Kapitel 23

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Kapitel 23

Nach einer schlaflosen Nacht wartete Hermine unruhig darauf, dass es spät genug war, um zu Severus zu gehen. Die Zeiger ihrer Uhr bewegten sich nur quälend langsam vorwärts, Sekunde um Sekunde, Minute um verdammter Minute, so unbarmherzig und gleichmütig, dass sie hätte schreien können.

Um viertel nach acht hielt sie es nicht mehr aus. Sie apparierte hinter seinen Mülltonnen und lief in der kühlen Mailuft fröstelnd zur Tür. Ihr Klopfen war so heftig, dass sie selbst erschrak. Sie wartete. Das Ticken der Uhr klang ihr immer noch in den Ohren.

Severus sah grimmig aus, als er die Tür öffnete, aber er war angezogen, also hatte sie ihn nicht geweckt. Seine Stirn glättete sich bei ihrem Anblick. „Waren wir verabredet?"

Hermine starrte ihn mit halb geöffnetem Mund an. „Nein", murmelte sie, „Nein, waren wir nicht ..." Sie schluckte. „Geht es dir gut?"

Er zog die Augenbrauen hoch. „Sollte es nicht?"

Hermine stand einfach nur da und sah ihn an. Sie fühlte sich, als wäre sie geradewegs gegen eine Wand gelaufen, es gab keinen klaren Gedanken in ihrem Kopf, nur ein großes Fragezeichen.

„Geht es dir gut?", fragte Severus schließlich.

Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Ich ... Nein, nicht so richtig."

„Komm rein", sagte er schließlich und trat zur Seite.

Es war noch kühl im Wohnzimmer, die Fenster standen offen und die Gardinen bewegten sich leicht. Severus ging hin und schloss erst das eine, dann das andere Fenster. „Setz dich!", forderte er sie auf und deutete zu den Sesseln. Beiläufig entzündete er ein Feuer im Kamin. „Was ist los?"

Hermine lachte, es klang schrill und hysterisch in ihren Ohren. Sie hörte abrupt auf damit. „Weißt du nicht mehr, was gestern Abend passiert ist?"

Severus runzelte wieder die Stirn. „Es ist nichts passiert", sagte er langsam. „Wir haben die Tränke abgeschlossen und ... dann bist du gegangen."

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, bin ich nicht."

Er starrte sie an.

„Du erinnerst dich wirklich nicht?"

Severus neigte den Kopf, seine Augen waren größer als sonst. „Was ist gestern Abend passiert?", fragte er scharf.

„Ich hab eine neue Erinnerung aus dem Käfig gelassen. Du sagtest, sie dürfte gar nicht da sein, dann hat sie dich mit sich gezogen. Danach ..." Sie unterbrach sich und schluckte. „Du warst aufgebracht, bist durchs Zimmer gelaufen. Ich hab dich gebeten, mit mir zu reden, aber das wolltest du nicht. Und dann ..."

„Was dann?", fragte er.

Hermine schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber ich konnte es sehen. In deinen Augen. Irgendwas ... Es war, als würdest du dich verschließen. Ich hatte Angst um dich." Sie schauderte. „Danach warst du ... nicht mehr du selbst. Hast mir gesagt, ich könne gehen. Du hast hier aufgeräumt und das Licht ausgemacht und bist nach oben gegangen, ohne überhaupt zu bemerken, dass ich immer noch da war."

Er war blass geworden, während sie erzählte. „Was für eine Erinnerung war es?"

Sie zögerte. „Professor Dumbledores Tod."

Severus schloss die Augen, tiefe Falten furchten seine Stirn. Er fasste sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel. „Ich weiß, was passiert ist. Warum ..." Er brach ab.

Medicus IIIWhere stories live. Discover now