Kapitel 14

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Kapitel 14

Hermine schluckte und zog die Decke noch etwas enger um sich, als ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Sie setzte sich zurück auf die Couch und entfaltete das Pergament mit bebenden Fingern.

Hermine,

ich schulde Dir eine Entschuldigung und eine Erklärung für mein Verhalten.
Es tut mir leid, wie ich Dich behandelt habe.
Die Erklärung würde ich Dir gern persönlich geben, solltest du bereit sein, Dich nochmal mit mir zu treffen. Ich erwarte Deine Antwort diesbezüglich.

Severus Snape

Hermine holte tief Luft und griff nach einem Kugelschreiber und ihrem Zauberstab. Unter Severus Unterschrift war noch ein Stück Platz auf dem Pergament. Sie lehnte sich vor und schrieb: Natürlich möchte ich mich mit dir treffen. Jetzt?

Dann rief sie das Bild von Severus' Schreibtisch in ihrem Kopf wach, stellte ihn sich so detailliert wie möglich vor und fixierte genau den Ort, an dem das Pergament landen sollte. Sie tippte es mit der Spitze ihres Zauberstabes an und sagte: „Adveni!" Das Pergament raschelte leise, als es sich vor ihren Augen auflöste. Wenn es geklappt hatte, sollte es in diesem Moment auf Severus' Schreibtisch wieder auftauchen.

Unruhig starrte Hermine ihre Tischplatte an, als könnte sie so Severus dazu zwingen, schneller zu antworten. Nach unerträglich langen sieben Minuten raschelte es wieder vor ihr. Hermine blinzelte und streckte die Hand nach dem Pergament aus. Ein Wort hatte er darunter geschrieben: Ja.

Sie zögerte nicht und apparierte – allerdings nicht wie geplant vor seine Haustür, sondern direkt in sein Wohnzimmer. Severus erschrak, als sie mit einem Ploppen plötzlich vor ihm erschien. Er saß an seinem Schreibtisch und zog nun die Augenbraue hoch. „Ist Klopfen neuerdings überholt?"

Ihr schoss die Hitze in die Wangen. „Ich wollte draußen ... Hast du keinen Apparierschutz über dein Haus gelegt?"

„Natürlich habe ich das. Aber ich hab ihn für dich geöffnet. Für Notfälle ..."

„Oh. Ich war wohl etwas stürmisch."

Severus nickte nachdenklich. „Und wird das hier eine Pyjama-Party?", fragte er dann und sah an ihr herab.

Hermine hätte es lieber nicht getan, aber sie senkte den Blick, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich vergessen hatte, sich wieder umzuziehen. Sie hatte. Sie schloss die Augen und wünschte sich sehnlichst ein Loch herbei, in dem sie versinken konnte. „Das ist ja so peinlich", murmelte sie und verbarg das Gesicht hinter den Händen.

Als sie es wagte, ihn wieder anzuschauen, hatte er sich mit den Ellbogen auf der Tischplatte abgestützt und die Hände so vor dem Mund verschränkt, dass sie sein Lächeln verbargen. Aber die kleinen Fältchen um seine Augen verrieten ihn.

Auch wenn es Hermine eine ganz eigene Freude bereitete, sein Amüsement zu beobachten, verwandelte sie ihren hellblauen Pyjama in eine Jeans und einen Pullover, womit sie sich gleich wohler fühlte in seinem Wohnzimmer. Dann ging sie zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl, der auf ihrer Seite der Tischplatte stand. „Danke", sagte sie.

Severus runzelte die Stirn. „Wofür?"

„Dass ich wiederkommen durfte."

Er schnaubte. „Dafür schulde ich dir meinen Dank."

Sie zuckte mit den Schultern. „Das kommt wohl auf die Perspektive an. Es tut mir unglaublich leid, dass ich ohne deine Erlaubnis in deinen Geist marschiert bin."

Medicus IIIWhere stories live. Discover now