workday in pediatrics

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Serlina

Durch meinen nervigen Wecker wurde ich heute Morgen aus meinem warmen Bett gezwungen. Gerne hätte ich den Tag noch in meine Bettdecke gekuschelt verbracht. Doch heute habe ich wieder Schicht, weswegen ich schon seit fünf Stunden auf der Kinderstation unterwegs bin. Zum Glück tragen wir hier alle gemütliche Schuhe. Nicht auszudenken, den ganzen Arbeitstag mit High Heels meistern zu müssen.

Ein paar Kinder wurden gestern aufgrund eines Verkehrsunfalls eingeliefert, daher ist es heute nicht weniger stressig. Eines von ihnen liegt nicht bei uns auf der Kinderstation, sondern schwebt in der Intensivstation in Lebensgefahr.

Der Tod von Kindern ist unheimlich tragisch und macht manche unserer Tage unglaublich schwer. Den Meisten können wir hier helfen und darauf muss man sich fokussieren, sonst zieht einen das Ganze zu sehr herunter.

"Sonja hat mir von dem Kleinen erzählt, aber Dr. Hopper wollte mir nichts verraten. Wer war das überhaupt?", möchte Veronica, eine neugierige Pflegerin wissen.

"Eric hat sich auf dem Spielplatz verletzt und ich habe ihn deshalb hergebracht. Er war mir völlig fremd, doch wenn sich ein Kind verletzt, leiste ich Hilfe."

Sie nickt und fragt mich noch etwas weiter aus. Unterbrochen werden wir durch meinen knurrenden Magen. Entschuldigend schaue ich sie an und sie versteht mich direkt.

Erleichtert hole ich mir mein Mittagessen aus unserer Mensa. Es schmeckt geschmacklos, aber so viel Zeit haben wir meist nicht, um unseren Hunger zu stillen. Oft wird man an gepiept und muss dann sein Essen stehen lassen.

Heute habe ich es geschafft, ohne Unterbrechung mein Nudelgericht zu verspeisen, bevor mein Pager sich meldet. Mein Tablet lasse ich stehen und laufe zügig zum Aufzug, um so schnell wie möglich wieder auf die Station zu gelangen.

Etwas außer Atem komme ich wieder auf der Pädiatrie an. Dr. Hopper und ein anderer Arzt unterhalten sich im Flur mit den Eltern eines Kindes. Dr. Hopper winkt mich mit einer auffallenden Geste zu sich.

Den Eltern stelle ich mich kurz vor, wende mich dann jedoch an meinen Chef.

"Ich werde bald in den Ruhestand gehen und würde deshalb Vivien nicht gerne noch als Patientin annehmen. Daher würde ich Sie bitte das Mädchen zu betreuen. Dr. Martin ist der zuständige Thorax Spezialist, der Sie dabei unterstützen wird und das sind Vivien Eltern."

Mir war bekannt, dass mein Chef in Rente gehen möchte, nur dachte ich nicht schon so früh. Er hatte es erst einmal vor ein paar Monaten erwähnt. Ich hatte geglaubt, er meine damit in einigen Jahren.

Die Patientenakte wurde mir überreicht und ich lese sie mir aufmerksam durch. Vivien ist erst sechs Jahre alt. Bei ihr wurde ein Ventrikelseptumdefekt diagnostiziert. Man hatte erst gehofft, dass dieser Defekt sich im Laufe der Kindheit verschließt, jetzt wird sie jedoch operiert werden.

Ein Leben mit einem Herzfehler ist nicht leicht. Den Kindern wird so ein unbeschwertes Leben genommen. Sie haben Schmerzen und müssen leiden. Ich hoffe sehr durch ihre Operation hat sie ein schönes und erfülltes Leben.

Vivien liegt mit Flora auf einem Zimmer. Die beiden werden sich sicher gut verstehen. Flora ist ein aufgewecktes Mädchen. Leider ist ihre Lungenkrankheit Mukoviszidose nicht heilbar. Mit einer Therapie versuchen wir jedoch dem Verlauf zu verlangsamen. Dennoch hat Flora einige Beschwerden wie den ständigen Husten und oft auftauchende Bauchschmerzen.

Die beiden Mädchen sind unglaublich stark. Manche  Patienten werden depressiv und wollen aufgeben. Diesen tut es gut, wenn sie solche Kinder wie Flora in ihrem Umfeld haben. Ihr Kampfgeist motiviert die anderen Kinder stark zu sein.

Floras Eltern haben einige Pferdebilder aufgestellt und die beiden unterhalten sich gerade über Ponys. Da ich ab jetzt Viviens Ärztin bin, will ich mich ihr vorstellen. Die Kinder sollten wissen, wer hier ihre Ansprechpartner sind. Damit sie sich hier sicher fühlen.

"Hallo, Vivien. Flora kennt mich ja schon. Ich bin Dr. Serlina Horton und bin mit Dr. Martin deine Ärztin. Du kannst mich gerne Serlina nennen."

Sie nickt kurz, ihre Aufmerksamkeit liegt aber eher an meinem Anstecker als an mir selbst. Verübeln kann ich es ihr nicht, die Situation muss sie bestimmt ziemlich überfordern und sie hat sicher auch etwas Angst.

"Floras Mom hat mir den Pferdeanstecker gemacht. Wenn du willst, kannst du ihn gerne haben", biete ich ihr an.

Schüchtern lächelt sie und streckt scheu ihre Hand aus. Eigentlich sollte man Geschenke nicht weiterverschenken, doch wenn Kinder einen so anschauen...

"Was ist denn dein Lieblingspferd Serlina? Also ich mag Appaloosa, denn die haben so tolle Punkte. Vivien mag Islandpony, die sind aber auch schön. Meine Mama hat mir letztens ein Pferdebuch mitgebracht, kannst du uns das bitte geben", plappert Flora drauflos.

Ehrlich gesagt bin ich nicht wirklich ein Pferdemensch. Ich bin mit einem älteren Bruder aufgewachsen. Bei uns zu Hause ging es eher um Football als um Pferde. Mein Dad und mein Bruder Espen schauen jedes Spiel der Otters sehen. Tireless Otters sind das Footballteam von San Francisco. Früher waren sie oft zusammen im Stadion, doch seit unser Vater im Rollstuhl sitzt, nicht mehr.

"Araber finde ich sind sehr majestätisch, vor allem die in so einer dunklen Farbe wie meine Haare", gebe ich den beiden als Antwort, danach verabschiede ich mich wieder. Ich muss noch nach einigen anderen Patienten sehen.

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Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen. Über Votes, Anmerkungen oder Kritik würde ich mich sehr freuen :)

Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now