Kapitel 2.11 - Chaos

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Kapitel 2.11 - Chaos 

 Am nächsten Morgen klopfte Severus an Hermines Zimmertür. „Was willst du?", fragte Adia durch einen schmalen Spalt. 

 „Weitermachen." 

 Sie runzelte die Stirn. „Bist du plötzlich scharf darauf, Fragen zu beantworten?" 

 „Nein. Ich bin scharf darauf, dich loszuwerden." 

 Sie verdrehte die Augen. „Warte ... irgendwo unten. Ich komm gleich." Und knallte die Tür wieder zu.

- - -

 „Kennst du das Gefühl, dass dein Leben bald vorbei sein wird und du noch so viel ... Bedeutendes wie möglich in dieser kurze Zeit tun und erleben möchtest?" 

 Severus sah zu Adia auf, die mit zwei Gläsern Feuerwhiskey in der Hand auf die Terrasse trat. Sie gab ihm eines davon und setzte sich. „Hast du da was reingemischt?", fragte er mit schmalen Augen. 

Sie seufzte, dann nahm sie ihm sein Glas aus der Hand und gab ihm ihres. „Besser?" 

 Severus zog eine Augenbraue hoch. „Hast du hier was reingemischt, weil du wusstest, dass ich das fragen würde?" 

 Sie biss die Zähne aufeinander, holte tief Luft. Dann trank sie erst ihr Glas in einem Zug leer und nahm ihm anschließend seines ab, um das gleiche damit zu tun. „Da wir das nun geklärt hätten, könnten wir zu meiner Frage zurückkehren?" 

 Er beobachtete sie dabei, wie sie die leeren Gläser auf den Boden stellte. „So viel Alkohol am frühen Morgen?" 

 „Fick dich, Severus", sagte Adia. 

 Er schnaubte und lehnte sich zurück, schloss die Augen. Es war noch frisch auf der Terrasse, die Sonne stand auf der anderen Seite des Hauses und tauchte sie in Schatten. Er glaubte Adias Blick auf sich zu spüren. Kannte er dieses Gefühl, nach dem sie ihn gefragt hatte? „Ja", sagte er schließlich. 

 „Ja was?", schnappte sie. 

 Er sah sie an. „Ja, ich kenne dieses Gefühl." 

 Ihre Mimik wurde etwas weicher. „Und hast du noch was Bedeutendes getan oder erlebt?" 

 Er runzelte die Stirn. Lange Zeit sagte er nichts. Was sollte er auch sagen? Seitdem er vor sechs Jahren in die Reihen der Todesser zurückgekehrt war, war die Möglichkeit seines Todes ein ständiger Begleiter gewesen. An keinem Morgen hatte er mit Sicherheit sagen können, dass er den Abend noch erleben würde. Hatte er Bedeutendes getan oder erlebt in dieser Zeit? Mit Sicherheit. War es auf die Art bedeutend gewesen, die Adia gemeint hatte? Wohl kaum.

 „Severus?" 

 Wieder wandte er sich ihr zu. „Ja, hab ich." 

 Sie öffnete den Mund, um etwas zu fragen, aber noch während sie das tat, schien sie zu spüren, dass er keine Details darüber erzählen würde. Zu seiner Überraschung akzeptierte sie das und klappte den Mund wieder zu. 

 „Warum warst du so wütend auf mich?", nutzte nun Severus ihr Schweigen für seine Zwecke. 

 Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das musst du schon etwas spezifizieren." 

 Er schnaubte. „Am Anfang, Adia. Als ich noch nichts von dir wusste." 

 „Oh, das ..." Sie stützte den Kopf in die Hand. „Ich war nicht wütend auf dich. Ich war wütend auf Hermine. Sie schob mich die meiste Zeit nach vorn, verhinderte aber, dass ich mich dir zeige. Ich wusste, dass sie es hassen würde, wenn ich mich mit dir anlege." 

Advocatus DiaboliWhere stories live. Discover now