flowing white

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Serlina

Die ganzen Vorbereitungen für die Hochzeit gingen schneller, als ich es erwartet hätte. Wir haben uns für eine Apfel-Zimt-Hochzeitstorte entschieden, rotweiße Dekoration und die Feier findet am Strand mit der Golden-Gate Bridge im Hintergrund statt. Die weißgoldenen Einladungen sind bereits alle verschickt worden und Frederik, Eric und Alva haben ihre Outfits in ihren Kleiderschränken hängen. Nur mir fehlt noch das perfekte Kleidungsstück für unseren besonderen Tag. Deswegen sitze ich mit Maggie vor einem riesigen Stapel von Hochzeitsmagazinen und sie blättert begeistert die Zeitschriften auf der Suche nach einem Kleid für mich durch. Ich habe ihr dem Auftrag gegeben, etwas für mich zu entwerfen. Schlicht, bequem, aber trotzdem außergewöhnlich.

In Maggies sonst so ordentlich, organisisierten Wohnung herrscht pures Chaos. Zeitschriften, Stoffmuster, Farbbeispiele liegen überall auf ihrem weißen Wohnzimmertisch und dem altrosanen Teppich.

"Bist du sicher, dass du kein Meerjungfrauenkleid willst? Frederik würden die Augen rausfallen, wenn er dich in so einem sehen würde. Bei deiner Figur würde das bombastisch aussehen und dein knackiger Po käme gut zur Geltung."

Unsicher blicke ich auf das gefühlt tausendste Kleid heute und bin unentschlossener als je zuvor. Die Kleider sind alle wunderschön. Aber ich sehe mich so nicht Frederik das Ja Wort geben. Eigentlich sollte es mir egal sein, was ich trage. Alles andere an der Hochzeit ist mir wichtiger, aber auf den Hochzeitsbildern, die wir noch Jahre danach in unserem Haus stehen haben und die unsere Fotoalben füllen, will ich schön aussehen. Ich möchte, dass Frederik mindestens eine Träne vergießt, wenn ich barfuß durch den Sand auf ihn zulaufe.

"Blush und Fit and Flare?"

Maggie bewirft mich pausenlos mit Fachbegriffen, Farbbezeichnungen, die mir überhaupt nichts sagen. Ivory, Champagner, Blush, Apricot, Fit and Flare, A-Linie, Meerjungfrau, darum dreht sich meine komplette Woche schon und überfordern mich immer mehr.

Will ich mich überhaupt den Vorstellungen der Gesellschaft in Bezug eines Brautkleides beugen?

Wären es nur unsere kleine Familie, wie würden Eric einen roten Jogginganzug anziehen, Alva einen gelben. Ich würde mir ein weißes T-Shirt überwerfen und eine weiße Jeans und Frederik könnte eine seiner schwarzen Sporthosen mit einem dunklen Shirt tragen. Alles völlig zwanglos. Aber meine und Frederiks Mutter mischen mit bei der Hochzeitsplanung und bei dem Wort Sporthose würden sie einen Herzinfarkt bekommen. Auch meine beste Freundin würde mich eher einsperren, als eine Hochzeit in Jeans und T-Shirt zu zulassen.

"Das bringt doch nichts, ich lass mir etwas einfallen. Lass dich überraschen. Das Design wird deine Persönlichkeit widerspiegeln. Konzentrieren wir uns einfach auf die Farbe und die Stoffe. Um den Schnitt kümmere ich mich.", schlägt Maggie nach einer weiteren erfolglosen Stunde vor.

"Danke, du bist die Beste. Ohne dich würde ich wahnsinnig werden. Ich würde gerne Weiß tragen, irgendwo war ein Kleid in einem sehr natürlichen Ton. Die Braut saß in einer Blumenwiese und ihre Haut war meiner sehr ähnlich. Ihre Haare waren ein wenig dunkler als meine, aber es könnte trotzdem passen."

"Das ist super. Dann müssen wir diese Zeitschrift nur noch finden. Was ist mit dem Stoff, soll ich mich da austoben? Oder hast du da Vorgaben für mich?"

Langsam wird es immer konkreter, ich wünsche mir fließende Stoffe, kein Glitzer oder Pailletten, aber Spitze darf es haben. Maggie notiert sich alles in ihren blanko Notizbuch, in dem sie auch ihre Zeichnungen anfertigt. Sie hat Hunderte von diesen Dingern, alle mit ihren Designs gefüllt. Ich beneide sie für ihre Kreativität. Ich würde auch gerne aus nichts etwas erschaffen. Sie zaubert mit Stoffen Unglaubliches. Ich könnte mir nie jemand anderes für die Anfertigung meines Brautoutfits vorstellen. Ohne Maggie würde ich Frederik sicher in Jeans und T-Shirt heiraten müssen.

