Kapitel 2.10 - Menschlichkeit

310 24 3
                                    

Kapitel 2.10 – Menschlichkeit 

 Es war früh und absolut still auf der Terrasse. Als Severus aus dem Haus trat, schloss er die Augen und atmete mehrmals tief durch. Das verdammte Haus erstickte ihn. Dafür sorgen zu müssen, dass Adia diesen Trank nahm, erstickte ihn. Die Sorge um Hermine ... Er atmete schwer aus. 

 Er setzte sich und rieb sich die juckenden Augen. Viel hatte er in der letzten Nacht nicht geschlafen. Auch wenn er Adia irgendwie glaubte, dass sie ihn nicht angreifen würde, war ein Teil von ihm darauf vorbereitet gewesen, dass sie es doch versuchte. 

 Schließlich schlug er das Tagebuch auf und blätterte durch die Seiten, bis er den ersten Eintrag gefunden hatte, den er noch nicht kannte.

06.06.2001

Ich komme einfach nicht weiter mit den Hauselfen. Bin letzte Nacht in Malfoy Manor geblieben. Draco war einverstanden, bei Adias vorgetäuschter Affäre zu bleiben. Sie hat es beim Abendessen für meinen Geschmack ein bisschen zu weit getrieben, aber es hat wohl seinen Zweck erfüllt.
Keiner der Elfen war bereit zu helfen. Draco hat ein paar von denen, deren Namen er kennt, zu sich gerufen und mich mein Glück versuchen lassen. Da Draco ihnen auch immer noch Befehle erteilen kann, werden sie niemandem davon erzählen. Aber es war auch keiner von ihnen bereit, mich in die Verliese zu bringen.
Das alles macht mich nervös, Sir. Es ist schon so viel Zeit vergangen. Ich suche seit zwei Monaten nach Ihnen. Wenn Draco sich nicht so absolut sicher wäre, dass Sie noch am Leben sind, hätte ich vielleicht schon aufgegeben. Wie viel Folter kann ein Mensch ertragen? Es tut mir ...
 

 „Hast du das immer noch nicht durch?" 

 Severus zuckte unmerklich zusammen und hob den Blick, während er das Buch zufallen ließ. „Offensichtlich nicht", schnarrte er. 

 Adia setzte sich auf den anderen Stuhl. Auf Hermines Stuhl. Ein Muskel unter Severus' Auge zuckte. „Wie hast du es eigentlich gefunden?" 

 „Mit einem Aufrufezauber." 

 „Du wusstest, dass sie es hat?" 

 „Ja. Ich hab es in den Erinnerungen gesehen, die du mir gezeigt hast." 

 Adia nickte langsam. „Sie hasst es, dass du es liest." 

 Er schnaubte. „Ich hasse es, dass sie reingeschrieben hat." 

 „Tatsächlich?" 

 Severus wandte den Blick ab. Nein, eigentlich war er froh darüber. „Zumindest schließt es ein paar Lücken." 

 „Was für welche?" 

 „Die Beltane-Feier zum Beispiel." Er beobachtete ihre Reaktion darauf und nun war sie es, die den Blick abwandte. „Warum hast du mir die nicht gezeigt, als ich in Hermines Geist war?" 

 Adia zuckte mit den Schultern. „Ich hatte nicht viel Zeit, das erschien mir nicht so wichtig."

 Severus vermutete, dass die wahren Gründe woanders lagen. Dass Adia gezielt Erinnerungen vor ihm verborgen hatte, die sie in einem schlechten Licht dastehen ließen. Nicht dass er ihr das vorwarf; er hätte es an ihrer Stelle genauso getan. 

 „Nachdem du nun ein ziemlich vollständiges Bild von unseren letzten Monaten hast ... Wie wäre es, wenn du ein paar unserer Lücken schließen würdest?", fragte Adia nach einer Weile. 

 „Die da wären?" 

 Sie sah ihn an und zum ersten Mal fand er in ihrem Blick keinen Stolz, keinen Wunsch danach, ihn zu übertrumpfen, sondern nur aufrichtiges Interesse. „Was haben sie dir angetan in deiner Gefangenschaft?" 

Advocatus DiaboliOnde histórias criam vida. Descubra agora