Kapitel 38

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Kapitel 38

Severus aus den Erinnerungen herauszuholen, funktionierte zu ihrem Erstaunen genauso gut wie beim letzten Mal. Sie wusste immer noch nicht, wie sie es machte, es passierte einfach, wenn sie daran dachte.

Als sie außerhalb des Erinnerungsstrangs in seinem Geist war, überlegte Hermine, was sie damit machen sollte. Er war immer noch stark, nahezu überwältigend. Sie musste höllisch aufpassen, dass er sie nicht mitzog, obwohl sie sich mit ihrem Schild zu schützen versuchte. Severus würde ihn kaum ausreichend kontrollieren können. Er war zutiefst erschöpft, die restlichen Gedanken- und Erinnerungsfäden um sie herum bewegten sich nur sehr langsam. Einzig der Strang vor ihr war agil. „Ich sperr ihn erst mal wieder weg, okay?", sagte sie in Severus' Geist hinein.

Er gab ein Geräusch von sich, das sie weder als Zustimmung, noch als Ablehnung erkennen konnte. Also traf sie die Entscheidung selbst.

Hermine stellte sich eine Blase vor, die sich um den Erinnerungsstrang bildete. Sie war elastisch und würde ein wenig nachgeben, wenn die Erinnerungen sich wieder ausdehnen wollten – aber nicht genug, um Probleme zu machen. Und vor allem würde sie nicht reißen. Sie beobachtete, wie sich die dünne milchige Haut um den Erinnerungsstrang legte und kleiner wurde, so dass er etwas schrumpfen musste. Anschließend zog sie sich aus Severus' Geist zurück.

Sein Blick traf sie, aber nur kurz. Er verzog das Gesicht, stöhnte. Anscheinend bereitete ihm schon das schummrige Licht des Feuers Schmerzen. Die Ader an seinem Hals flatterte unter der blassen Haut, er schwitzte. Schwerfällig hob er seine zitternden Hände und presste sich die Ballen gegen die Stirn.

„Warte kurz", sagte sie leise und ging ins Bad; nach dem letzten Mal, das diese Erinnerungen ihn gequält hatten, hatte er sich von dort einen Schmerztrank geholt. Sie fand ein paar Phiolen davon im Spiegelschrank über dem Waschbecken und ging zu ihm zurück. Der Korken ploppte leise, als sie ihn aus dem Flaschenhals zog. Sie nahm seine Hand und drückte ihm das Glasgefäß hinein. „Trink das."

Er tat es langsam, Schluck für Schluck. Hermine konnte beobachten, wie sein Körper sich entspannte und der Puls ruhiger wurde. Mit geschlossenen Augen blieb er schließlich sitzen, die leere Phiole immer noch in der Hand.

„Kannst du reden?", fragte Hermine nach einer Weile.

„Nein."

Sie zog eine Augenbraue hoch; anscheinend war das eher ein nicht Wollen, aber sie würde es akzeptieren. „Dann lass uns schlafen gehen." Sie stand auf und löschte das Feuer im Kamin, nahm ihm die Phiole aus der Hand und wollte sich seinen Arm um die Schulter legen, aber Severus wehrte sich dagegen. Erst als er beim Aufstehen beinahe wieder in den Sessel zurück kippte, weil seine Beine unter seinem Gewicht nachzugeben drohten, ließ er ihre Hilfe zu.

Es war mühsam, ihn aus dem Sessel die Treppe hinauf ins Gästezimmer zu bringen. Der Flur war eng, sie stieß sich mehrmals ihre rechte Schulter und er sich sicherlich auch seine linke. Aber irgendwann hatten sie es geschafft und sie half ihm, sich hinzulegen. Er schlüpfte aus seinen Schuhen und dann vollständig bekleidet unter die Decke. Hermine glaubte, ihn mit den Zähnen klappern zu hören.

Bevor sie sich selbst schlafen legte, ging sie ins Bad, putzte sich die Zähne und wusch sich das Gesicht. Severus so geschwächt zu sehen, war beängstigend. Die Versuchung, ihm einen Stärkungstrank zu geben, nur um mit ihm reden und sicher gehen zu können, dass es wirklich nur Erschöpfung war, war groß. Aber der Trank würde ihn wach halten und er hatte in der letzten Woche schon genug Tränke genommen, um die Nächte wach zu bleiben. Er brauchte trankfreien Schlaf genauso wie sie selbst ihn brauchte. Sie konnten morgen reden.

Medicus IIITempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang