Who will ask first?

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Serlina

Erschöpft bin ich eben von meiner Schicht aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen und möchte mich nun in mein gemütliches Bett hineinkuscheln, da höre ich meine helle Türklingel.

Ich trage immer noch meine Straßenkleidung, eine dunkelblaue Jeans und ein weißes T-Shirt, denn fürs Umziehen war ich bis jetzt noch zu Müde.

Als ich die Wohnungstür öffne, bin ich schlagartig wach. Vor mir steht Frederik mit einem schüchternen Lächeln.

Ich mustere einige Sekunden seine Gesichtszüge, um zu verstehen, was er hier will. Er räuspert sich und tritt noch ein Schritt näher.

Als mir meine schlechte Gastfreundschaft auffällt, bitte ich ihn herein. In meiner beschaulichen Küche frage ich ihn, ob er etwas zu trinken haben möchte.

Für mich allein reicht die Größe meiner Küche aus, aber für zwei Leute ist hier drinnen zu wenig Platz. Weshalb Frederik dicht hinter mir steht, als ich zwei Gläser für uns aus einem meiner hellgrauen Oberschränke heraus hole.

„Nur ein Wasser, bitte", kommt es von dem Blonden.

Mit den beiden gefüllten Gläsern setzen wir uns in meinem Wohnzimmer auf das blaue Sofa.

Bis jetzt hat er mir immer noch nicht den Grund für seinen spontanen Besuch erklärt. Nicht das ich etwas gegen Besucher habe.

„Ich habe über einiges nachgedacht und ich wollte doch etwas fragen", fängt er das Gespräch an. Wobei ich ihn danach schon unterbreche. Meine Müdigkeit macht meine gute Erziehung sehr zunichte.

„Ich wollte dich ehrlich gesagt auch etwas fragen und da du jetzt spontan da bist. Über das Telefon so was zu machen, hätte sich nicht richtig angefühlt."

Verwirrt schaut er mich mit seinen blauen Augen an. Er blinzelt einige Male bevor er mir den Vortritt gewährt. Frederik ist ein wirklicher Gentleman.

"Auch wenn wir uns noch nicht lange kennen, bist du mir jetzt schon sehr sympathisch. Deshalb will ich das ändern. Willst du mit mir ausgehen?", sage ich mit möglichst fester Stimme. Nervös bin ich allerdings trotzdem.

Er scheint meine Worte erst nicht zu begreifen, dann nickt er aber mit einem bezaubernden Lächeln und zieht mich in eine warme Umarmung. Es tut gut, ihn wieder so nah an mir zu spüren. Seine Hände liegen auf meinem Rücken und es fühlt sich an, als würden sie genau da hingehören.

Diese Anziehung habe ich auch schon bei unserer ersten Umarmung gespürt, damals war ich nur nicht in der Lage, sie so sehr zu genießen. Ich war viel zu überwältigt von den negativen Gefühlen. Doch jetzt kann ich es.

Mein Kopf ruht auf seiner Brust, weshalb ich seinen schnellen Herzschlag deutlich vernehmen kann. Ihm scheint es bei dieser kleinen Intimität genau so zu ergehen. Meine Vermutung verstärkt sich, als er mich noch etwas dichter an sich zieht.

Frederik riecht fantastisch, wie mein Lieblingscocktail Mojito. Nach Zitrone und Minze. Als mir auffällt, dass ich noch nicht geduscht habe und von meiner Schicht sicher eher nach Schweiß stinke, ziehe ich mich etwas zurück.

„Habe ich etwas falsch gemacht? Ich wollte dir nicht zu Nahe treten.", versichert mir Frederik erschrocken und blickt mich mit einer besorgten Miene an.

Schnell schüttle ich den Kopf, er hat mein Handeln vollkommen falsch verstanden.

„Ich hatte Nachtschicht und konnte noch nicht duschen. Du hingegen riechst einfach himmlisch", versuche ich ihn zu beruhigen. Während ich ganz unauffällig den Geruch meines T-Shirts aufsauge. Was sich als fataler Fehler herausstellt.

