Kapitel 25

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Kapitel 25

Es war ein animalischer Schrei. Ein Schrei, der ihn aus seinem Sessel hob. Er schrie so lange, dass Hermine glaubte, er würde nie wieder damit aufhören. Sie konnte nur schwer dem Impuls widerstehen, sich die Hände auf die Ohren zu pressen. Sie hielt das nicht aus! Ihr Herz raste, in ihren Ohren rauschte es.

Aber irgendwann ging ihm die Luft aus und er keuchte und krümmte sich zusammen. Sie atmete auf. Seine Hände schwebten ziellos durch die Luft, zitternd, als ob er nicht wüsste, welches schmerzende Körperteil er sich zuerst halten sollte. Schließlich zog er sich das Hemd aus der Hose und sah heftig atmend auf seinen Bauch hinab.

Hermine lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Was hatte dieser Kerl mit ihm getan, nachdem Severus sie aus der Erinnerung geholt hatte? Sie hielt die Luft an, als ihre Gedanken durcheinanderliefen. Sie erinnerte sich an die Wunden, die Ron ihr zugefügt hatte.

Schlammblut.

Nicht wie er es getan hatte, aber dass er es getan hatte. Sie starrte Severus' Bauch an. Die Haut war sehr blass, hob und senkte sich in einer irren Geschwindigkeit, die Rippen zeichneten sich scharf darunter ab.

Dann zog er den Stoff wieder runter und Hermine blinzelte. Severus gab sich keine Mühe, das Hemd zurück in die Hose zu stecken. Er atmete heftig und sein Kopf rollte über die Rückenlehne des Sessels. Sie griff nach seiner Hand. Sie war eiskalt, sogar noch kälter als ihre eigene. Ein dünner Schweißfilm stand auf seiner Stirn, er war richtig grau im Gesicht, und als sie ihre Fingerspitzen auf seine Pulsadern legte, spürte sie seinen Herzschlag darunter flattern. Hermine schüttelte den Kopf und fokussierte sich auf Severus. „Dein Körper reagiert auf die Erinnerung. Du musst ... schwer verletzt worden sein." Sie schluckte und suchte seinen Blick. „Du hast viel Blut verloren damals, oder?"

Er nickte ruckartig.

Mit weichen Beinen stand Hermine auf und ging zu ihm. Sie musste sich jetzt auf ihn konzentrieren. Professionell sein, Heilerin sein. Sie hatte jetzt keine Zeit für die Überlegungen, mit denen ihr Geist sie bombardierte. Sie musste ihm helfen. „Kannst du aufstehen?", fragte sie und hielt ihm ihre Hände entgegen.

Severus schluckte schwer. Sein Atem ging stoßweise, viel zu schnell, viel zu oberflächlich. Er hatte Schwierigkeiten, seinen Blick auf sie zu fokussieren, aber er nickte. Zweimal langte er daneben, als er ihre Hände ergreifen wollte.

Hermine half ihm und zog ihn auf die Füße. „Lass uns ein paar Schritte gehen."

Er stolperte einen Schritt nach vorn und sah dabei so konzentriert aus, als würde er gerade das explosive Erumpent-Sekret in einen Trank tropfen lassen.

„Es fällt dir schwer, das ist okay. Dein Körper ist so überzeugt davon, dass deine Erinnerung jetzt gerade passiert ist, dass er das Blut aus den Armen und Beinen zieht, um dich am Leben zu erhalten. Wir erinnern ihn jetzt daran, dass du nicht verletzt bist, okay?"

„Okay", sagte er heiser. Das warme Licht des Feuers zuckte auf seinem Gesicht und brach sich im Schweiß.

Hermine ging langsam rückwärts, so dass Severus ihr folgen konnte, ohne ihre Hände loszulassen. Die ersten paar Schritte stolperten sie mehr, als dass sie liefen. Dann wurde sein Gang allmählich flüssiger, genauso wie ihre Gedanken. Das hier war bekanntes Terrain; sie war Ärztin, Heilerin, sie wusste, wie sein Körper funktionierte und warum er tat, was er tat. Sie wusste, wie sie ihn dazu bringen konnte, damit aufzuhören.

Nachdem sie zwei Runden durch das Wohnzimmer gelaufen waren (die erste hatte Hermine rückwärts zurückgelegt, bei der zweiten Runde hatte Severus sich widerwillig bei ihr untergehakt), setzten sie sich wieder vor den Kamin. „Lassen die Schmerzen allmählich nach?", fragte Hermine.

Medicus IIIOnde histórias criam vida. Descubra agora