Kapitel 16.3

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~Seth

Die Sonne schien in den Trainingsraum, als ich mich mit Lysanna, Ray und Kain zum Training traf. Einer der Gründe, warum ich diesen Raum mochte- es war einer der wenigen, die sich nicht unter der Erde befanden. Lysanna und Ray standen vor mir auf der Matte, während Kain an der Wand lehnte, seinen Bio-Apfel futterte und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ.

,,Sicher, dass ihr euch Kain nicht noch zu Hilfe holen wollt?", fragte ich und ließ die Schultern kreisen.

,,Ha." Lysanna schnaubte. ,,Götter wie dich ess' ich zum Frühstück, Hadessohn."

Kain räusperte sich, während ich bereits die Hände zum ersten Angriff hochnahm. ,,Mach ihn nicht ganz kaputt, Lysanna, wir brauchen den noch."

Lysanna grinste und hob ebenfalls die Arme. ,,Kann für nichts garantieren." Ihre Faust schnellte vor, ich duckte mich darunter hindurch und blockte Rays Schlag. Bevor Lysanna erneut angreifen konnte, sprang ich zur Seite, schlug nach ihr, traf sie an der Schulter und schubste sie gegen Ray, der ebenfalls ins Stolpern geriet. Lysanna fing sich jedoch wieder, trat nach meiner Kniekehle und schaffte es so beinahe, mich auf die Matte zu befördern. Ich schaffte es aber, mich auf den Beinen zu halten und setzte blitzschnell zu einem Roundhouse Kick an, mit dem ich Ray effektiv zu Boden beförderte.

,,Buuuuh", machte Kain. Ray warf einen Feuerball nach ihm. Plötzlich wurde ich von hinten gepackt, ein Arm lag auf meiner Kehle und behinderte meine Luftzufuhr. Verdammt. Ich war unvorsichtig gewesen. Ich verlagerte mein Gewicht ruckartig nach hinten und nutzte aus, dass ich doch ein paar Kilo mehr auf die Wage brachte, als Lysanna. Tatsächlich lockerte sich der Griff um meinen Hals und Lysanna kippte nach hinten. Ich schaffte es gerade noch, meine Gräten unter Kontrolle zu bekommen, um nicht ebenfalls nach hinten umzufallen und auf Lysanna zu laden. Das wäre ungünstig gewesen. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, während Lysanna sich auf Rays Schädel aufstützte, um aufzustehen. Sie wischte sich imaginären Staub von der Schulter und sah mich an. ,,Ich wollte dich auch mal gewinnen lassen."

Ich zog einen Mundwinkel hoch. ,,Natürlich."

Ray richtete sich die rot-neongrünen Haare. ,,Aua."

Lysannas Blick ruhte noch immer auf mir, allmählich fühlte ich mich beobachtet. ,,Kann ich helfen?", hakte ich nach.

,,Irgendwie siehst du aus wie diese pseudo-coolen zehnjährigen Jungs, die von ihren Eltern zum Wanderurlaub in den Bergen verdonnert worden sind", bemerkte sie.

Hatte sie mich gerade wirklich mit einem Zehnjährigen verglichen? Ich brachte ein ersticktes Lachen zustande und richtete bedeutungsschwer mein Stirnband zurecht. ,,Das muss das netteste sein, das du jemals zu mir gesagt hast."

Sie grinste. ,,Gewöhn dich nicht dran."

Ray erhob sich ebenfalls und musterte mich. ,,Ach, ich finde, das Stirnband ist schon ein Vibe. Hat sowas Neunziger-mäßiges."

Kain warf die Überreste seines Apfels treffsicher in den einige Meter entfernt stehenden Mülleimer, dann drehte er sich in meine Richtung und sah mich an.  ,,Hast du auch eins, das zur Rüstung passt?"

Nachdenklich fuhr ich mir über's Kinn. ,,Ich überlege noch zwischen dem mit den Dinos und dem mit den Autos. Bin mir aber nicht sicher, ob ich dann nicht zu cool für euch wäre", erwiderte ich.

Lysanna stemmte die Arme in die Hüften und schüttelte den Kopf. ,,Stirnband oder Nasenring. Entscheide dich, so nehme ich dich nicht mit."

Ich legte meine Hand auf die Stelle, an der ich mein Herz vermutete und zog die Mundwinkel herab. ,,Wenn ich Gefühle hätte, hättest du sie jetzt verletzt."

Nummer 13 - Todessohn IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt