Kapitel 18

299 24 0
                                    


Kapitel 18

Es regnete in Strömen, als Hermine am Mittwochabend vor Severus' Tür apparierte. Sie klopfte eilig und zog ihren Umhang über den Kopf, um sich vor der Nässe zu schützen, aber der Regen war so heftig, dass sie schon nach wenigen Sekunden merkte, wie ihr das Wasser in den Nacken sickerte und den Rücken hinablief. Sie sprang Severus quasi direkt in die Arme, als er endlich die Tür öffnete.

„Es tut mir leid!", sagte sie schnell, „Ich hab nicht mit Regen gerechnet. In London war es trocken!"

Severus, der einen Schritt zur Seite getreten war, sah hinab auf die kleine Pfütze, die sich unter ihr auf dem Boden bildete. „Hier nicht."

„Was du nicht sagst", entgegnete Hermine und verdrehte die Augen. Sie zog ihren am Rücken völlig durchnässten Umhang aus und trocknete ihn mit Hilfe ihres Zauberstabes. Kleine Dampfwolken stiegen in die Luft.

„Dreh dich her, ich trockne deinen Pullover", bot Severus an. Die Wärme des Zaubers strich über ihren Rücken und die aufsteigende warme Luft trocknete auch ihre Haare. Sie kräuselten sich jetzt wild am Hinterkopf und Hermine versuchte, sie mit den Fingern zu bändigen, aber es war zwecklos.

Schließlich wandte sie sich wieder zu ihm um und lächelte. „Danke."

Er nickte mechanisch, während er der noch immer offen stehenden Tür einen Stoß versetzte.

Kurz darauf kuschelte Hermine sich in ihren Sessel vor dem Kaminfeuer. „Ich hab es vermisst, hier zu sein", sagte sie ohne groß nachzudenken und steckte die Hände in die Ärmel des jeweils anderen Arms.

„Tatsächlich?" Severus saß ein bisschen nach vorn gelehnt, die Ellbogen auf die Armlehnen des Sessels gestützt. Selbst im warmen Licht des Feuers sah er blass aus.

„Ja."

Er sah ihr tief in die Augen, als sie es sagte, so als wolle er sehen, ob das die Wahrheit war. Anscheinend bestand sie seine Prüfung, denn er nickte und sah hinab auf seine verschränkten Hände. „Ich hab gehört, du hast Minerva besucht."

„Ja, hab ich. Woher wusstest du, dass ich zu ihr gehen würde?"

„Ich wusste es nicht. Ich habe gehofft, dass du zu ihr gehen würdest, wenn es ... dir zu viel wird." Er machte eine kleine Pause, dann fügte er hinzu: „Und nicht zu Ginevra."

Hermine nickte langsam. „Danke für deine Erlaubnis, mit Professor McGonagall offen zu reden."

„Danke, dass du sie nicht genutzt hast."

Sie senkte den Blick. „Ich dachte wirklich, ich bräuchte jemanden, mit dem ich über all das reden kann, was du durchgemacht hast. Professor McGonagall war ... ein Kompromiss. Ich wusste, dass ich nicht so offen mit ihr reden könnte, wie ich es wollte, aber sie wusste wenigstens etwas. Erst als ich deine Erlaubnis in der Hand hielt, wurde mir bewusst, dass ich nicht reden wollte, weil der Inhalt deiner Erinnerungen mich überfordert hatte, sondern weil ... ich Angst hatte, ich hätte das hier kaputt gemacht."

Severus schnaufte leise. „Wie kamst du darauf?"

„Du hast mich beim letzten Mal quasi rausgeworfen und wolltest mich anderthalb Wochen lang nicht sehen."

„Ich bat dich zu gehen, höflich. Ein Rauswurf sieht bei mir anders aus. Was du eigentlich wissen solltest, denn ich habe dich vor nicht allzu langer Zeit rausgeworfen und das schien dich nicht so verunsichert zu haben."

„Stimmt", entgegnete Hermine nachdenklich. „Das entsprach mehr dem Verhalten, das ich schon von dir kenne. Dieses Mal warst du so ... ruhig. Das hat mir Angst gemacht."

Medicus IIIDonde viven las historias. Descúbrelo ahora