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"Gino!", sprach ich ihn etwas schockiert an, doch kam nichtmals zum Ausreden, da er mir einfach die Autotür aufhielt und mich sozusagen fast schon in den Ferrari hinein schubste.

Was für ein Idiot!

Er schlug die Tür zu, lief ums Auto herum und stieg ebenfalls ein, um mir einen kurzen Blick zuzuwerfen.

"Weniger reden, mehr schweigen", meinte er so kalt wie sonst auch und bockig wie ich war, verschränkte ich meine Arme und stieß frustriert Luft aus, während ich mir die vielen Wachmänner ansah und Gino den Wagen startete. Er fuhr in hohem Tempo los und obwohl ich immer noch Angst in seiner Gegenwart empfand, war ich ihm auf eine kranke Weise wirklich dankbar, dass er mich so verteidigt hatte, wenn auch seine Methoden mir recht überzogen vorkamen.

Er stellte irgendwann die Musik lauter, zog sich eine schwarze Sonnenbrille an und ließ sein Fenster herunter, um seinen Arm lässig nach draußen hängen zu lassen, was ihn unfassbar gut aussehen ließ.

Irgendwie beschämt schaute ich an mir herunter und musste dabei feststellen, dass ich mit der großen Jogginghose und dem noch größeren schwarzen Shirt beinahe schon aussah wie eine Obdachlose...

"Willst du?", riss Gino mich aus meiner Starre und fragend blickte ich zu seiner Hand, mit der er mir eine angemachte Zigarette hinhielt.

"Nein, danke", antwortete ich sofort und rümpfte meine Nase, was ihm wohl nicht entging.

"Du magst keinen Zigarettengeruch?", stellte er fest und ich nickte zustimmend, um zeitgleich nervös mit meinen Händen herumzuspielen.

"Mein Onkel hat immer nach Zigaretten gerochen. Das erinnert mich irgendwie an alles Schlechte in meinem Leben", gab ich zu und bemerkte anschließend leicht irritiert, dass er einen Blick zu mir herüber warf und die Zigarette wortlos aus dem Fenster schmiss.

"Gut zu wissen", murmelte er und parkte kurze Zeit später auf einem großen Parkplatz, während ich immer noch damit beschäftigt war, mich zu fragen, wieso er überhaupt auf mich Rücksicht nahm.

"Da wären wir", meinte er und stieg mir voraus aus dem Wagen, während ich vor mir einige wirklich teuer aussehende Geschäfte entdeckte. Überall liefen Männer in Anzügen herum und Frauen, mit solch schönen Kleidern, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr rauskam.

Die Sonne schien so warm auf uns herab, dass es schon fast idyllisch wirkte, bis Gino meine Tür aufriss und ich schreckhaft zusammenzuckte.

"Komm jetzt", wies er mich schon leicht gereizt an, doch ich verschränkte sofort meine Arme und schüttelte verneinend mit dem Kopf.

"Ich werde nicht aussteigen", weigerte ich mich und schaute dabei weiterhin auf die allesamt gut gelaunten Menschen, die vor mir auf dem Parkplatz vorbeiliefen.

"Ludo, steig sofort-"

"Nein!", unterbrach ich ihn harsch, obwohl ich Angst vor seiner Reaktion hatte, doch niemals würde ich in diesem Aufzug unter Leute gehen. Die Erinnerung an das spotten von Giovanna reichte mir, da musste ich mich nicht auch noch vor den Reichen und Schönen aus ganz Palermo blamieren.

"Okay, das reicht", hörte ich Gino, der im selben Augenblick meinen Oberarm umgriff und mich gewaltsam aus dem Wagen zerrte, in dem ich mich verzweifelt versuchte an etwas festzuhalten, doch dieser blöde Ferrari hatte mir nichts zur Rettung zu bieten. "Deine Sturheit wird dir noch ernsthafte Probleme bringen!"

Gino funkelte mich wütend an und stellte mich dabei neben der Tür ab, um diese dann zuzuknallen und abzuschließen.

"Dann bleibe ich eben hier stehen", gab ich patzig von mir und lehnte meinen Rücken gegen das Auto, während ich ganz genau dabei zusehen konnte, wie sein Geduldsfaden langsam zu reißen drohte.

Those blue eyes Where stories live. Discover now