football training

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Frederik

Meine Gedanken sollten eigentlich ganz beim Training liegen, doch ich bin viel zu abgelenkt von Erics Unfall. Am liebsten würde ich selbst auf ihn aufpassen, dann wüsste ich wenigstens, wenn ihm etwas passiert. Außerdem muss ich einen Weg finden, mich bei dieser Frau zu bedanken.

"Jensen nicht Träumen! Konzentrier dich gefälligst, du spielst ja schlechtere Pässe als meine Oma", brüllt mich mein Trainer wütend über das Feld hinweg an.

Er hat recht. Ich bin heute nicht in Top Form. Meine Gedanken sind überall anders, nur nicht bei Football. Sonst schaffe ich es meist, alles auszublenden und nur noch auf das Spiel zu fokussieren. Aber seit Erics Arm habe ich Schuldgefühle. Bin ich ein schlechter Vater?

"Rick, was ist los mit dir? Du bist überhaupt nicht bei der Sache. Der Coach hat recht, du spielst heute echt mies."

Mich wundert es nicht, dass mein bester Freund Flynn merkt, dass mit mir etwas nicht stimmt.  Er ist immer sehr aufmerksam. Ihm entgeht nie etwas. Wenn ich traurig bin, ist er da und heitert mich auf. Bin ich sauer, lässt er mit mir meine Wut an einem Dummy heraus. Und er ist immer für jeden Scherz zu haben. Er ist wirklich der Beste.

"Eric hat sich den Arm gebrochen. Owen habe ich gefeuert und nun musste ich eine neue Nanny einstellen."

Viel lieber wäre es mir, wenn Eric es sich mit dem Kindergarten überlegen würde. Es würde ihm gut tun mit anderen Kindern umgeben zu sein. Er sollte mit Gleichaltrigen spielen können. Doch nach dem ersten Kindergarten hat er zu große Angst, dass es genau so läuft.

"Das ist nicht deine Schuld, Bro. Kinder verletzen sich, das passiert. Du hättest mich als Kind sehen sollen. Ich habe mich ständig verletzt und hatte immer blaue Flecken", versucht Flynn mich aufzuheitern.

Irgendwie hat er schon recht, es ist nicht meine Schuld. Trotzdem hätte ich eine bessere Aufsichtsperson einstellen sollen. Owen ist zu unaufmerksam, das hätte ich vorher merken sollen.

"Vergiss mal den Kleinen. Fokussier dich aufs Training. Ihm geht es sicher gut."

Ich versuche es so gut es geht, Eric auszublenden und es funktioniert deutlich besser als zuvor. In meiner Vorstellung sitzt Eric bei uns im Wohnzimmer vor dem Fernseher und isst ein Stück Kuchen. Diese Gedanken machen es einfacher für mich, wieder auf das Training zu konzentrieren.

Als wir endlich fertig für heute sind, versuche ich so schnell wie möglich mich zu duschen und wieder frische Kleidung anzuziehen.

"Hey Jensen, wir gehen noch was trinken. Kommst du mit?", will einer meiner Kollegen wissen.

Sehr selten gehe ich mit meinen Teamkollegen etwas trinken. Da ich weiß, dass Eric daheim auf mich wartet. Ich schüttle kurz den Kopf, sage dankend ab und gehe in der Tiefgarage zu meinem Lamborghini.

Plötzlich wird die Beifahrertür geöffnet und ein Flynn mit nassen Haaren sitzt neben mir.

"Du tropfst mein Auto voll. Mach dir wenigstens was um den Kopf", verlange ich mit einem bedrohlichen Klang in meiner Stimme von ihm.

Bei meinem Lambo verstehe ich kein Spaß. Ich kann mir bereits denken, was Flynn will, daher frage ich nicht nach.

Aus seiner Sporttasche zieht er ein Handtuch und wickelt es sich um den Kopf. Ich muss mich zügeln nicht zu lachen.

"Die anderen gehen mir gerade voll auf den Sack. Ich dachte, ich chille mit euch."

Ich starte den Motor und schon höre ich sein wundervolles Geräusch.

Auf der Fahrt scherzen Flynn und ich ein wenig. Er plant ein paar Streiche für den Neuen in unserem Team. Das ist Flynns Tradition. Jeder Neue muss da durch. Einige von den Streichen sind ziemlich witzig. Luis Sánchez Auto hatte Flynn damals umgeparkt. Der Latino hatte wirklich gedacht, dass er vergessen hat, wo er es abgestellt hatte. Flynn hat ihn eine Stunde in der Tiefgarage suchen lassen. Mein bester Freund ist ein echter Schlingel und ich bin sehr froh, dass es nicht mein Auto gewesen ist.

