Kapitel 14.2

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~Seth

Das Blut lief meinen Hals herab. Ganz langsam. Elena drückte nur so fest zu, dass ich es deutlich spürte. Nicht, um etwas Wichtigeres zu verletzen. ,,Wie fühlt sich das an, Hadessohn?", zischte sie.

Mir stellten sich die Nackenhaare auf, meine Handgelenke schienen zu glühen. Sie hatten mich überlistet. Ganz einfach. Ich war ein Gott, aber das half mir im Moment herzlich wenig. Kochend heiß brodelte es in mir, meine Hände ballten sich zu Fäusten, aber das Feuer trat nicht hervor. Eingesperrt, wegen diesen götterverdammten Metallringen.

,,Weißt du", brachte ich heraus, ,,Ich steh nicht so auf Sado Maso."

Sie klappte den Mund auf, kam aber zu keiner Antwort mehr, denn in diesem Moment schepperte etwas gegen die Wand. Die Tür, vermutlich. Reflexartig bog ich die Wirbelsäule durch, konnte aber nicht viel mehr tun, da mich Elenas Element noch immer gegen die Wand tackerte. Oder war es sogar das Element des Rektors? Ich hatte den Überblick verloren. Meine Anspannung ließ augenblicklich etwas nach, als ich eine vertraute Stimme vernahm. ,,Seth, Schatz? Gehst du mir etwa fremd?"

Kain trat in mein Sichtfeld, unverletzt, so weit ich das erkennen konnte. Die imposanten Feuerflügel hatte er bedrohlich aufgerichtet, die Arme vor der Brust verschränkt, als könnte ihm niemand etwas. Ich hatte mich noch nie so gefreut, den Kerl zu sehen.

,,Es ist nicht so, wie's aussieht", bemerkte ich. Kains Blick traf auf Elena und er schüttelte ungläubig den Kopf. ,,Warum?", fragte er nur.

Elena sah ihn an, ließ den Dolch aber an meinem Hals ruhen. ,,Die Frage ist eher; warum folgt ihr demjenigen, der Leandros getötet hat?", fauchte sie.

,,Wir haben alle schlimme Dinge getan, um zu überleben. Wie viele Vasanisten hast du getötet, bis du zur Rebellion gegangen bist?" Er zuckte mit den Schultern. ,,Wie viele Leute habe ich als Vasanist getötet, bevor ich zur Rebellion gekommen bin?"

,,Das ist nicht das Gleiche", giftete sie zurück und ließ dabei vollkommen außer Acht, dass dem Rektor diese Rebellen-Unterhaltung überhaupt nicht zu gefallen schien. ,,Leandros' Ziele ergaben einen Sinn! Er will nur Rache. Die Götter anzugreifen war ein verdammter Fehler. Seht ihr nicht, wie abhängig ihr euch von ihm macht?!" Das Messer schnitt tiefer in meine Haut, der Schmerz flammte erneut auf und ich konnte nicht verhindern, dass mir ein leises Keuchen entwich.

,,Ich vertraue ihm", erwiderte Kain schlicht. Sein Blick wanderte zu mir, als überlegte er, wie schnell Elena mir die Kehle durchschlitzen konnte. Bei den Göttern, wann war ich das letzte Mal so nutzlos gewesen? Kain schien Unterdessen zu keinem guten Fazit zu kommen, er kniff die Augen zusammen, ein Muskel an seinem Kiefer zuckte.

,,Was auch immer du überlegst. Denk gar nicht erst dran", zischte Elena und korrigierte betont die Position des Dolchs an meinem Hals. Mein Puls schien mit jedem hektischen Schlag dafür zu sorgen, dass der Dolch weiter in meine Haut gedrückt wurde. Verdammt. So hätte das alles nicht laufen sollen.

Kain seufzte. ,,Ich wünschte wirklich, die Situation wäre eine andere. Und das hier tut mir jetzt scheiße leid." Eine gewaltige Feuerwelle schoss aus seiner Hand und traf Elena, die schreiend den Dolch fallen ließ. Der Geruch nach verbrannter Haut und Haar lag in der Luft, als Kain sich ruckartig umdrehte und den Rektor mit einer so heftigen Windböe umfegte, dass dieser mit dem Hinterkopf gegen die Wand knallte und wie ein Sack Kartoffeln zu Boden fiel. Zeitgleich löste sich der Druck, der mich an der Wand fixiert hatte und ich fiel nach vorne. Erleichtert ließ ich die Schultern kreisen und schüttelte die Handgelenke. Dann schnappte ich mir den Dolch, den Elena zuvor fallen gelassen hatte, zielte und warf ihn schließlich nach ihrer brennenden Silhouette. Die Schreie verstummten schlagartig, der Körper knallte mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Mir fuhr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Das hätte verdammt nochmal ganz anders laufen sollen. Ich holte tief Luft, dann wandte ich mich Kain zu. ,,Danke." Mein Blick richtete sich auf seine türkisen Iriden. ,,Im Ernst."

Nummer 13 - Todessohn IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt