little firefly

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Frederik

Als ich heute Morgen in den Spiegel gesehen habe, blieben mir mein bleichen Gesichtes und die markanten Augenringe nicht unbemerkt. Obwohl mir Eric und auch öfter Serlina nachts Gesellschaft geleistet haben, habe ich kein Auge zu machen können. Nicht einmal Kaffee braucht mein Körper, denn die Anspannung reicht aus, um mich wach zu halten. Ich stehe kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Sekündlich muss ich mich daran erinnern, nicht so zusammenbrechen wie damals vor Melissas Haus. Dafür ist zu viel auf dem Spiel.

Mich quält es zu sehen, wie sie Serlina ausfragen. Jede Frage ist wie ein Schlag in die Magengrube. Ihr ausgelaugter Anblick wie ein Dolch ins Herz. Sie ist so ein gutherziger Mensch, sie haben kein Recht, sie zu verletzen.

Nasse Tränen laufen von ihren geröteten Augen über ihr wunderschönes ermüdetes Gesicht. Ich will aufspringen, sie in meine Arme ziehen. Es ist meine Schuld. Ich habe sie in diese Situation gebracht.

Ich habe nicht gemerkt, dass mein Körper sich wirklich aus dem Stuhl erhebt, da drückt mich eine warme Hand wieder hinunter. Rileys Hand. Meine Anwältin sieht mich warnend an.

Da alle Augenpaare, die nicht auf Serlina liegen, auf mir ruhen, gebe ich mich geschlagen. Ich darf mich hier im Gerichtssaal nicht falsch verhalten. Jeder Fehler könnte mein Leben ruinieren. Wenn es dafür nicht bereits zu spät ist. Am liebsten würde ich Eric und Serlina nehmen und irgendwo auf eine einsame Insel hin verschwinden. Damit uns nichts und niemand trennen kann. Aber das ist nur Wunschdenken. So kann die Realität nicht aussehen.

Sie müssen erkennen, dass ich ein guter Vater für Eric bin. Dass ich jeden Tag mein Bestes für ihn gebe. Und obwohl ich ihm manchmal nicht meine ganze Zeit schenken kann, sollte mich das nicht zu einem Monster machen. Wären dann nicht alle berufstätigen Eltern Ungeheuer? Vor allem als Alleinerziehender ist es schwer, Beruf und Kind in Einklang zu bringen. Da ich während der Football Saison oft unterwegs bin, schiebe ich mein Privatleben hinten an. Welches seit Erics Geburt auf ein Minimum geschrumpft ist. Anders hätte ich es mich auch nicht gewünscht. Mit Eric Zeit zu verbringen kann laut, chaotisch und auch stressig sein, dennoch vermisse ich ihn in jeder Minute, in der er nicht bei mir ist. Alleinerziehender Vater zu sein ist eine Herausforderung, die ich immer wieder aufs Neue eingeben würde. Für Ihn.

„Wir werden die Verhandlung vertagen. Da die Großeltern nicht im Land sind, wird in diesem Zeitraum Eric Jensen in die Obhut von Child Protective Services gegeben, welche für diese Zeit Pflegeeltern für den Jungen suchen."

Panisch landet mein Blick auf dem alten Richter. Das kann er nicht machen! Eric bei wildfremden Menschen lassen. Niemand weiß, ob er dort sicher ist. Zu viele dieser Pflegeeltern nehmen die Kinder nur wegen des Geldes auf. Lassen sie hungern oder Schlimmeres. Allein bei dem Gedanken spüre ich mein Frühstück meinen Hals hochsteigen. Eilig renne ich zum Mülleimer neben der großen Holztür und entleere dort meinen Mageninhalt.

Als ich wieder zurück zu meinem Platz gehe, unterhalten sich Serlina und Riley in Flüsterton. Bei genauerem Hinsehen bemerken ich, dass nur Serlina rapide redetet und meine Anwältin immer wieder nickt.

„Euer Ehren. Wir verlangen, dass Eric in die Obhut von Dr. Horton gegeben wird. Ihre Zertifikate als Pflegemutter sind alle noch gültig und sie ist mit Eric und seinem Alltag vertraut. Er könnte in seinem gewohnten Umfeld bleiben. Die ganze Situation ist für den Jungen schon belastend und verwirrend genug. Es wäre in seinem Wohl", wendet sich Riley bittend an den Richter.

Er wäre nicht bei mir, aber in Sicherheit. Serlina würde auf ihn achtgeben, da hege ich keinerlei Zweifel. Er könnte weiterhin Zeit mit seinen Freunden aus dem Kindergarten verbringen. Einzig und allein würde ich vorerst aus seinem Leben ausradiert. Diese Erkenntnis verursacht eine klaffende Leere in mir. Mein Atem beschleunigt sich aprupt. Schmerzvoll zeiht sich mein Innerstes zusammen. Ich muss mir einreden, dass es nur vorübergehend sein wird, ansonsten schwindet die Hoffnung mit jeder Sekunde.

„Ob dies seine Richtigkeit hat, werde ich mich erkundigen müssen, ansonsten wäre dies eine annehmbare Lösung", löst der Grauhaarige die angespannte Stille.

Für das Telefonat verlässt er den Gerichtssaal. Meine Augen folgen ihm, bis er hinter der dunklen Tür verschwindet. Dann wende ich mich wieder Serlina zu. Sie sitzt jetzt neben Maggie und Flynn unter den Zuschauern. Außer Serlinas Familie sind auch Frank und Luis zur Unterstützung gekommen. Nur meine Eltern konnten nicht anwesend sein. Sie waren Fuchsteufels wild auf ihren Boss, weil sie schon wieder eine Geschäftsreise antreten mussten. Sie haben mir sogar angeboten, zu kündigen, nur damit sie bei der Gerichtsverhandlung vor Ort sein könnten. Dies konnte ich nicht zulassen. Es geht alles drunter und drüber, aber sie dürfen ihre berufliche Karriere wegen mir nicht gefährden.

Meine Fingernägel bohren sich Tief in meine Oberschenkel, als der Richter wieder auf seinem Platz ruht und seine Entscheidung über Erics Aufenthalt verkündet. Mein schweißnasses Hemd klebt an meiner kalten Haut. Panisch versuche ich aus seinem Gesichtsausdruck etwas herauszulesen.

„Eric Jensen wird über den Zeitraum bis zum schlussendlichen Urteil in die Obhut von Dr. Horton gegeben. Sie ist Kinderärztin im Clearwater Krankenhaus und all ihre Zertifikate für die Pflegeunterbringung sind ordnungsgemäß gültig, deshalb sehe ich keine Einwände diese Bitte zu untersagen."

Erst als sich beim Zurücklehnen mein Rücken in die hölzerne Stuhllehne bohrt, bemerke ich, dass ich mich zuvor nur krampfhaft auf dem vorderen Teil des Sitzes platziert habe.

Ein winziger Funken Erleichterung erleuchtet in mir wie ein kleines Glühwürmchen. Ein einzelnes, so schwach, dass man es in der Dunkelheit nicht erkennen könnte. Erst wenn das Urteil besagt, dass Eric wieder bei mir sein darf, werden alle wieder erstrahlen.

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Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now