Kapitel 22

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Kapitel 22

Hermine wachte am nächsten Morgen von einem Licht auf. Erst war es ein Teil ihres Traumes, in dem sie sich auf einer hell erleuchteten Bühne wiederfand und einen Riverdance tanzen sollte – im Schlafanzug. Aber je mehr ihr der Schlaf entglitt, desto bewusster wurde ihr, dass das Licht tatsächlich da war.

Sie schlug die Augen auf und sah sich einem strahlend weißen durchscheinenden Pferd gegenüber. „Erinnerung Nummer 1", sagte es mit Ginnys Stimme und löste sich auf.

Hermine runzelte die Stirn. Sie stöhnte und warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor acht. Was für eine Erinnerung? Müde rieb sie sich die juckenden Augen. Egal. Sie fühlte sich absolut unfähig, jetzt aufzustehen – geschweige denn ihre Augen offen zu halten. Sie drehte sich auf die Seite und versuchte, nochmal einzuschlafen.

Aber sie fand keine Ruhe mehr. Eine Viertelstunde später stand sie doch auf und ließ Sonnenlicht ins Schlafzimmer. „Was für eine Erinnerung?", murmelte sie dabei.

Es dauerte noch einige Minuten, bis ihr Verstand wach genug war und es ihr wieder einfiel. Die Feier. Ihr Diplom. Sie hatte es Ginny erlaubt, sie daran zu erinnern. Hermine stöhnte und fuhr sich durch die Haare. „Aber doch nicht um diese Uhrzeit", nörgelte sie und gähnte herzhaft.

Sie war am Abend zuvor erst nach Mitternacht nach Hause gekommen. Irgendwann gegen zwei Uhr morgens war sie eingeschlafen. Die Dinge, die Severus ihr erzählt hatte, und Patricks Plan, an dem sie sich nun doch entschieden hatte teilzunehmen, waren ihr durch den Kopf gegeistert. Und sie taten es auch jetzt wieder, denn Minuten später fiel Hermine auf, dass sie bewegungslos vor dem Fenster gestanden und einen Punkt auf ihrem Fußboden angestarrt hatte, ohne ihn wirklich zu sehen.

Sie blinzelte mehrmals, wischte sich mit den Händen über das Gesicht und schlurfte ins Bad. Erst mal duschen.

- - -

„Ich hab deinen Patronus bekommen", informierte sie ihre Freundin eine Stunde später.

„Gut!", entgegnete Ginny. Ihre Augen blitzten verschmitzt.

„Musstest du ihn wirklich so früh schicken?" Hermine rutschte etwas dichter an den Kamin heran und hielt ihre Haare mit einer Hand zusammen, damit sie von den grünen Flohflammen nicht so aufgebauscht wurden.

„Ich musste nicht, aber je mehr ich dich damit ärgere, desto eher hältst du dein Versprechen."

„Touché", murmelte Hermine. „Wie geht es dir?"

Ginny zuckte mit den Schultern. „Gut soweit. Ich war gestern Abend in Bulgarien zu dem Quidditchspiel der Gorodok Gargoyles gegen die Karasjok Kites. Es dauerte genau 22 Minuten und fünf Sekunden, aber ich musste mich echt zurückhalten bei meinem Artikel. Es war ein atemberaubendes Spiel."

„Aha", machte Hermine. Sie hatte sich halbwegs für Quidditch interessieren können, solange ihre Freunde in Hogwarts und Ginny danach auch für die Holyhead Harpies gespielt hatten. Sie hatte sich auch von Harry und Ron anstecken lassen können mit ihrer Euphorie. Aber seitdem keiner ihrer Freunde mehr selbst spielte, hatte sich ihr Interesse zunehmend verloren. „Das klingt nach einem großartigen Abend", fügte sie dennoch hinzu.

„War es! Pete ist ausgerastet, als ich ihm erzählt habe, was ich alles streichen musste, um diese blöde Wortgrenze nicht zu überschreiten. Aber Bronswick ist gnadenlos, den muss man gar nicht fragen. Selbst wenn die Spieler ohne Besen durch die Luft geflogen wären, würde er nicht von seiner Wortzahl abweichen." Sie warf die Hände in die Luft und schüttelte den Kopf.

Medicus IIIWhere stories live. Discover now