Kapitel 40

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Kapitel 40

Maggie Hobbs war eine drahtige junge Frau mit dunkelblonden dünnen Haaren, die sie zu einem ebenso dünnen Pferdeschwanz gebunden hatte. Eine Brille mit dickem schwarzen Rahmen lenkte von ihren wasserblauen Augen ab und gab dem schmalen Gesicht eine fast zu wuchtige Kontur. Wie die meisten Journalisten ließ sie eine Flotte-Schreibe-Feder ihr Gespräch stichpunktartig notieren. Hermine, die ihre alte Skepsis nie ganz ablegen konnte, warf immer wieder scheele Blicke auf das Pergament.

„Sie wollen also für uns Ihren Job riskieren", sagte Patrick munter.

Maggie lachte. „Ich riskiere tatsächlich gar nichts, mein Chef ist Feuer und Flamme für diese Geschichte." Hermine sah sie überrascht an. „Er trägt es dem Ministerium immer noch nach, dass wir damals nach Voldemorts Rückkehr dazu missbraucht wurden, falsche Informationen zu verbreiten. Er betrachtet das als seine persönliche Revanche."

Hermine zog über das 'wir' die Augenbrauen in die Stirn; Maggie sah aus, als wäre sie keinen Tag älter als einundzwanzig. Bei Voldemorts Rückkehr war sie vermutlich noch nicht mal in Hogwarts gewesen. Aber diesen Gedanken behielt Hermine für sich.

Patrick nickte langsam, sein Mund stand ein kleines Stück offen. „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll", entgegnete er schließlich.

„Für mich klingt das nach einer glücklichen Fügung des Schicksals", wandte Ginny ein und griff nach ihrer Kaffeetasse. „Die Unterstützung des Tagespropheten ist euch sicher."

„Und ich bin schon ganz wild darauf, die Interviews zu führen und die Artikel zu schreiben", fügte Maggie hinzu. „Wann sollen die Artikel erscheinen?"

Patrick warf Hermine einen Blick zu. „Wir haben noch nicht viele Geschichten, die erzählt werden können. Wir müssen uns noch mit ein paar Leuten treffen", sagte sie. „Den Gesetzesentwurf haben wir aber fast fertig – in zwei Varianten."

„Wieso zwei Varianten?", fragte Ginny.

„Hermine will Verhandlungsspielraum haben", entgegnete Patrick mit einem durchtriebenen Lächeln.

Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Für den Antrag verlangen wir magische Behandlungen für alle Muggel, damit wir uns in den Verhandlungen dann auf magische Behandlung für eingeweihte Muggel herunterhandeln lassen können."

„Gewagt", sagte Maggie. „Das gefällt mir." Ihre Augen blitzten begeistert.

„So gewagt finde ich das gar nicht", wandte Hermine ein. „Ich finde es eher unmoralisch, dass die magische Welt Präventions- und Heilmethoden für viele tödliche Krankheiten hat und sie vor den Muggeln verbirgt. Aber eine derartige Kooperation zwischen Magiern und Muggeln werden wir in diesem Leben wohl nicht mehr sehen ..." Sie klammerte sich an ihrer Tasse fest. Die Hitze des Kaffees ließ ihre klammen Finger prickeln.

„Aber ich mag den Aufhänger! Darf ich dich bei passender Gelegenheit zitieren?"

„Ähm", machte Hermine überrumpelt. „Ja, warum nicht?"

Maggie stupste mit dem Zeigefinger gegen die Flotte-Schreibe-Feder, die daraufhin eine neue Zeile begann und aufschrieb, was Hermine eben gesagt hatte. „Habt ihr schon Namen von Interview-Partnern für mich?", fragte sie dann.

„Ja", schaltete sich Patrick wieder ein. „Eloise Ingram ist bereit, ihre Geschichte zu erzählen. Sie ist vor zehn Jahren erblindet aufgrund einer Augenkrankheit, die die Muggel behandeln können."

Wieder notierte die Flotte-Schreibe-Feder alles, was gesagt wurde.

„Und ich möchte die Geschichte meiner Mutter erzählen", sagte Hermine leise. Ihr Blick kreuzte Ginnys und sie sah sie schlucken. „Sie starb vor knapp zweieinhalb Jahren an Krebs."

Medicus IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt