glitter and gold

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Serlina

Als die Tür der schwarzen Limousine, geöffnet wird, werde ich von Blitzen der Kameras geblendet. Mit geschlossenen Augen versuch ich so elegant wie möglich in meinem funkelnden goldenen Kleid aus dem Wagen zu steigen. Da haben die Herren es mit einer Hose deutlich einfacher. Direkt hinter mir kommt auch Frederik aus der Limousine. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die hellen Blitze.

Mit Frederiks langen Beinen hat er mich schnell überholt und steht jetzt vor mir. Seine eine Hand liegt auf meiner Taille, während er mit mir in Schneckentempo zum Eingang des Gebäudes läuft. So laut hatte ich es mir nicht vorgestellt. Die Fotografen schreien den Gästen immer wieder etwas Unverständliches zu. Auch ein paar Reporter kann ich erkennen, die Interviews mit besonders Berühmten führen.

In dem Moment wird mir bewusst, wie unwichtig ihnen der gute Zweck überhaupt ist. Viele von ihnen wollen nur die Aufmerksamkeit und die gute Presse.

Das hier ist mir alles zu viel. Meine Augen wandern wieder zu Frederik. Er fühlt sich genau so unwohl hier draußen wie ich, dennoch schenkt er mir ein aufmunterndes Lächeln. Das, wo viel bedeutet wie bald ist es endlich vorbei.

Die gesamte Anspannung fällt in sich zusammen, als wir die Paparazzi hinter uns lassen und das Gebäude betreten. Marmorböden, goldene Akzente und sehr viel Glas. Die Einrichtung ist modern und dunkel gehalten, mein Geschmack trifft es nicht. Es hat kein Charme.

"Einige meiner Kollegen haben Häuser oder Wohnungen in dem Stil. Meins ist es auch nicht. Viel zu glatt und glänzend", kommentiert Frederik die Inneneinrichtung des Gebäudes.

Wir folgen den anderen Gästen in einen festlich geschmückten Saal. Noch mehr Gold, dazu noch Kristall-Kronleuchter und das glänzende Silberbesteck. Nichts lässt darauf schließen, zu welchem Anlass wir hier zusammenkommen.

Plötzlich wird das Licht der Kronleuchter etwas gedimmt und ein Bild wird auf die Wand vor uns projiziert. Eine Collage aus Fotos von den unterschiedlichen Kinderheimen und ein paar Porträts von einzelnen Kindern.

Wie viel Geld wohl so eine Veranstaltung für die Kinderheime einspielt? Hoffentlich genug.

"Wir sitzen bei Alex und Shawn am Tisch. Frederiks Kollegen hatten die schwarze Limousine gemietet und uns mitgenommen. Sie spenden auch regelmäßig für Kinderheime.

"Vielleicht sollten wir irgendwann zusammen das Kinderheim in San Francisco besuchen, mich würde es interessieren, was sie alles mit dem Geld anstellen können", höre ich Frederik sagen, während er mir wie ein Gentleman den Stuhl nach hinten zieht damit ich darauf platz nehmen kann.

Ich war noch nie in einem Kinderheim. Die Kinder, die dort aufwachsen müssen, tun mir leid. Aber vermutlich ist es noch besser als bei schlechten Pflegeeltern. Es gibt leider viel zu viele grausame Menschen auf dieser Welt. Menschen, die Pflegekinder nur wegen des Geldes aufnehmen und sich dann nicht um sie kümmern. Oder die Kleinen müssen noch Schlimmeres ertragen.

Das hatte ich leider auch schon erlebt. Als Ärztin auf der Kinderstation kommen ständig kranke oder verletzte Kinder. Größtenteils Unfälle. Ich kann mich noch genau an die zwei erinnern. Der Junge wurde in meinem ersten Jahr von seiner verängstigten Mutter eingeliefert. Er hatte eine Vielzahl von Hämatomen über den gesamten Körper verteilt und eine Rippenprellung. Kein Sturz konnte das Kind der Art verletzt haben. Letztendlich hatte die Mutter mir gebeichtet, dass ihr Lebensgefährte den Jungen so zugerichtet hat. Wir mussten das Jugendamt und die Polizei hinzuziehen. Die Mutter wurde daraufhin ziemlich wild, aber der Junge wirkte nicht mehr so ängstlich.

"Das Gold passt perfekt zu deinem Hautton und deiner Haarfarbe, aber mit dem Ausschnitt machst du es mir echt schwer", flüstert mir Frederik zu und holt mich damit wieder in die Wirklichkeit.

Mit meinem Stuhl rücke ich noch etwas zu ihm, sodass ich meinen Kopf an seine Schulter lehnen kann und anschließend meine Hand auf seinen Oberschenkel lege.

Mit seinen blauen Augen blickt er mich liebevoll an.

Ich nippe entspannt an meinem Cosmopolitan, bis ich etwas sehr Unerwartetes entdecke. Fast hätte ich vor Schock die rote Flüssigkeit über den Tisch verteilt. Auf einer Diashow schauen mich zwei bekannte grüne Augen an. Ihr verwuscheltes braunes Haar fällt ihr wie damals leicht in ihr feines Gesicht und ihre Wangen sind gerötet. Alva.

Nach dem misshandelten Jungen habe ich mich erkundigt, wie man Pflegemutter wird. Das Ganze hatte mich zu sehr mitgenommen. Ich musste etwas tun. Alva war das erste und einzige Kind, für das ich gesorgt hatte. Sie ist zauberhaft wie eine kleine Elfe. Auf Anhieb hatte sie sich bei mir wohl gefühlt und ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Als das Jugendamt einige Monate später dann bei mir auftauchte, um Alva in ein festes Zuhause zu bringen, bin ich zusammengebrochen. Für mich gehörte sie zu Familie. Aber Sie waren schneller. Ich konnte mich nur noch verabschieden und habe sie seitdem nie wieder gesehen. Sie wurde nicht adoptiert. Sie wurde wieder aus einem Zuhause herausgerissen und ist dann im Heim gelandet. Diese Erkenntnis macht mich so wütend.

Erst als ich Frederiks Daumen auf meinem Gesicht spüre, wird mir bewusst, dass ich weine. Es gelingt mir, die Tränen weg zu blinzeln, aber die große Leere in mir verschwindet nicht.

Die Worte fließen drauf los. Ich erzähle Frederik alles. Wie ich Alva damals im Krankenhaus kennengelernt hatte. Ihre Pflegeeltern waren grausam. Die Nachbarn hatten das kleine Mädcheb nachts zitternd vor dem Haus entdeckt. Der Rettungsdienst hat sie dann zu uns gebracht. Die Frau vom Jugendamt war froh, als ich angeboten habe, sie bei mir aufzunehmen. Weniger Papierarbeit für sie. Sie sind völlig überlastet.

Frederik geht es ebenfalls nah.

„Wir werden uns über sie erkundigen. Es geht ihr bestimmt gut", versucht mich Frederik zu beruhigen.

Durch meine nasse Sicht erinnern seine blauen Augen noch stärker an ruhiges Wasser. Wenn er jedoch aufgebracht oder wütend ist, wird dieser Fluss energischer.

Fluss, das würde gut sein Wesen beschreiben. Auf der einen Seite seine Stille, welche aber im Gegensatz zu seiner kraftvollen und manchmal aufbrausenden Art stehen. Er würde alles tun für die Menschen, die er liebt.

„Das ist ein ziemlich unpassender Zeitpunkt. Bei uns läuft alles anders. Es geht nicht darum, wie lange man ein Paar ist, sondern was man fühlt und wie verbunden man miteinander ist. Deshalb...", stammelt Frederik nervös.

Völlig stillgestarrt beobachte ich seine Mimik, um mir daraus den fehlenden Satz zu erschließen. Fehlanzeige, ich muss mich gedulden.

„Ehrlich gesagt hatte ich am Anfang Angst. Eric mochte dich von der ersten Sekunde, das hätte alles schwieriger machen können. Diese Gefühle zu dir konnte ich nicht ignorieren. Vermutlich macht mich das zu einem Egoisten. Ich komme vom Thema ab. Ich liebe dich, Serlina. Du hast dich vom ersten Augenblick an in mein Herz geschlichen. Ich finde es schön, dass du keine Angst hast, deine Gefühle zu zeigen. Wenn du also weiter weinen möchtest, halte ich dich nicht auf."

Er hat so viel gesagt, aber nur ein Satz ist prägnant in meinem Kopf. Läuft wie ein Song in Endlosschleife immer wieder ab. Er hat es als Erster ausgesprochen.

„Jeg elsker deg", sage ich, bevor unsere Lippen miteinander verschmelzen und ich mit meinen Händen durch sein weiches duftendes Haar fahre.

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Cupid Eric - COUPLED BY A CHILDWhere stories live. Discover now