73 | Motel

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Mit dem Geld in der Hand lief ich durch die Nebengassen Palermos und versuchte mit einem flauen Gefühl im Magen, alles was ich soeben erfahren hatte, irgendwie zu verarbeiten...

Er war ihr Cousin... Ihr verdammter Cousin, der sie anscheinend auf eine widerliche, mir nicht erklärbare Art begehrte...

Wie krank konnte ein Mensch eigentlich sein?

Dazu seine dämliche Drohung gegenüber Gino. Wieso tat er das? Ja, Gino hatte seinen besten Freund getötet, aber dieser beste Freund hatte mich beinahe vergewaltigt und hatte doch nichts anderes verdient. Das sollte ein Polizist doch eigentlich besser verstehen, als jeder andere...

Als ich irgendwann in der Sonne stehend an einer viel befahrenen Straße ankam, dachte ich kurz, ich sollte mir ein Taxi rufen und zurück zur Villa, doch dann sah ich ein Motel auf der anderen Seite mir gegenüber und entschied mich dazu, dass Ruhe jetzt das Beste für mich wäre.

In Gedanken versunken wartete ich, bis die Ampel auf grün sprang und überquerte diese dann schnellen Schrittes, um sofort in das kleine, grüne Gebäude einzutreten, wo eine ältere Dame hinter der antiken Rezeption saß und mich freundlich begrüßte.

"Ciao! Ich hätte gerne ein Zimmer. Nur bis morgen früh", ließ ich sie höflich wissen und reichte ihr dabei einen der Scheine über den Tresen, wodurch sie mir sofort einen Schlüssel reichte, an dem sich ein rotes Band mit der Zimmernummer befand.

"Ist bei ihnen alles in Ordnung?", fragte sie mich noch und starrte dabei mich dabei irgendwie besorgt an, doch ich nickte nur lächelnd und verschwand wieder aus dem Gebäude, um die lange Seite des Hauses entlangzulaufen, wo jede Tür ihre eigene Nummer hatte.

Als ich meine gefunden hatte, schloss ich sofort die weiße Tür auf und trat in dieses kleine Zimmer ein, in welchem sich nur ein Bett mit weißer Bettwäsche und eine Kommode mit einem alten Fernseher befand, während der ganze Raum mit einem wirklich durchgetreten braunen Teppich ausgelegt war.

Doch das reichte mir. Ich wollte sowieso nur duschen und schlafen... Einfach die Gedanken abschalten und mir über nichts mehr Sorgen machen müssen.

Entschlossen schmiss ich die Schlüssel auf die Kommode und zog die dünnen Vorhänge an dem kleinen Fenster zu, um den Mantel noch loszuwerden und mich auf den Weg in das angrenzende Badezimmer zu machen.

Es war sogar noch viel enger, als das bei Fillipos Wohnung damals, doch ich stieg einfach nur in die Dusche und stellte das warme Wasser an, um mich dieser wohltuenden Wärme mit allen Sinnen hinzugeben.

Ich schloss meine Augen, rieb dir das getrocknete Blut von den Armen, den Dreck der Hecke aus den Haaren und stellte das Wasser erst wieder ab, als ich mich vollkommen rein und wieder wie ein Mensch fühlte.

Dann zog ich nur meinen schwarzen Slip über, lief zu dem breiten Bett und ließ mich erschöpft auf dieses fallen, um meine Augen zu schließen und schnell einzuschlafen...

-

Als ich meine Augen wieder öffnete, war es draußen bereits dunkel und ich musste sogar feststellen, dass es wohl in Strömen regnete.

Das Wasser prasselte unaufhörlich an die Fensterscheibe und war wohl auch der Grund dafür, wieso ich aus meinem Schlaf erwacht bin.

Doch als ich sofort wieder all diese Gedanken und Erinnerungen in meinen Verstand gedrängt bekam, drehte ich mich frustriert in die andere Richtung und wollte wieder einschlafen, bis es plötzlich klopfte und ich erschrocken meinen nackten Oberkörper erhob.

Ich atmete nicht mehr, spürte mein Herz nur wild pochen und starrte ungläubig zur Tür, während ich noch dachte, ich hätte es mir vielleicht eingebildet...

Those blue eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt