blue-grey storm

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Serlina

"Wir hätten ihn darauf vorbereiten müssen. Ihn nicht ins kalte Wasser springen lassen", murmle ich Riley zu, mit der ich im Gang vor dem Gerichtssaal warte. In welchem die hellen Wände einen starken Kontrast zu den dunklen, leicht rötlichen Holztüren bilden. Trotz der vielen warmen Töne und der Beleuchtung wirkt dieser Flur unerträglich kalt. 

Bevor Riley aufgetaucht ist, saß ich noch auf einer der Bänke und zählte ungeduldig die braunen Fliesen des kunstvolle Mosaik Bodens. Ich war viel zu früh dran, da ich Eric vorher noch bei Benji vorbei gebracht hatte. Dieser wohnt in die entgegengesetzte Richtung, weshalb ich einen großen Zeitpuffer eingeplant hatte. Denn ich will keine Sekunde dieses Verfahrens verpassen. Frederik braucht jede Unterstützung, die er bekommen kann. 

Ob meine Idee wirklich helfen wird oder uns nur weiter in den Abgrund stürzt, werde ich heute erfahren. Diesen Vorschlag habe ich nicht mit Frederik besprochen. Lediglich Riley wusste von meinem Vorhaben. Als ich ihr diesen unterbreitete, fand sie ihn gut. Ich nun nicht mehr. Ganz und gar nicht. Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Völlig überrumpelt bin ich, als sich plötzlich zwei starke Arme um mich legen und ich an seine feste Brust gezogen werde. In diesem Moment stoppt das Chaos in meinem Kopf. Die Zweifel verschwinden und kann mich fallen lassen. Ich sinke gegen seinen harten Oberkörper. Genieße diesen kostbaren Moment, der mir vorkommt wie der letzte. Was mein Handel noch für Konsequenzen haben, kann ich mir noch nicht genau ausmalen. 

"Du hast mir so sehr gefehlt.", haucht er mir an mein Ohr und verteilt zarte Küsse auf meiner Schläfe. 

Kurz darauf tauchen Markus und Harriet vor meinen Augen auf und zerstören unsere feste Umarmung. Selbst diesen kleinen wunderschönen Augenblick können sie uns nicht lassen. 

"Vom Anwalt zum Footballdaddy so weit kann man also fallen!", provoziert mich Harriet, anstelle einem höflichen Hallo.

So kurz stehe ich davor, mich auf sie zu stürzen. Immer näher stehe ich am Abgrund. Beinahe ein Sturz im freien Fall. Ein schmerzhafter Aufprall, wenn es tatsächlich geschieht.

Frederik ist so dicht neben mir, dass ich mich auf ihn fokussieren kann. Auf seine rauen Hände, auf seinen schnellen Atem. Ich versinke mit dem Gesicht in seiner festen Schulter. Seine Lippen flattern über meine Wange. Seine Gegensätze faszinieren mich immer wieder. Diese sanfte Zartheit. Diese klare Ruhe. Aber auf dem Feld ist er energisch, schnell.  

"Wir dürfen jetzt in den Gerichtssaal. Frederik wird nicht gut aussehen, wenn du später ein triffst."

Meine Hand liegt in seiner, als wir uns durch den Saal quälen. Ich begleite ihn noch bis zu seinem Sitz, bevor ich anschließend wieder zurück zu den Zuschauerplätzen schleiche. 

Bitte geht alles gut, das sage ich mir immer wieder in meinem Kopf. Damit es endlich auch in mein Blut übergeht. Dennoch ist mir blei übel. Unerträglich kalt, daher ziehe ich mir meine Jacke fester um mich. Je näher der Zeitpunkt rückt, desto schneller geht mein Atem. Die Stimmen sind nur noch ein monotones Rauschen in meinem Ohr. Immer fester kralle ich meine Finger in meine Schenkel, um sie am Wackeln zu hindern. 

"Wir haben noch eine weitere Zeugin auf die Liste gesetzt, Euer Ehren. Die Schwester der Klägerin. Sie ist die leibliche Mutter von Eric Jensen und die ehemalige Freundin von meinem Mandanten."

Meine Augen weiten sich. Genau auf diesen Moment habe ich hingefiebert. Furcht flutet meine Venen. Angespannt verfolge ich das Geschehen. Mustere Frederiks rücken. Sein farbloses Gesicht dreht sich zu mir. Sein Mund ist starr geöffnet. Er wirkt beunruhigt, fast schon verstört. Dann wendet er sich zu Riley und flüstert ihr etwas zu. Schüttelt immer wieder aufgebracht seinen Kopf. Seine hellen Haare fliegen hin und her.

Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now