Kapitel 32

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Kapitel 32

„Wie war die letzte Woche für dich?"

Severus holte tief Luft, ließ sie dann aber ungenutzt wieder entweichen. „Okay", sagte er schließlich. „Ich hab mich abgelenkt, war auf einem Seminar."

„Worum ging es?"

„Den Nutzen von Alraunenblättern in der Trankzubereitung."

„Und? Haben sie einen?"

Er verzog das Gesicht. „Die Meinungen gehen auseinander."

Hermine lächelte.

„Und wie war deine Woche? Wie war die Party?"

„Nicht ganz so okay", gab sie zu.

Severus runzelte die Stirn. „Albträume?"

„Ja, unter anderem." Sie senkte den Blick auf ihre Hände. Seitdem sie in der vorletzten Nacht so ausgerastet war, fühlte sie sich leer und erschöpft. Mit der Wut war auch die Kraft gegangen, die sie mit sich gebracht hatte. Die zurückgebliebene Trauer lähmte sie. „Ich hoffe, es wird langsam besser. Ich würde den Traumlos-Schlaftrank in den nächsten Tagen gern absetzen."

„Hast du ihn die ganze Zeit genommen?", fragte er und zog die Augenbrauen hoch.

„Immer, wenn Schlafen mich mehr Kraft gekostet hat, als es mir zurückgab, ja. Ich muss mich bei der Arbeit konzentrieren können."

„Es soll sich unangenehm anfühlen, wenn man ihn zu lange nimmt", sagte Severus nachdenklich.

Hermine nickte. „Tut es. Als wäre der Kopf voll mit unnötigem Kram. Es fällt dann schwer, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Sinneseindrücke auszublenden, neues Wissen aufzunehmen. Ich bin ein bisschen vergesslich in letzter Zeit." Sie verdrehte die Augen.

„Und trotzdem bist du hier."

Sie sah ihn an. Lange. „Ja."

Das Knacken eines Holzscheites im Kamin ließ Hermine zusammenzucken. Eigentlich war es schon zu warm für ein Feuer, aber sie war Severus dankbar dafür, dass er trotzdem eines entzündete; er hatte es so verzaubert, dass es weniger Hitze abstrahlte. Ins Feuer zu schauen, war wie eine Pausetaste für ihren Kopf. Wie Kraft tanken. Und das Knistern der Flammen füllte die Stille.

„Der Trank, den du für meinen Patienten gebraut hast, hilft übrigens. Er konnte entlassen werden. Demnächst kommt er nochmal zur Kontrolle, dann kann ich mir selbst ein Bild von seinem Zustand machen."

„Gut", sagte Severus. „Soll ich mich dann mit einer magischen Variante davon befassen?"

„Gern. Selbst wenn er doch auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden muss, wird es andere Patienten geben, die davon profitieren könnten."

„Anscheinend können wir uns da einiges von den Muggeln abgucken."

Hermine lächelte verschmitzt. „Du hast nicht zufällig Interesse daran, mal mit einer Journalistin vom Tagespropheten darüber zu reden, oder?"

Er kniff die Augen zusammen. „Mal sehen", sagte er.

„Ja, mal sehen", erwiderte Hermine. „Willst du dann mit der nächsten Erinnerung weitermachen?"

Severus fuhr sich mit einer Hand über den Mund. „Du hast nicht zufällig mal darauf geachtet, wie viele Erinnerungen noch da sind, oder?"

„Doch, hab ich. Jetzt sind noch zwei im Käfig und die gebündelten Legilimentik-Erinnerungen hinter der Wand."

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