salty kiss

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Frederik

Der erste Juleaften ohne Eric. Es ist ganz eigenartig. Diese unerträgliche Stille liegt im Haus. An diesem Abend kommt es mir noch schwieriger vor, getrennt von ihm zu sein als jeder Tag davor. Ein Tag, der voller Liebe und Freude gefeiert werden sollte. Gerne würde ich mich in meinen Wagen setzen und zu ihnen fahren. Zu Serlina und Eric. Aber ich muss hierbleiben. Getrennt von ihnen. Zu meiner eigenen Folter habe ich beschlossen, im Auto meiner Eltern zu warten, wenn sie später bei Jonna und Chris vorbeischauen.

Eigentlich sollte ich heute glücklich sein. Den Tag mit meinen Eltern genießen, so wie früher. Es gelingt mir nicht. Dafür bin ich zu wütend. Mit jedem Tag hasse ich die Geschwister Reed mehr und mehr. Und mich. Wie konnte ich nur irgendetwas zu lassen, was sie im Gericht gegen mich verwenden. Die Babysitter, die nicht gut genug auf Eric geachtet haben. Erics idiotischen Plan mit dem Kunstblut und der Abend des Feuers. Ohne diese Geschehnisse wäre es einfacher, die Jury und den Richter von mir zu überzeugen.

Doch sie sehen in mir den berufstätigen, gefährlichen Footballspieler. Den Mann, der sein Kind vernachlässigt und ihn keinen geeigneten Personen anvertraut. Oder sogar noch viel Schlimmeres. Sie behaupten, Erics Leben sei mir nicht wichtig. Ihre Worte höre ich in Dauerschleife in meinem Kopf. Immer und immer wieder ist da Markus Stimme.

Obwohl meine Mutter sich heute Abend besonders viel Mühe mit dem Essen gegeben hat, verspüre ich keinerlei Appetit. Flynn und die anderen Jungs vom Team schauen mich manchmal so von der Seite an. Weil ihnen auffällt, dass ich langsam dünner werde. Ich verschwende auch keinen Blick in den Spiegel mehr, ist mir schon zuvor bewusst, dass mir eine lebendige Leiche entgegenblickt.

Immer wieder überprüfe ich die Uhrzeit auf meinem Handy, die so langsam vergeht wie sonst. Sekunden fühlen sich an wie Stunden. Minuten wie ganze Jahre. Ich will endlich meinen Sohn sehen. Sein Lachen an Weihnachten hören. Sein Gesicht, wenn er aufgeregt das Geschenkpapier flink zerfetzt und dann sein erfreutes Jubeln. Ich will, dass er mir neue Geschichten erzählt aus dem Kindergarten. Oder mich wegen eines Haustiers auf den Geist geht. Ich vermisse das wundervolle Chaos, das er verbreitet. All diese gemeinsamen Momente mit ihm fehlen mir wie nie zuvor. So lange waren wir nie voneinander getrennt. Ich weiß nicht, ob ich noch länger durchhalten könnte.

Als wir endlich vom Esstisch aufstehen und die Jacken überziehen, ist die Vorfreude auf meine anschließende weitere Bestrafung immer noch groß. Ich werde ihm näher sein wie seit Wochen nicht mehr. Nur vom Auto aus darf ich ihn sehen. Mehr würde mich in Schwierigkeiten bringen. Zu noch größeren Problemen führen.

Im Auto meines Vaters geht es mir wie einem Süchtigen auf kaltem Entzug. Ich bin so nervös, ein einziges Nervenbündel. Dabei wird nichts geschehen. Ich werde weiter in diesem dämlichen Wagen sitzen und auf Jonna und Chris Haus starren in der Hoffnung, meinen Sohn durch das Fenster sehen zu können. Ich könnte Serlina oder meine Eltern anrufen, damit ich seine Stimme im Hintergrund lauschen kann.

