fire station and caring brother

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Serlina

Angespannt fahre ich den Van meines Vaters zur Feuerwehrwache. Ich versuche mich auf Erics muntere Stimme zu fokussieren und nicht auf das, was wir heute vorhaben.

Der Van wurde extra für meinen Dad umgebaut, damit er mit Rollstuhl mitfahren kann. Diese Funktion des Wagens haben wir selten benutzt, denn er wollte nie das Haus verlassen. Jetzt kommt diese hoffentlich häufiger zum Einsatz. Spätestens beim Heimspiel der Otters wird mein Dad wieder mit uns unterwegs sein.

Direkt vor der Wache finde ich einen passenden Parkplatz und bugsiere den bulligen Wagen in die Lücke. Mit etwas Übung wird das nächstes Mal sicher einfacher. Oder ich überlasse das Fahren Espen, der ist darin routiniert. Er muss schließlich den Rettungswagen fahren.

Eric ist nicht mehr zu halten, sobald der Van steht, rennt der Blonde auch schon los.

„Serlina schön dich endlich wiederzusehen. Ich helfe Chris, pass du lieber auf den kleinen Wirbelwind auf", begrüßt mich Captain Collister freundlich und holt Dad aus dem Van.

Staunend schaut Eric sich alles in der Feuerwache an. Nichts bleibt von seinen neugierigen Blicken verschont.

„Wenn kein Einsatz mehr in unserer Schicht reinkommt, könnten wir eine Runde mit dir drehen, Kleiner", schlägt Dean Eric vor, welcher davon hell auf begeistert ist.

Freudig hüpft er in den offenen Feuerwehrwagen. Erst als Eric mit dem Einsatzteam eine Runde um den Block fährt, fällt es mir auf. Erics Begeisterung hat mich von meinen Problemen abgelenkt, jetzt ist er nicht mehr da und ich stehe inmitten einer Halle voller Feuerwehrfahrzeuge, Rettungswagen und den Uniformen.

In genau so einer Uniform, in der mein Vater fast gestorben ist.

Erst als ich die Kühle des Bodens unter meinem Hintern spüre, wird mir bewusst, dass ich mich hingesetzt habe. Meine Augen sind geschlossen, aber ich spüre warme Tränen auf meiner Haut.

„Als ich das erste Mal nach Dads Unfall hier her kam, wollte ich am liebsten direkt wieder umkehren. Ich kam eine Stunde zu spät zu meiner Schicht. Ich stand draußen vor der Wache und hab sie einfach nur angestarrt. Wieso sollte ich weiter arbeiten, als wäre nichts geschehen. Dad lag noch im Krankenhaus, sie wussten nicht, ob er wieder aufwachen würde", höre ich die vertraute Stimme meines Bruders.

Ich blicke zu ihm hoch. Das klingt unglaublich hart. Espen hatte direkt danach alles um sich herum, was ihn an den Unfall erinnerte. Er musste jeden Tag in die Gesichter der Kollegen unseres Vaters schauen, denn sie waren auch seine Kollegen. Sie haben sicher oft gefragt, wie es unserem Vater geht.

„Wie?", mehr bekomme ich nicht heraus.

„Deinetwegen. Du warst nach Dads Unfall immer für Mom und mich da. Du warst für uns stark. Du bist mein Vorbild. Aber wehe du sagst das irgendjemanden."

Lange habe ich meine eigenen Gefühle verdrängt. Habe sie eingesperrt und dachte sie würden nicht mehr auf mich zurückfallen. Doch jetzt fliegen sie mir praktisch um die Ohren. Völlig aufgelöst sitze ich auf dem kalten Boden und lasse sie auf mich niederprasseln. Wobei ich es eher als Hageln an schmerzlichen Erinnerungen beschreiben würde. Mein Körper fühlt sich wie gelähmt an, während in meinem Kopf gerade ein Sturm tobt.

Ich kann es nicht weiter vor mich herschieben oder verdrängen. Espen denkt es wäre Stärke. Doch ich würde es eher als Feigheit bezeichnen. Ich habe alles getan und jedem geholfen, um mich nicht um meine eigenen Empfindungen zu konzentrieren.

