cupid in distress

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Serlina

Erschöpft laufe ich vom Clearwater durch den Golden Gate Park. Abends wähle ich immer die Route durch die Straßen, doch um zehn Uhr morgens sollte es im Park ungefährlich sein.

Eigentlich hätte ich schon viel früher daheim in mein Bett fallen können, doch dann gab es noch ein paar Dinge zu erledigen. Eine Kollegin war verhindert und so musste ich einige ihrer Patienten zusätzlich betreuen.

Müde schlürfe ich langsam auf dem Gehweg, als ich eine bekannte Person allein auf einer Parkbank entdecke. Verwirrt schaue ich in seine Richtung. Was macht er denn da ganz allein ohne Begleitung. Jetzt einfach weiter gehen kann ich nicht.

So unelegant wie noch nie lasse ich mich neben ihn auf die Bank fallen. Der Spielplatz von unserem ersten Aufeinandertreffen ist nur ein paar Meter entfernt.

Als er zu mir auf sieht, funkeln seine kleinen blauen Augen mich erleichtert an.

"Wo ist denn dein Begleiter schon wieder?"

Erics Beine sind zu kurz und so baumeln sie in der Luft. Wie lange er wohl hier schon auf seinen Aufpasser wartet.

"Meine neue Nanny ist einfach weg", gesteht er mir enttäuscht.

Der Junge hatte einfach kein Glück mit seinen Aufsichtspersonen. Wie kann er jedes Mal die verantwortungslosen Erwachsenen abbekommen. Er hat viel mehr verdient als Leute, die sich nicht für sein Wohlergehen interessieren. Da er keine Uhr hat, frage ich nicht, wie lange er hier schon wartet. Er wüsste es wahrscheinlich sowieso nicht.

"Wie wäre es, wenn ich dich zu deinem Dad bringe?", schlage ich ihm vor.

Ich bin zwar hundemüde, doch ein kleiner Teil meines Gehirns funktioniert noch. Hier lassen kann ich nicht, wer weiß, ob überhaupt jemand wieder kommt. Zu mir nehmen kann ich auch nicht, am Ende denkt jemand, ich hätte Eric entführt. Die Polizei könnte ich rufen, doch das will ich eher ungern. Nur wenn es wirklich nötig ist. Erics Vater hat schon genug Probleme mit diesen inkompetenten Leuten, die es nicht schaffen, den Kleinen zu beaufsichtigen.

Erfreut nickt er und nimmt meine Hand. Wir gehen zu einem Taxi und ich genieße den weichen Sitz unter mir.

"Wir wollen ins Footballstadion", weißt Eric den Fahrer an.

Als was sein Vater wohl im Stadion arbeitet? Interessieren würde es mich schon. Ich war erst ein Mal im Stadion der Otters. Mein Vater hat uns alle zu einem Spiel mitgenommen. Die Stimmung dort ist einzigartig. Es ist schön, die Spiele vor dem Fernseher zu schauen. Doch das richtige Gefühl bekommt man nur live im Stadion.

Das Taxi hält vor dem Haupteingang und ich bezahle den Fahrer schnell. Jetzt müssen wir nur noch Erics Vater finden und dann kann ich endlich in mein warmes Bett.

"Sie können hier nicht rein, Miss. Wir haben geschlossen", sagt ein stämmiger Sicherheitsbeauftragter.

Als er jedoch Eric sieht, starrt er den Kleinen nachdenklich an. Als würde er überlegen, woher er ihn kennt.

"Wir wollen zu meinem Daddy. Der ist da drinnen", behauptet Eric und deutet in Richtung Stadion Inneres.

Als der Mann sich an Eric erinnert, lässt er uns durch. Wie lange wir wohl auf seinen Vater hätten warten müssen, wenn wir nicht hinein gelangen wären.

Eric kennt den Weg und dirigiert mich gezielt durch das riesige Stadion. Wir kommen ganz oben auf den Tribünen heraus. Der Blick auf das riesige Spielfeld ist fantastisch. Ich hatte schon fast vergessen, wie beeindruckend es sich hier anfühlt.

Die Spieler trainieren gerade. Erschrocken schaue ich Eric an. Zuschauer sind dabei nicht gestattet. Hoffentlich bekommen wir keine Probleme. Das Letzte, was ich will, ist ein Hausverbot für das Stadion.

Langsam läuft Eric die Stufen hinunter zum Spielfeld und ich gehe ihm hinterher. Arbeitet sein Vater wirklich hier oder wollte er einfach nur gerne ins Stadion?

Auf einem Sitz in der zweiten Reihe macht er halt und setzt sich hin. Eric beobachtet die Spieler auf dem Feld und scheint jemanden zu suchen. Er findet die Person und winkt ihr zu. Der Nummer zwölf. Meine Augen weiten sich, als ich verstehe, wem Eric da zugewunken hat.

Frederik Jensen, der Quarterback der Otters, winkt Eric zurück. Ruft dann etwas zu Flynn Olsson, dem Running Back und nun schaut auch er zu uns hinüber. Anschließen rennt Jensen zu einem Mann, der der Trainer zu sein scheint. Kurz darauf erklärt dieser eine Pause ein.

Was das Ganze zu bedeuten hat, kann mein müder Kopf nicht ergründen. Mein Körper braucht dringend Schlaf. Gähnend warte ich auf der Tribüne, was nun geschehen wird.

Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now