Völlig erstarrt bin ich, als die Tür neben mir geöffnet wird und Serlinas Kopf neben meinem Gesicht auftaucht. Kurz darauf sitzt sie rittlings auf meinem Schoß und drückt mich an sie. Wie ich diese Wärme und Geborgenheit vermisst habe. Die Stille, die mich zuvor noch erdrückt hat, beruhigt mich nun. Durch sie fühlt sich alles ein klein wenig erträglicher an. Als würden wir uns diese schwere Last teilen.

Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, sie endlich wieder in meinen Armen halten kann. Den vertrauten Apfelgeruch in meine Nase aufziehen kann und ihre dunklen Haare meinen Hals kitzeln. Ihre weichen Hände, die sich in meinen Rücken graben. Dann erstarrt sie plötzlich.

Gehetzt greift sie in ihre Hosentasche und zieht hastig ihr Smartphone heraus. Dabei hat es nicht geklingelt.

Ich beobachte sie, während sie unter den Kontakten ihre Mutter auswählt und horche das rhythmische Tuten. Die in meinem Gesicht wird vermutlich immer deutlicher, aber sie klärt mich nicht auf.

"Hallo?"

Seine Stimme klingt wie früher und doch ganz anders. Nach wie vor hell und kindlich, aber leicht betrübt.

Immer noch sprachlos drücke ich meine Stirn an ihre. Ihr warmes Gesicht trifft auf meinen kalten Schweiß.

"Bedste und Farfar sind da. Kommst du auch wieder rein, Mom?", erklingt seine niedliche Stimme danach wieder.

Mom, es ist schön dieses Wort aus Erics Mund zu hören. Serlina ist eine großartige Mutter für ihn. Ich könnte mir keine Bessere vorstellen.

"Es wird noch einen Moment dauern, Løve. Willst du mir sagen, was du dir heute gewünscht hättest?"

Ich kann ihn praktisch auf der anderen Seite des Hörers nachdenken hören. Auch wenn ich nicht weiß, worauf genau sich diese Frage bezieht, intresssiert es mich sehr. Ich würde ihm all seine Wünsche erfüllen, wenn es in meiner Macht liegt.

"Gehen sie trotzdem in Erfüllung?"

Bei diesem Satz kann ich ein kleines Lachen nicht zurückhalten. Mein schlauer Junge.

"Daddy? Bist du da?", kommt es aufgeregt von Eric.

"Ich muss dir ganz viel erzählen. Harris Katze hat Pipi auf mich gemacht, deswegen will ich lieber einen Hund. Phileas hat ein Trampolin bekommen und wir hüpfen da oft, das macht Spaß. Benjis Bruder zu den Boy Scouts, der zeigt uns supercoole Sachen. Caddy und Harris hatten Streit und Tamila war krank. Sie hatte Smeales. Aber ich bin ganz gesund. Mein Wunsch hat funktioniert, Daddy. Ich wollte, dass du da bist", gegen Ende höre ich ihn schniefen.

Measles flüstert mir Serlina die korrigierte Version der Krankheit in mein Ohr. Masern, zum Glück hat Eric es nicht erwischt. Das würde diese ganze Katastrophe noch schlimmer machen.

"Ich habe dich ganz dolle lieb und wäre sehr gerne bei dir. Aber das holen wir nach, wenn alles geklärt ist, machen wir eine riesige Feier. Dann kannst du auch all deine Kindergartenfreunde einladen."

Daraufhin hört mein einen erfreuten Aufschrei und Eric beginnt wieder los zu plappern. Wen er alles einladen würde, wer auf keinen Fall kommen darf. Harris Katze bekommt keine Einladung nach dem Pipifiasko. Eine Einladung für ein Haustier, auf so eine Idee würden auch nur Kinder kommen.

"Daddy, ich habe dich auch lieb. Du bist das beste Geschenk, Danke."

Meine Freudentränen fließen über Serlinas zartes Gesicht. Ich schmecke das Salz auf ihren Lippen, als wir uns nach dem Telefonat stürmisch küssen. Wie sehr ich diese Frau liebe.

 Wie sehr ich diese Frau liebe

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