Kapitel 3.11 - Der letzte Mensch

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Kapitel 3.11 – Der letzte Mensch 

 Er lag neben ihr auf der Seite, den Kopf in die Hand gestützt und sah sie an. Es war warm hier oben, sie hatten die Tür geschlossen und die Sonne stand mal wieder hoch am Himmel. Die Dimensionsbarriere war wie die Scheiben eines Gewächshauses. 

 Jedenfalls hatten sie sich nicht zugedeckt, bevor sie nochmal eingeschlafen waren, und jetzt lag sie nackt und begehrenswert in seinem Bett. Severus' Blick glitt über ihren Körper, als würde er sie das erste Mal sehen. Merlin, er hatte es so vermisst, sie sehen zu können! Er bekam einfach nicht genug davon. 

 Sein Blick blieb an ihrem Bauch hängen. Es war eine sehr zarte Wölbung und hätte er nicht gewusst, dass sie vorher sehr schlank gewesen war, wäre ihm das niemals als Schwangerschaftsbauch aufgefallen. Aber so ... Er schluckte. Ein Kind. Niemals war ein Kind Teil seiner Lebensplanung gewesen. Niemals hatte er sich vorstellen können, dass jemand Kinder mit ihm würde haben wollen. 

 Severus hielt sich nicht für einen geeigneten Menschen, um ein Kind großzuziehen. Er hasste Kinder. Leidenschaftlich. Dass Albus ihn gezwungen hatte zu unterrichten, hatte nicht dabei geholfen. Was, wenn er sein eigenes Kind genauso hassen würde wie die kleinen Kröten in Hogwarts? Was, wenn er sein Kind genauso verkorksen würde, wie seine Eltern ihn verkorkst hatten? Auch sie waren Menschen gewesen, die besser kein Kind bekommen hätten. Jedenfalls sein Vater. Mit dem richtigen Mann an ihrer Seite wäre seine Mutter vielleicht irgendwie zurechtgekommen. Mit dem richtigen Mann hätte aus ihm vielleicht so was wie ein guter Mensch werden können. 

 Würde sein Kind irgendwann mal das gleiche über ihn denken? Er rümpfte die Nase. 

 Davon mal abgesehen würde das Kind seine Beziehung zu Hermine verändern. Bald würden sie nicht mehr allein sein. Sie würden es niemals wieder sein. Ein neues Leben, ein neuer Charakter würde sich dazwischen stellen. Er mochte den Gedanken nicht. Sie hatten gerade erst zueinander gefunden und er war so hungrig nach ihr und dem, was sie miteinander hatten, dass er sie mit niemandem teilen wollte. Nicht mal mit seinem Kind. 

 Er seufzte. Wie hatte das bloß passieren können? Severus schloss die Augen und versuchte, sich an den Nachmittag zu erinnern, an dem Hermine den Verhütungstrank zubereitet hatte. Sie hatte keinen Fehler gemacht. Da war er sich absolut sicher. Es wäre ihm aufgefallen. Und sie hatte auch nicht vergessen, den Trank zu nehmen. Auch darauf hatte er geachtet, denn ein Kind war kein Teil seiner verdammten Lebensplanung gewesen! 

 Irgendwann hätten sie sich natürlich mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Hermine hatte zwar so freizügig behauptet, Kinder seien ihr nie so wichtig gewesen, aber er hatte gesehen, wie sehr sie unter dem Verlust ihres ersten Kindes gelitten hatte. Sie brauchte Kinder in ihrem Leben. Sie hätte irgendwann angefangen ihn zu hassen, wenn sie seinetwegen darauf verzichtet hätte. Vielleicht wäre das tatsächlich ein Punkt gewesen, an dem sie gescheitert wären. 

 Nun, diese Frage stellte sich jetzt nicht mehr. Sie würde eine verdammt gute Mutter werden. Und er ein verdammt mieser Vater. 

 Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger unter die Brille und über seine Augen. Dann schwang er die Beine aus dem Bett und zog sich an. 

 Hermine regte sich hinter ihm. „Was hast du vor?", fragte sie verschlafen. 

 „Ich werde jetzt herausfinden, warum du trotz Verhütungstrank schwanger geworden bist."

 „Hast du eine Idee?", fragte sie und setzte sich auf. 

 Er schnalzte mit der Zunge, während er den Reißverschluss an seiner Hose schloss. „Der Trank war korrekt zubereitet und du hast ihn zuverlässig eingenommen. Es ist also weder ein Herstellungs- noch ein Anwendungsfehler gewesen. Du hast den Trank früher schon genommen und bist erst schwanger geworden, als du ihn vergessen hast, außerdem hast du nicht ungewöhnlich darauf reagiert. Eine Unverträglichkeit kann es also auch nicht sein. Das lässt nur einen Schluss zu." Er warf sich das Hemd um die Schultern und begann die Knöpfe zu schließen. „Eine oder mehrere der Zutaten waren nicht in Ordnung." 

Advocatus DiaboliNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