„Du solltest mit Mom reden. Bei dir im Krankenhaus gibt es auch sicher jemanden, wenn du mit einer außenstehenden Person über deine Gefühle sprechen willst. Das hilft wirklich. Es dauert seine Zeit, aber es fühlt sich sehr befreiend an", höre ich Espen neben mir sagen.

Stumm nicke ich. Mein Körper findet noch nicht die Kraft für mehr. Ich bin völlig erschöpft.

Als der Einsatzwagen mit Eric durch das riesige Tor hineinfährt, zieht mich Espen vom Boden auf. Aus Angst, ich könnte zusammenbrechen, stellt er sich dicht neben mich.

Eric springt munter aus dem Fahrzeug und rennt auf uns zu. Da er Espen nicht kennt, inspiziert er ihn zunächst. Schließlich entdeckt er das Namensschild Horton auf der Uniform meines Bruders und winkt im von unten zu.

Espen ist nicht so groß wie Frederik oder Flynn, jedoch trotzdem um einiges größer als der kleine Junge vor uns.

„Du bist also Espen. Du hast die gleiche Haarfarbe wie Serlina. Aber Serlina ist viel schöner als du", höre ich Erics niedliche Stimme sagen.

Er ist zuckersüß und gleichzeitig ein Frechdachs. Und dieser Kommentar entlockt mir das erste ehrliche Lachen, seit wir auf der Wache angekommen sind.

„Bis jetzt hat sich noch niemand über mein Aussehen beschwert, Kleiner. Müssen wir auf der Wache bald mit Zuwachs rechnen?", kommt es daraufhin von Espen.

Bei diesem Gedanken werden Erics Augen fast doppelt so groß. Mit einem strahlenden Lächeln nickt er aufgeregt. Dann sprudeln die Wörter voller Begeisterung aus seinem Mund.

Sie haben sogar extra für ihn kurz das Blaulicht angemacht. Eric platzt förmlich vor Glück und Freude. Es ist wundervoll ihn so zusehen. Schade, dass Frederik ihn so nicht sehen kann.

Schnell fische ich mein Handy aus meiner Jeans und schieße ein paar Fotos. Ich will die Bilder gerade verschicken, da entdecke ich einige ungelesenen Nachrichten in Frederiks und meinem Chat.

Ich denke das gesamte Training nur an dich. Du bist unheimlich stark. Du brauchst diese Worte vermutlich nicht, aber ich will dich trotzdem bei allem unterstützen. Du bist so wunderschön wie die Morgendämmerung und tapfer wie ein Honigdachs. Im Vergleich zu den großen Wildkatzen sehen diese nicht so gefährlich und tapfer aus. Aber bei so einer Größe und mit so viel Kraft Tapferkeit zu beweisen, ist nicht so schwer, wie für Kleinere. Du bist furchtlos. Du brauchst niemanden, der dich beschützt, das konnte ich erst vor kurzem beobachten. Schwäche zeigen ist auch ein Teil von Stärke, vergiss das nicht.

Dein stiller Footballer

Und noch etwa zehn weiterer solcher ermutigenden und wundervollen Nachrichten hat mir Frederik zugesendet.

Gerührt von dieser Geste muss ich erst ein paar Tränen wegblinzeln.

„Dein stiller Footballer", war das als kleiner Scherz gedacht? Er ist ein eher introvertierter Mensch und auch Footballer, aber ich hätte mir dort gerne eine andere Bezeichnung gewünscht. Und er ist viel mehr als das.

Dein fester Freund. Ich weiß nicht genau, ab wie vielen Dates man den Status von Daten in feste Beziehung ändert. Ich würde es mir schon jetzt wünschen. Frederik passt zu mir. Mit alle seine Eigenschaften und mit seinen Eigenheiten wirkt er für mich nur noch anziehender. Er scheint genauso zu empfinden.

Unsere gesamte Zeit läuft völlig anders als bei anderen Paaren, wieso sollten wir uns an irgendwelche Vorgaben oder den Durchschnitt halten. Wenn ich diesen Tag in der Feuerwehrwache überstehen kann, dann kann ich auch alles andere schaffen.

Dr. Serlina Horton Oberärztin der Kinderstation, hört sich auch nicht schlecht an. Aber zuerst einmal feste Freundin von Frederik Jensen.

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Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now