16 | Tippen

42.4K 1.2K 325
                                    

"Ciao, Ludovica", begrüßte Dario mich ganz ruhig und schloss dabei hinter sich die Tür, während mein Herz alleine schon bei der Art, wie er meinen Namen aussprach, auszusetzen schien...

Wie jedes verdammte Mal!

"Dario", nickte ich ihm zu und stand dabei nervös von meinem Bett auf, was ihn dazu brachte, seinen intensiven Blick über mich und mein Kleid schweifen zu lassen. Er lehnte gelassen an der Tür, sah dabei verdammt gut aus und schien in dem Augenblick konzentriert darüber nachzudenken, wie er das Gespräch mit mir  anfangen sollte.

Ich beobachtete ihn ganz genau, denn dadurch, dass ich ihn und seine Absichten immer noch nicht einschätzen konnte, machte seine Anwesenheit mich zunehmend nervöser, was auch noch damit endete, dass ich unsicher auf meiner Lippe herumkaute.

"Warum hast du nicht nein gesagt, obwohl ich es von dir verlangt habe?", fragte er plötzlich in die Stille und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust, um mich abwartend anzusehen. Ich war perplex über seine Direktheit und wich unsicher seinen Blicken aus, um mich kurz sammeln zu können, doch er schnippste sofort merhmals mit seinen Fingern, sodass ich erneut seinen Blick suchte. "Schau mich an, wenn ich mir dir rede."

Der Klang seiner Stimme wurde dunkler und irgendwie auch sehr bestimmend, sodass ich mich trotz meiner Unsicherheit zwang, seinen intensiven Blicken standzuhalten, egal wie sehr sie mir den Atem raubten.

"Weil es keine andere Möglichkeit für mich gab", erklärte ich und er hob sofort seine Augenbrauen, um sich zeitgleich von der Tür abzustützen und auf mich zuzukommen.

"Denkst du nicht, ich hätte eine Lösung gefunden?", wollte er wissen und stirnrunzelnd schüttelte ich verneinend meinen Kopf, während er einige Meter vor mir stehenblieb und mich nur schweigend ansah.

"Ich hatte genau drei Möglichkeiten und davon war eine schlimmer als die andere, wobei Gino wohl das kleinste Übel war. Außerdem warst du nicht mit in diesem Büro. Wie hättest du mir helfen wollen?", verteidigte ich meine Entscheidung und kam mir plötzlich noch viel kleiner vor, als ich es sowieso schon tat. Immerhin war ich trotz allem noch so etwas wie eine Hure. Verschenkt an einen Mafiaboss und entjungfert von dem vor mir stehenden.

Läuft ja alles Mal wieder hervorragend bei mir...

"Du kennst ihn nicht, sonst hättest du dich sicher anders entschieden", flüsterte Dario kaum hörbar und ich legte meinen Kopf ein klein wenig schief, um ihn fragend zu mustern.

"Dich kenne ich aber auch nicht und trotzdem scheinst du nett zu sein, auch wenn du irgendwie seltsam bist", gab ich ihm selbstsicher zurück und verschränkte dabei meine Arme, woraufhin ich sofort wieder bemerkte, wie er auf seine dämliche Uhr tippte.

"Du hälst mich für nett?", grinste er und kam wieder einen Schritt näher, was mein Herz augenblicklich einen Takt schneller schlagen ließ, doch ich konzentrierte mich von und ganz auf die Tatsache mit der Uhr und versuchte so vom jetzigen Thema abzulenken.

"Hast du einen Tick?"

"Einen Tick?", wiederholte er mich irritiert und ich zeigte in dem Moment mit meinem Finger auf seine Uhr, auf die auch sein Blick flüchtig fiel, ehe er wieder mich fixierte.
"Das Tippen ist eher eine Warnung, als ein Tick."

"Eine Warnung?", erkundigte ich mich und verstand in diesem Augenblick überhaupt nichts mehr...

"Das erste Tippen war dafür, dass du nicht nein zu Enzo gesagt hast. Das zweite dafür, dass du einfach laut losgelacht hast. Das dritte für den Wein in meinem Gesicht und dieses hier", erklärte er seelenruhig und schien sogar Spaß daran zu haben, mich immer weiter in die Verwirrung fallen zu lassen. "Dieses war dafür, dass du deine Arme verschränkt hast. Ein Zeichen mangelenden Respekts, erst Recht, wenn wir uns mitten in einem Gespräch befinden."

"Und dein Tippen soll was? Mir zeigen, dass ich mich falsch verhalte?", fragte ich beinahe schon vollkommen irritiert und als er dann nickte, wurde mir an seinem ernsten Ausdruck bewusst, dass das kein Scherz war, auch wenn ich immer noch nicht ganz kapierte, vor was er mich überhaupt warnen wollte.

"Du wirst noch lernen und verstehen, dass es zu deinem Vergnügen ist", ließ er mich ohne Ausdruck wissen und zeigte dabei auf das Bett hinter mich. "Und jetzt setz dich."

Ich drehte mich kurz zum Bett herum, sah ihn dann wieder an und verschränkte extra provozierend meine Arme, um auch noch gleichzeitig meine Augenbrauen herausfordernd anzuheben.

"Und wenn ich jetzt lieber Stehen würde? Tippst du dann wieder?"

"Ohh, Ludovica", raunte er und kam mir dabei so nah, dass ich doch wieder von seiner Aura eingeschüchtert zu ihm aufsehen musste. "Provoziere mich nicht."

Ich schluckte fest und als er gerade mit seinem drohenden Blick in meine Augen noch etwas sagen wollte, verabschiedete sich mein Selbstvertrauen und ich hob ergebend meine Hände.

"Schon gut. Wir wollen ja nicht, dass das Glas der Uhr darunter leiden muss", sprach ich leicht amüsiert und ließ mich vorsichtig auf der Kante meines Bettes nieder, um ihn dann abwartend anzusehen.

Ganz langsam führte er seine Hände zu seinem Hals und öffnete seine schwarze Krawatte, was ich angespannt, doch auch mit einer Prise Neugier beobachtete, bis er sie ausgezogen hatte und mich eindringlich ansah.

"Hände nach vorne", verlangte er bestimmt und ich wollte mich zwar einerseits weigern, aber irgendwie reizte mich der Gedanke, was wohl jetzt passieren würde und auch die Erinnerung an letzte Nacht, ließ so etwas wie Vorfreude in mir entstehen. Es kam mir vor wie ein Spiel. Ein Spiel, dass meine absolute Hingabe ihm gegenüber verlangte und seine Ausstrahlung zwang mich und meinen Körper ja quasi schon dazu, ihm willenlos zu gehorchen.

Er ging vor mir in die Hocke, umwickelte meine ausgestreckten Hände mit der Krawatte und obwohl man meinen müsste, dass er mich einfach nur fesseln wollte, machte er das alles mit so einer Sorgfalt und Ruhe, dass es fast schon zärtlich wirkte.

Kaum war er fertig zog er einmal fest an der Krawatte, um zu sehen, ob diese auch hält, ehe er hoch in meine Augen sah.

"Zu fest?", wollte er wissen und ich testete es einmal selbst. Zwar konnte ich meine Hände nicht befreien, doch es tat trotzdem nicht weh, was schonmal sehr beruhigend war, auch wenn mein Herz mir in dem Moment bis zum Hals schlug.

"Nein, es ist angenehm", erwiderte ich ihm und wunderte mich selbst darüber, wieso ich das Wort angenehm benutzte. Hörte sich ja fast schon so an, als würde ich es genießen, mich ihm so auszuliefern.

"Gut", nickte er und hob meinen rechten Fuß plötzlich an, um das Kleid etwas hochzuschieben, wodurch mein weißer Sneaker zur Geltung kam und er mir einen warnenden Blick zuwarf. "Hatte ich nicht gesagt, du sollst nur im Kleid auf mich warten?"

"Sorry?", grinste ich schief und er verdrehte frustriert die Augen, um mir erst meinen Rechten und anschließend auch noch meinen linken Schuh auszuziehen. Er tat das alles ganz entspannt und so kam es auch, dass ich mich ihm anpasste und trotz dieser mir völlig neuen Situation Entspannung fand.

"Steh auf", wies er mich an und riss mich damit aus meinem Gedanken, während auch er aufstand und mich faszinierte beobachtete.

Was jetzt wohl folgen würde....

Those blue eyes Where stories live. Discover now