„Wenn es nur das ist. Glaub mir, meine Geruchsnerven sind von stinkenden Sportsocken ziemlich abgetötet. Ich finde, du riechst sehr normal, deine Haare sogar nach Apfel", gibt er lachend zu.

Ich mag es ihn Lachen zu hören, meistens wirkt er so ernst. Mit einem Lächeln funkeln auch seine blauen Augen und die leichten grauen Sprenkel darin stechen mehr heraus. Auch fallen dabei seine schönen Lippen mehr auf, als durch seinen steifen Gesichtsausdruck.

„Wie geht es Eric? Das letzte Mal habe ich ihn bei deinen Eltern gesehen. Er war sehr begeistert von eurem Sieg. Ich übrigens auch. Herzlichen Glückwunsch", beginne ich leicht überfordert ein neues Gespräch.

„Eric geht es sehr gut. Er wirkt in letzter Zeit viel offener und aufgeschlossener, das hat den Einstieg in den Kindergarten deutlich einfacher gemacht. Zusätzlich halten ihn alle Kids wegen seines Gips für sehr cool. Vielen Dank und es freut mich, dass du dir das Spiel mit meinen Eltern und Eric angesehen hast", kommt es von Frederik mit seiner tiefen melodischen Stimme.

Ob er insgeheim ein Gesangstalent ist und heimlich unter der Dusche singt. Das hätte ich mir lieber nicht vorstellen sollen, denn in dem Moment werde ich sicher feuerrot im Gesicht. Aber wer könnte mir das verdenken bei seinem muskulösen Körper und wunderschönem Gesicht. Noch dazu ohne Kleidung im Dampf des heißen Wassers und dem Geruch nach Zitrone und einem Hauch von Minze. Ich bin sicher nicht die erste, die solche Gedanken über den Mann vor mir hat.

Ich versuche mich von dieser Vorstellung zu befreien, indem ich wieder an den Abend bei Frederiks Eltern denke. Und es hilft deutlich.

„Unsere Mütter würden sich sicher gut verstehen. Die beiden sind sich sehr ähnlich. Wobei meine Mom manchmal zu oft die Psychologin raushängen lässt. Ist wohl eine Berufskrankheit."

„Vielleicht werden sie sich bald irgendwann kennenlernen. Aber zuerst werden wir unser Date haben. Was hältst du von dem Seafood Restaurant direkt am Strand?", schlägt der Blonde vor.

Lächelnd nicke ich. Bei Fisch und Meeresfrüchten kann man bei mir nichts falsch machen. Zum einen durch San Franciscos Lage am Wasser und zum anderen an den norwegischen Gerichten meiner Mutter. Lachs, Kabeljau und Heringe gab es schon in meiner Kindheit öfter zu essen.

Schon jetzt freue ich mich auf dieses Date. Schon länger war ich auf keinem Date mehr. Meist war mir die Arbeit wichtiger, als neue Leute kennenzulernen. Bei Frederik ist es anders. Er hat meine Neugier geweckt.

„Hast du nächsten Freitag frei? Ich will das nicht aufschieben. Wir sind schon lange genug umeinander herumgetanzt."

„In der Nacht zum Freitag habe ich Schicht, aber wenn ich mich direkt danach schlafen lege, bin ich abends wieder fit", erzähle ich ihm.

Leider kann ich mir auch momentan nicht freinehmen, da wir sehr knapp besetzt sind auf der Kinderstation.

„Ich muss jetzt Eric bei meinen Eltern abholen gehen, aber ich werde um sieben am Freitag hier sein. Ich will dich auch nicht länger vom Schlafen abhalten. Schlaf gut, Daggry", mit diesen Worten verabschiedet er sich von mir.

Ich hätte ihn gerne noch mal umarmt, aber dann auch sicher nicht mehr losgelassen. Schon leicht verträumt laufe ich in mein Schlafzimmer und lasse mich endlich in mein Bett fallen.

Daggry - Morgendämmerung auf Dänisch. Er kennt also die Bedeutung meines Namens. Ob das nun sein Spitzname für mich ist?

Noch mit meinen Gedanken ganz bei Frederik schlafe ich in meiner Satinbettwäsche ein.

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Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt