklären? War es nicht selbsterklärend? Er würde jedenfalls niemandem irgendetwas erklären, es ging sie nichts an. Aber das war vermutlich nicht Hermines Art. „Warte am besten ab, bis sie dir zuhören. Du konntest es mir erklären, als ich bereit war zuzuhören, du wirst es auch ihnen erklären können." 

 Sie seufzte schwer. „Ich hab Angst, Severus." Und nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich davor solche Angst haben würde." 

 Er zog sie dichter an sich. Nein, das hatte er auch nicht gedacht.

- - -

 Nach einer schlaflosen Nacht waren sie um fünf aufgestanden und hatten angefangen, ihre Sachen einzupacken. Er hatte die kleine Kiste, in der Albus seine persönlichen Dinge vor über einem Jahr für ihn deponiert hatte, in eine Reisetasche verwandelt und stapelte seine magisch verkleinerte Kleidung, Bücher, und Notizen hinein. Schließlich legte er den restlichen Kleinkram hinein und zog den Reißverschluss zu. 

 „Was machen wir mit dem Felix Felicis?", fragte Hermine, nachdem sie mit dem Packen ihrer Sachen fertig war. 

 Er wandte sich zu ihr um und seine Augenbrauen zuckten kurz, als er das locker fallende Shirt bemerkte, das sie trug. Es verbarg ihren Schwangerschaftsbauch komplett. „Ich werde ihn mit in mein Haus nehmen. Wir können dort weiter daran arbeiten", sagte er, nachdem er sich von diesem Anblick losgerissen hatte. „Du wirst ohnehin regelmäßig zu mir kommen müssen, um deine Ausbildung fortzusetzen." 

 Hermine setzte mehrmals zum Sprechen an, schloss aber jedes Mal wieder ihren Mund, ohne ein Wort gesagt zu haben. Dann sah sie auf ihre Finger hinunter. 

 „Was?", fragte Severus. 

 Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Lippe. „Wo werden wir wohnen, Severus?" 

 Er zog die Augenbrauen hoch. „Ich werde im Haus meiner Eltern wohnen, so wie vorher auch."

 Hermine schluckte. „Und ich?", fragte sie leise. 

 Severus seufzte leise und rieb sich die Stirn. Nachdem sie über vierzehn Monate lang zusammengelebt hatten, konnte er sich nicht mehr vorstellen, allein im Haus seiner Eltern zu sein. Aber darum ging es nicht, oder? Sie musste wenigstens die Chance bekommen, ihr altes Leben eine Weile lang weiterzuleben; sie musste wenigstens schauen, ob es ihr nicht doch besser gefiel als das, was er ihr bieten konnte. „Dort, wo du vorher gewohnt hast", sagte er also hohl. 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now