waves and sunrays

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Serlina

Nein Daddy bleib! Geh nicht weg!",  höre ich Erics verweinte Stimme durch meine Zimmertür. Nur einzelne Lichter der vorbeifahrenden Autos und der verrosteten alten Laterne gegenüber erhellen mein kleines Schlafgemach. Wieder eine Nacht ohne Schlaf. Es liegt nicht an Eric. In meinem Kopf geht so viel vor, da kann ich nicht abschalten. Und wenn ich es doch nach einem kräftezehrenden Tag schaffe, dann plagen mich unerträgliche Albträume. Weder beruhigender Tee noch die entspannenden Yogaübungen, die mir eine gute Freundin aus Harvard gezeigt hat.

Erschöpft mache ich mich auf den Weg in Erics Zimmer. Das Gästezimmer, dass ich damals für Pflegekinder eingerichtet hatte. Nach Alvas letzten Tag darin konnte ich den Raum nicht mehr betreten. Seit Eric darin eingezogen ist, fühlt es sich nicht mehr ganz so leer an. Die grün gestrichenen Wände mit dem Zauberwald wirkt nicht mehr trostlos oder fast düster. Durch ihn wird es wieder lebendig. Erst als ich einen weiteren kläglichen Ruf vernehme, werde ich aus meinen Gedanken gerüttelt und öffne die weiße Holztür.

Zwischen den hellgrünen Stoffen von Kissen und Decke liegt sein rotes Gesicht. Noch bevor ich ihn in meine Arme ziehen kann, blickt er mich überrascht mit seinen verweinten Augen an. Ich wünschte, ich könnte ihm all das ersparen. Ihm seine Trauer und seine Furcht nehmen, damit er wieder unbeschwert sein kann. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, ich kann nur für ihn da sein. Und für Frederik.

Seinen Kopf kuschelt er in meine Halsbeuge und mit seinen kurzen Armen klammert er sich fest an mich. Als befürchte er, ich würde verschwinden, sobald er mich loslässt. Warum müssen manche Menschen so viel durchmachen?

Irgendwann beruhigt sich sein Atmen und ich lausche seinem niedlichen Nuscheln. Ich wünschte, Frederik wäre hier. Dann hätte Eric bestimmt keinen Albtraum gehabt. Vielleicht wird es nicht sein Letzter sein.

Einige Male habe ich Albträume von Kindern mitbekommen. Öfter plagen unsere kleinen Patienten vor ihrer Operation beängstigende Träume. Es ging mir immer nahe, aber nie so stark wie jetzt bei Eric. Es kostete mich einiges an Anstrengung, nicht mit ihm zusammen zu weinen.

Es fühlt sich anders an, ohne Frederik. Inkomplett. Es ging so schnell, noch vor einiger Zeit war ich single und habe allein gewohnt und jetzt gibt Frederik und Eric. Eigentlich sollten wir vollständig zusammen wohnen, wie andere Familien auch. Obwohl mir der kleine Körper neben mir Geborgenheit spendet, ist das winzige Bett so kalt. Wäre Frederik hier, wäre keine Fläche mehr frei. Sein gesamter Körper würde die Matratze abdecken. Viel zu lange habe ich seine Stimme nicht hören oder seine Nähe spüren können. Nicht nur ich vermisse ihn jeden Tag mehr. Eric fragt ständig nach seinem Dad. Die Situation ist so unglaublich schwierig.

Als Kind habe ich zu meinem fünften Geburtstag einen Zauberstab geschenkt bekommen. Ich weiß noch, wie ich ihn damals geschwungen hatte und ich dachte, er würde meine Wünsche erfüllen. Heute glaube ich nicht mehr an Magie. Zumindest nicht an die Übernatürliche. Liebe kann sich magisch anfühlen. Diese tiefe Verbundenheit zu jemanden, durch die jeder kleine unperfekte Moment in etwas ganz Besonderes verwandelt wird. Nur durch einen Schwung kann aus dunkler Kohle ein funkelnder Diamant werden.

Eine leichte Vibration durchfährt mein linkes Bein. Mit meinem Handy noch in der Pyjama-Hosentasche lag ich in meinem Bett und habe die Decke angestarrt. Die ganze Zeit über hatte ich auf einen Anruf von ihm gehofft. Aber es hat kein Ton von sich gegeben. In Flüsterlautstärke melde ich mich, um Eric nicht aufzuwecken. Wenigstens einer von uns sollte etwas Schlaf bekommen.

Habe ich dich geweckt?", höre ich die ebenso leiste Stimme von Frederik.

Erleichterung durchfließt meinen Körper und ein warmes Kribbeln löst er in mir aus.

Eric hatte ein Albtraum, deswegen war ich bereits wach. Jetzt schläft er wieder. Wir vermissen dich so sehr."

Jetzt kann ich mich fallen lassen. Eric sieht die Tränen nicht mehr, welche durch meine Worte und durch seine Stimme losgelöst werden.

Es tut mir so leid, dass ihr das mit ertragen müsst. Ich vermisse euch auch. Das Haus ist ohne euch so leer."

Danach herrscht Stille. Wir könnten so vieles sagen. Über so einiges Reden. Aber allein das Wissen, dass der andere es hören könnte, reicht aus. Seine Atmung beruhigt mich. Wie das Geräusch von leichtem Wellenrauschen gepaart mit seiner Wärme, wie das Kitzeln von Sonnenstrahlen.

Sov godt!",vernehme ich noch von ihm, während ich auf dem viel zu kleinen Kissen mit Eric, der sich noch immer an mich klammert, endlich einschlafen kann.

„Sov godt!",vernehme ich noch von ihm, während ich auf dem viel zu kleinen Kissen mit Eric, der sich noch immer an mich klammert, endlich einschlafen kann

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