Kapitel 2

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Kapitel 2

 Hermine war außer Atem, als sie ein Stockwerk tiefer zur Tür hereinstürzte. „Tut mir so leid, dass ich zu spät bin!", überfiel sie ihren Kollegen im Dienstzimmer und wäre beinahe über ihre eigene Tasche gestolpert, während sie den Schrank aufriss und ihre Arbeitskleidung suchte. 

 „Es sind doch nur fünf Minuten", erwiderte Glen gleichmütig und schloss seinen limonenfarbenen Umhang, „Kein Grund, so aus dem Häuschen zu sein. Zieh dich in Ruhe um, ich geh schon mal raus."

 „Danke!" Hermine lächelte mühsam und kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, sank sie auf einen Stuhl und verbarg das Gesicht hinter ihren Händen. In ihren Ohren rauschte es. „Okay", murmelte sie nach ein paar Sekunden und stand auf, um sich umzuziehen.

 Sobald sie Snapes Zimmer betreten hatte, war sie durch und durch Ärztin gewesen. Nicht Heilerin, Ärztin. Da war nur noch ein Arm, eine Vene gewesen und eine Nadel, die genau dort hinein musste. Der Zugang hatte sich unerwartet gut legen lassen; bei seinem dehydrierten Zustand hatte sie mit mehr Problemen gerechnet. Nun mussten erst mal ein paar der Infusionsbeutel durchlaufen und Hermine eine Schicht auf ihrer Station ableisten, ehe sie sich weiter mit ihm beschäftigen konnte. Sie hatte Suzie gezeigt, wie sie die Beutel vorbereiten und wechseln musste, und nach ihrer Schicht würde Hermine selbst noch mal hochgehen und nach ihm sehen. Professor McGonagall hatte sie zurück nach Hogwarts geschickt. Hier gab es im Moment nichts, das sie für Snape tun konnte. 

 Aber es hätte eine Menge gegeben, das Hermine noch hätte tun können. Sie hätte Snape auf die Muggelart untersuchen können. Sie hätte recherchieren können, in was für einem Zustand er sich befand und vor allem, wodurch er ausgelöst worden war. Sie hätte ... gerade gern etwas davon getan, anstatt jetzt hier ihren Dienst anzutreten. Je eher sie dieses Rätsel löste, desto eher konnte sie ihn wieder ignorieren und in ihr geregeltes Leben zurückkehren. In das Leben, in dem sie sich nicht mit den alten Gefühlen auseinandersetzen musste. 

 Hermine wollte den Aufenthaltsraum gerade verlassen und Glen mit den wartenden Patienten helfen, als jemand die Tür aufstieß und sie Hermine direkt ins Gesicht geschlagen hätte, wenn sie nicht einen Satz nach hinten gemacht hätte. „Oh, entschuldige! Hab ich dich getroffen?" Heiler Matthews.

 „Nein, alles gut", beruhigte Hermine ihren derzeitigen direkten Vorgesetzten. 

 „Gut, gut. Was wollte ich noch gleich?" 

 Hermine lächelte. Das verging ihr jedoch schlagartig, als er fortfuhr: „Egal. Aber wo ich dich gerade treffe: Du hast immer noch keinen Urlaub eingereicht!" 

 Hermine senkte den Blick. Sie schob das leidige Thema seit Wochen vor sich her. Sie wollte keinen Urlaub machen. Sie wusste nichts mit sich anzufangen, wenn sie nicht arbeiten durfte. Und deswegen drohten vier Wochen Resturlaub zu verfallen. Wogegen Hermine auch nicht das Geringste einzuwenden hatte. „Ich will ...", setzte sie deswegen mit einem Anflug kindischer Sturheit zu ihrer üblichen Antwort an, aber dann dachte sie an ihren neusten Patienten im Stockwerk über sich. Sie blinzelte mehrmals. „Du hast recht", sagte sie gedankenverloren. „Ab wann könnte ich denn den Urlaub nehmen?"

 Heiler Matthews zog die Augenbrauen in die Stirn. „Wie, ab wann?" 

 „Na, wie lange vorher muss ich den einreichen?" 

 Er war einen Moment lang sprachlos; nach all den Diskussionen, die sie in den letzten Wochen mit ihm geführt hatte, hatte er damit offensichtlich nicht gerechnet. „Wann möchtest du denn gehen?" 

 „So bald wie möglich."

 Er lachte kurz und sehr freudlos auf. „Erst wehrst du dich wochenlang und jetzt kann es dir nicht schnell genug gehen?" 

Medicus IIINơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