"Onkel Flynn, was machst du denn hier?", begrüßt mein Sohn ihn erfreut, als wir zu hause eintreffen.

Flynn und Eric verstehen sich wirklich blendend. Leider ist Flynn ein Kollege von mir und hat somit fast den gleichen Terminkalender wie ich. Sonst bräuchte ich nicht so oft eine Nanny und könnte Eric bei Flynn lassen.

Meine Eltern haben mir oft angeboten, sich um Eric zu kümmern, doch dieses Angebot kann ich nicht annehmen. Ich bin ein erfolgreicher, erwachsener Mann. Es ist nicht mehr ihre Aufgabe, sich um mich zu kümmern. Sie sind zwar Erics Großeltern, ausnutzen will ich sie nicht.

"Heute machen wir einen Männerabend, Kleiner. Erst gibt es Essen und dann schauen wir einen Film", erklärt mein bester Freund Eric begeistert.

Dagegen habe ich keine Einwände. Ein Abend auf meiner gemütlichen Couch mit meinen zwei Lieblings-Jungs klingt fantastisch. Doch das Wort Essen klingt fast genauso verlockend. Mein Magen knurrt schon seit wir das Stadion verlassen haben.

Meine Haushälterin tischt und noch das Essen auf und macht danach Feierabend. Sie hat für mich und Flynn Reis mit Lachs gekocht und für Eric Nudeln. Er könnte jeden Tag Nudeln essen und wäre vollkommen zufrieden. Ich esse sie auch gerne, doch Nudel mit Tomatensoße hat laut meinem Ernährungsberater zu wenig Proteine.

Als Sportler zählt die Ernährung auch dazu, deshalb halte ich mich auch strikt an meine Vorgaben. Wenn die Saison zu Ende ist, erlaube ich mir schon ein paar Ausnahmen. Vor allem was Eis angeht. Dafür habe ich eine große Schwäche.

"Wer ist denn Serlina?", will Flynn von Eric wissen, während er seinen Gips betrachtet.

Als hätte ich ihm nicht schon von dieser Frau erzählt. Flynn will mich nur ärgern, indem Eric wieder von  Serlina schwärmt. Denn sie ist sein neues Lieblingsthema. Ständig erzählt er, wie toll sie doch sei und wie sie ihm geholfen habe.

Die Augen meines Sohnes strahlen freudig auf, als er ihren Namen hört. Jetzt geht sein Redeschwall über seine Retterin bestimmt weiter.

"Serlina hat mir geholfen, als ich gestürzt bin. Sie hat mich ins Krankenhaus gebracht. Dort arbeiten auch Dr. Hopper, der hat meinen Kopf und meinen Arm angeschaut. Das Weiße um meinen Arm habe ich aber von Serlina."

Flynn hört aufmerksam zu und nickt zwischen durch immer. Sicher stellt er sich auch die Frage, wie alt diese Frau wohl sein mag. Das hatte ich mich jedenfalls einige Male gefragt. Auch taucht wieder der Gedanke auf, wie ich ihr danken könnte. Ich habe weder ihren vollen Namen noch ihre Handynummer.

"Wie sieht sie denn aus?", fragt Flynn neugierig. Das interessiert ihn anscheinend mehr als ihr Alter.

Eric steht auf und klettert auf Flynns Schoß. Dann zeigt er uns mit einer Geste, wie lang ihre glatten, dunklen Haare sind. Ihre Augen sein braun und sie ist relativ zierlich. Nach seiner Beschreibung her hört sich diese Serlina sehr hübsch an.

"Hast du denn ihre Nummer? Dann könnte dein Dad sie anrufen und sich bei ihr bedanken."

Mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck schüttelt mein Sohn seinen Kopf. Er mag diese Frau also sehr gerne. Es tut mir leid für ihn, dass er sie vermutlich nie wieder sehen wird.

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Hey :) Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen :)

Mit dem Titel dieses Kapitels war ich realtiv unzufrieden und habe ihn sicher schon drei mal geändert. Das letzte Kapitel hieß in meinem ersten Versuch "talking about the cupid" und dieses "thinking about the cupid".

Lasst mich wissen, was euch besser gefällt. Die jetzigen oder die ersten Ideen.

Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now