"Ich habe schon eine wundervolle Idee und sie wird dir bestimmt gefallen. Du wirst es aber erst an deiner Hochzeit sehen. Für die Anprobe muss ich mir noch etwas überlegen, aber das wird eine Überraschung werden. Und es ist mein Hochzeitsgeschenk für dich. Flynn und ich haben noch etwas zusammen, aber du bist meine beste Freundin. Von mir darfst du mehr Geschenke bekommen als von den anderen", dann drückt sie mich so fest an sich, dass ich kaum noch Luft bekomme. Maggie ist nicht nah am Wasser gebaut und auch nicht sentimental, aber gegen Ende ihrer Worte schluchzt sie kurz auf.

Ich lockere unsere Umarmung, um wieder besser atmen zu können, lasse sie aber nicht gehen. In meiner College Zeit haben wir nur Kontakt per Videoanruf und Textnachrichten gehalten, aber sie war bei jedem wichtigen Punkt in meinem Leben dabei. Ich bin so froh, sie an meiner Seite zu haben. Maggie ist eine starke, selbstbewusste Frau und auch als Kind hatte sie schon ihr Herz auf der Zunge getragen. Das habe ich immer an ihr bewundert. Ihre Furchtlosigkeit, ihren Kampfgeist. Wir haben einander immer unterstützt, konnten immer aufeinander bauen. Als mein Dad im Krankenhaus lag und wir nicht wussten, ob er wieder gesund wird, bin ich nachts vor ihrer Tür aufgetaucht. Ich habe nur geweint und sie hat mich getröstet. Sie war mein Fels, obwohl sie meinen Dad fast genauso sehr liebt wie ihren eigenen. Als Markus und ich uns getrennt haben, habe ich sie als erstes angerufen. Es war ein langes Telefonat, obwohl ich kaum ein Wort herausbekommen habe. Ihre Stimme hat mich beruhigt, sodass ich trotz Aufgewühltheit einschlafen konnte. Sie wird die beste Brautjungfer, die ich mir vorstellen kann.

"Ich sollte nicht zu sentimental werden, habe noch den Junggesellenabschied zu planen. Nicht das die Stimmung sich auf Freitag überträgt und alles in die Hose geht. Es soll witzig werden, wir wollen Spaß haben, bevor du in festen Händen bist."

Bei festen Händen zwinkert sie mir zu und ich weiß genau, auf was sie damit abspielt. Sie macht gerne sexuelle Anspielungen, obwohl ich ihr nichts von meinem und Frederiks Liebesleben erzähle. Vielleicht auch genau deswegen, weil sie so Informationen aus mir herauskitzel möchte

"Kannst du mir Hinweise geben, was wir machen, damit ich mich passend kleiden kann?", versuche ich sie unauffällig auszuhorchen.

Hoffentlich wird es keinen Stripper geben, davon wäre Frederik überhaupt nicht begeistert. Ich hätte es nicht gedacht, aber Mr. Quarterback ist ganz schön eifersüchtig. Besonders da ich jetzt seinen Ring am Finger trage.

"Keine Chance. Ich verrate dir nur, dass wir ein Überraschungsgast haben. Mehr erzähle ich dir nicht."

Damit gebe ich mich geschlagen und zerbreche mir den Kopf, wer diese Person sein könnte.

Flynn, Frank und Luis kann ich ausschließen, denn sie und einige andere der Otters werden auf Frederiks Junggesellenabschied sein. Hoffentlich wird Espen den Abend mit uns verbringen, denn mein Bruder ist mein Trauzeuge.

"Ich musste Frederik versprechen, dass kein Stripper auftauchen wird. Das ist Schade, aber ich will es mit ihm nicht verscherzen. Flynn kann ich einfach um den Finger wickeln, wenn er wütend wird, aber Frederik? Obwohl ich würde ihn mit deinem Apfel Shampoo ablenken und ihn mit Eis besänftigen. Nach beidem ist er anscheinend süchtig. Jetzt, wo die Saison beendet ist, wie viel Eis isst er da so?"

Es ist wirklich erschreckend, wie viel Eis ein Mensch so verdrücken kann. Frederik hat jeden Tag Lust darauf und isst mindestens zwei am Tag. Für seine Figur macht das überhaupt nichts, so viel Sport wie er macht, aber die Kinder wollen dann natürlich aus eins. Und da sind zwei am Tag, jeden Tag doch zuviel.

Ich greife wahllos in den Haufen von Brautkleidzeitschriften und fische erneut eines heraus. Erleichtert schnaufe ich auf, als ich endlich das Kleid mit der Frau im Blütenmeer finde. Aufgeschlagen werfe ich es Maggie zu, keine Sekunde länger hätte ich es noch in ihrer Modewelt ausgehalten.

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Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz