fallen cupid

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Serlina

Meine Muskeln schmerzen und mein Mund ist ganz trocken, trotzdem zwinge ich meinen Körper weiterzulaufen. Durch den kühlen, starken Wind ist es an diesem heißen Tag dennoch etwas erfrischend.

Meinen heutigen freien Tag nutze ich, um im Golden Gate Park joggen zu gehen. An Arbeitstagen schaffe ich es meistens nicht, sportlich aktiv zu sein. Dafür ist die Arbeit im Krankenhaus zu kräftezehrend. Ständig steht man auf seinen Beinen und spurtet von Patient zu Patient. Doch die Arbeit erfüllt mich und meine Zeit mit den Kindern auf der Pädiatrie macht mir viel Spaß. Es ist immer etwas los und Langeweile gibt es so gut wie nie.

Gerade wird es etwas lauter, da ich an einem Spielplatz vorbeikomme. Die Lautstärke von spielenden Kindern hat mich nie gestört. Sie sind so energiegeladen und fröhlich, wie kann das störend sein. Einer von ihnen hängt kopfüber an einer Reckstange und beobachtet so die Mädchen und Jungen im Sandkasten. Seine blonden Haare fallen ihm ins Gesicht, weshalb man dieses nicht erkennen kann. Früher habe ich auch gerne an der Reckstange geturnt, das hat mir auf dem Spielplatz am meisten Spaß gemacht.

Ich bin gerade dabei meine Route fortzusetzen, da packt ein kräftiger Windzug den Jungen und er stürzt. Zum Glück hat er seinen Kopf mit seinen Armen geschützt, doch diese sind höchstwahrscheinlich nicht unverletzt geblieben. Eilig laufe ich auf ihn zu und überprüfe, wo er verletzt ist. Er weint, vermutlich eher durch den Schock des Sturzes, doch kein besorgtes Elternteil kommt ihn trösten. Nach ein paar aufmunternden Worten beruhigt er sich wieder. Eine Kopfverletzung scheint auf dem ersten Blick nicht entstanden zu sein, doch sein linker Arm macht mir Sorgen. Ich denke, er ist gebrochen.

„Du bist ein ganz tapferer Junge. Wo sind denn deine Eltern? Du solltest nämlich noch mal in einem Krankenhaus untersucht werden."

Mit traurigen, geröteten Augen sieht er mich an.

„Mein Daddy arbeitet. Mein Manny sitzt da", sagt der Kleine und deutet auf einen schlanken Mann, der mit Kopfhörern im Ohr gelassen auf einer Bank sitzt. Sein Aufpasser sieht permanent auf sein Handy, anstatt dem Jungen zu helfen.

Da Eric, so hat er sich mir vorgestellt, weder auf den Rücken noch auf die Beine gefallen ist, will er auf seinen eigenen Füßen gehen.

Seine Aufsichtsperson bemerkt uns auch nicht, als wir direkt vor ihm stehen. Deshalb ziehe ich ruckartig seine Kopfhörer aus seinen Ohren. Erschrocken blickt er mir entgegen.

„Eric ist gestürzt und sollte im Krankenhaus genauer untersucht werden. Vermutlich ein gebrochener Arm."

Der Angesprochene wird ganz bleich im Gesicht. Ihm wird gerade bewusst, was seine Unaufmerksamkeit kosten könnte. Es kann sein, dass Erics Eltern ihm wegen dieses Vorfalles kündigen. Unfälle passieren, doch sollten den Kindern danach geholfen und gegebenenfalls in ein Krankenhaus gebracht werden.

Eric ergreift meine Hand und sieht mich bittend an. Was er wohl von mir möchte.

„Kannst du mitkommen? Bitte", fragt er mich und bei seiner niedlichen hellen Stimme kann ich nicht anders als zusagen.

„Das Clearwater ist hier im Block. Die Ärzte dort sind alle sehr nett."

Auf dem Weg ins Krankenhaus fragt er mich über die anderen Ärzte dort aus und ob sie nicht angsteinflößend sein. Ich erzähle ihm ein bisschen von dem Personal auf der Pädiatrie und wie lustig es bei uns meist zugeht.

„Ian, einer der Pfleger, bringt den Kids Pudding und Saftpäckchen und Diana häkelt für ihre Langzeit Patienten ihre Lieblingstiere."

Als Eric merkt, dass wirklich alle dort sympathisch sind, freut er sich schon fast auf das Krankenhaus. Sein Manny bleibt auf dem Weg dorthin durchgehend still und läuft uns nur hinterher.

Heute sitzt am Empfang des Krankenhauses Sonja. Wir grüßen uns kurz und sie fragt mich, was ich an meinem freien Tag in Sportkleidung hier will. Da ich Eric schnellstens versorgt haben möchte, erkläre ich ihr die Situation so knapp wie möglich.

Die Notaufnahme ist brechend voll, daher bringe ich ihn direkt auf die Kinderstation. Im Behandlungsraum zwei setzt sich Eric erschöpft auf die Liege. Ich hatte ihm angeboten, ihn zu tragen, dies hat er vehement abgelehnt. Er will nicht schwach wirken, dabei ist sein Aufpasser ängstlicher als Eric. Der Manny hat auf einem Stuhl Platz genommen. Er sitzt dort schweigend und immer noch mit hellem Gesicht.

Als Dr. Hopper, mein Chef, den Raum betritt, schnappt Eric sich wieder meine Hand. Aufmunternd lächle ich ihn an.

„Haben Sie uns so sehr vermisst, dass Sie selbst an ihrem freien Tag uns besuchen kommen", scherzt er.

Ich erkläre ihm das Geschehene, während er Eric gründlich untersucht.

„Wurden die Eltern informiert?"

Jetzt meldet sich die Aufsichtsperson zu Wort und versucht uns zu überzeugen, Erics Vater nicht zu kontaktieren. Dr. Hopper lässt ihn Papiere unterschreiben, dass wir dies ausdrücklich empfohlen hätten um, rechtlich gesehen aus dem Schneider zu sein. Sonst könnte Erics Dad das Krankenhaus verklagen.

„Dr. Hopper bitte in die Notaufnahme. Dr. Hopper bitte in die Notaufnahme", verkündet die Sprechanlage und zwingt ihn, seine Arbeit hier zu beenden.

Mein Chef verschwindet und ich übernehme. Zuerst lasse ich Erics Arm röntgen. Wie ich erwartet hatte, ist sein linker Arm gebrochen. Erfreulicherweise kein komplizierter Bruch und so ist keine Operation notwendig. Der Arm muss lediglich eingegipst werden, damit er von selbst verheilen kann.

„Kannst du mir etwas darauf malen? Am besten noch mit deinem Namen", fragt mich Eric und streckt mir seinen Arm hin.

In einer der Schubladen finde ich einen dicken Marker und male eine Sonne auf den Gips. Nachdem ich auch noch mit meinem Namen unterschrieben habe, schaut er stolz auf das Bild.

Eric wollte mich zum Dank auf einen Kuchen einladen, doch das muss ich leider absagen. So voll wie es auf der Notaufnahme ist, werde ich hier heute noch gebraucht.

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Das war das erste Kapitel von Cupid Eric - Coupled by a child. Ich hoffe, es hat euch gefallen :) 

Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα