Kapitel 3.1

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~Cleo

Als wir in der Aula ankamen, war diese bereits gut gefüllt mit  Menschen. Am Rand stand eine beleuchtete, gut bestückte Bar und rechts davon war eine mittelgroße Bühne aufgebaut worden. Darauf stand ein sichtlich nervöser Matthew, der hektisch an einem Mikrofon herumfummelte, sowie drei andere schwarzgekleidete, alternativ aussehende Typen. Einer von ihnen hatte einen neongrünen Iro und trommelte ein wenig auf einem Schlagzeug herum, ein anderer war mit Verkabelung beschäftigt und hatte schulterlanges braunes Haar und der letzte stand an einem Keyboard und hatte eine ähnliche Frisur wie Matt, allerdings in blau. Von welchem Festival Matt diese Punks wohl geklaut hatte? Ich hatte sie vorher noch nie irgendwo gesehen.
Mein Blick glitt über die bereits versammelten Schüler und traf schließlich auf Rev und Zeke, die relativ weit vorne in der Menge standen. Diesmal packte ich Chris am Arm und zog sie hinter mir her.
Mehrmals 'Verzeihung' murmelnd, schob ich mich an den Menschen vorbei, bis ich uns schließlich zu Zeke und Rev durchgekämpft hatte.  ,,Hi", sagte ich.

,,Hey Cleo", kam es wie aus einem Mund zurück. Rev zog mich daraufhin in seine typische Organ-Entsaftungs-Umarmung und sah anschließend neugierig zu Chris. Richtig, ich hatte sie noch nicht einander vorgestellt. Ich trat einen Schritt zurück. ,,Also, Chris, der Typ, der aussieht wie ein explodierter Wischmopp ist Rev, der mit dem Schal ist Zeke. Zeke, Rev, das ist Chris. Meine Mitbewohnerin und schätzungsweise beste Freundin."

Chris grinste. ,,Weil ich deine einzige Freundin bin." Sie nickte Rev und Zeke zu. ,,Freut mich sehr, explodierter Wischmopp und Mensch mit Schal."

,,Mich auch, mich auch!" Begeistert ging Rev auf Chris zu und schlang auch um sie seine Arme wie ein notgeiler Klammeraffe. Ich tauschte einen Blick mit Zeke. Das war so typisch Rev. Zeke ging schließlich dazwischen und zog Rev von einer eindeutig überforderten Chris herunter. ,,Nicht jeder ist so kuschelbedürftig wie du", erklärte er Rev, als dieser ihn ansah, als hätte er einen Welpen auf eine gut befahrene Straße geschleudert.
Glücklicherweise wurde Revs Laune kurz darauf wieder merklich gehoben, als ein schwarz-silberhaariger Halbgott neben uns auftauchte. Dawsons Outfit sah ein bisschen so aus, als hätte er es sich von Seth abgeschaut; er trug ein Bandshirt, zerrissene schwarze Jeans und mehrere Armbänder an jedem Handgelenk. ,,Hey Strafarbeit", sagte er und klopfte mir mit der freien Hand auf die Schulter. In der anderen hielt er einen Becher voll Bier und ich fragte mich, ob das hier ausgeschenkt wurde, oder ob er es auf illegalem Weg beschafft hatte.
,,Hallo Hasi", erwiderte ich.

Daraufhin seufzte er. ,,Oh, wie fies, das hast du von Blondchen abgeguckt." Suchend sah er sich um. ,,Wo ist der eigentlich?"

,,Vermutlich nach Kalifornien ausgewandert", antwortete ich.  

,,Wirklich?" Dawson zog die Augenbrauen hoch. ,,Da passiert hier endlich mal was und er lässt es sich einfach entgehen." Das klang beinahe so, als würde er Seth vermissen. Wahrscheinlich würde sich ihr gegenseitiger Hass eines Tages doch in eine wunderbare Freundschaft verwandeln. Mein Blick schweifte wieder zur Bühne, wo jetzt in der hinteren Ecke, vor einer mit verschiedenen Gitarren gefüllten Halterung eine weitere Person stand. Sie stand mit dem Rücken zu mir, deshalb war ich mir nicht ganz sicher, aber die Statur und vor allem die tätowierten Arme erinnerten sehr stark an... Seth? Den Seth, der mir mindestens drei Mal erzählt hatte, wie furchtbar diese Band doch war?
Der Typ drehte sich um und jepp, das war definitiv Seth. Sonderlich begeistert sah er nicht aus, eher, als hätte ihn jemand mit unwiderstehlich viel Geld dazu überredet, sich auf diese Bühne zu stellen. Wie immer trug er Bandshirt, schwarze Jeans und Stiefel, heute aber waren auch seine Haare offen und hingen in flauschigen Wellen bis zu seinen Ellenbogen.
Unglaublich, Seth stand tatsächlich auf dieser Bühne. Das war der letzte Ort, an dem ich ihn am heutigen Abend erwartet hätte.
,,Da ist er", sagte ich zu Dawson und deutete auf die Bühne.
,,Oh." Er runzelte die Stirn. ,,Das hätte ich nicht erwartet."
,,Wie viel Matthew ihm wohl dafür gezahlt hat?", überlegte Chris, während Seth Matt dabei half, an dem Mikrofon herumzuschrauben. Anschließend ging er nach hinten, nahm eine E-Gitarre aus der Halterung und spielte probeweise ein bisschen darauf herum. Der Typ mit dem grünen Iro nahm unterdessen mehrere Scheinwerfer in Betrieb, sodass die Bühne beinahe professionell aussah. Nachdem er sich wieder ans Schlagzeug gesetzt hatte, gab Matt ihm ein Zeichen, woraufhin er begann, einen Beat zu spielen. Sofort verstummten alle Gespräche in der Aula. Nach ein paar Takten setzte das Keyboard ein und Matt begann zu singen. Er hatte eine angenehme, klare Stimme, was mich irgendwie irritierte, da ich mir Matt bis vor fünf Minuten noch absolut nicht singend hatte vorstellen können. ,,Weiß jemand zufällig, wie der Song heißt?", fragte ich flüsternd in die Runde.
,,Venom von Bullet for my Valentine", antwortete Zeke.
Überrascht sah ich ihn an. ,,Du hörst Rock?" Aus irgendeinem Grund hatte ich das nicht von ihm erwartet.
,,Erwischt", erwiderte er grinsend, während er zu Rev sah, der sich irgendwann bei Einsetzen der Gitarren in einen headbangenden Wischmopp verwandelt hatte.

Nummer 13 - Todessohn IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt