54 | Darf ich auch Mal?

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Nur widerwillig löste ich mich aus seiner festen, wohltuenden Umarmung und sah fragend zu ihm auf, während er mit einem hasserfüllten Blick direkt hinter mich schaute. Dieser Ausdruck gefiel mir gar nicht...

Auch ich drehte mich nun herum und hatte die drei Jungs schon komplett vergessen gehabt, die einfach nur wie erstarrt dastanden und Ginos bedrohlichem Blick auswichen.

"Das sind Angelo, Guiseppe und Luca... Freunde von mir", erklärte ich mit einem versöhnlichen Lächeln und wurde plötzlich von Gino am Arm ein Stück weit weggerissen, sodass ich erschrocken darüber die Luft anhielt und mir von der schnellen Bewegung leicht schwindelig wurde.

"Amore Mio", begann er drohend zu flüstern und drückte mich vollkommen unerwartet an meinen Schultern auf einen der freien schwarzen Sessel, um sich bebend vor Wut vor mir aufzustellen. Irritiert über das alles, sah ich mit gerunzelter Stirn zu ihm auf und wusste überhaupt nicht, was auf einmal mit ihm los war. Eben war doch alles noch witzig und entspannt, wieso fühlte es sich jetzt aber so an, als müsste ich etwas bereuen oder hätte etwas falsch gemacht? Mein Herz fing, durch dieses plötzliche Umschwenken der Emotionen, unkontrolliert an gegen meine Rippen zu donnern, was mir Mal wieder die Luft zum Atmen nahm und von dem Gefühl des langsamen Erstickens angestrieben, wollte ich einfach nur schnell wieder aufstehen.

Nach Luft schnappend wollte ich mich gerade mit den Händen am Sessel abstützend wieder erheben, da drückte Gino mich aber mit einer Hand an meiner Schulter wieder herunter, während er sich mit der anderen sein Handy ans Ohr hielt und mit jemanden ein leises Gespräch führte, um sich anschließend wieder mir zuzuwenden.

"Du brauchst keine Freunde, wenn du mich hast, Baby", hauchte er zwar leise, doch auch laut genug, dass ich es trotz der Musik um uns herum klar hören konnte und ihn abwartend ansah. Seine dunklen Augen schweiften ganz genüsslich über mein Kleid und als er mir plötzlich tief in meine Augen sah, erkannte ich immer noch so etwas wie Zorn und Wut, doch ich war mir überhaupt nicht im Klaren darüber, woher diese aufgewühlten Emotionen seinerseits kamen.

Immerhin bin ich extra für ihn hierher geradelt... Sollte er nicht glücklich darüber sein?

Gino fuhr sich mit einer Hand durch sein dichtes, schwarzes Haar. Biss sich anschließend auf seine Unterlippe und ging vor mir in die Hocke, um mit mir auf Augenhöhe zu sein. Mit viel zu viel Druck nahm er meine Hände in seine, um sie auf meinem Schoß zu verschränken, während meine Aufmerksamkeit aber dadurch abgelenkt wurde, dass ich den Türsteher bei den Jungs sah, der sie mit vollkommen unangebrachter Gewalt an ihren Shirts mit sich riss, was mich erschrocken meine Augen weiten ließ.

"Gino, lass sie doch-"

"Pssst, anatra... Mach mich nicht sauer. Nicht jetzt, nachdem du mitten in der Nacht betrunken mit drei Typen bei mir aufkreuzt."

Er wollte gerade aus der Hocke aufstehen und meine Hände loslassen, da hielt ich sie aber ohne nachzudenken fest und sah mit einem verwirrten Ausdruck zu ihm auf.

"Also erstens, habe ich mit Giovanna getrunken und nicht mit ihnen."

"Ach, so ist das!", platzte es wütend aus ihm heraus und dieses Mal entriss er mir seine Hände und fuhr sich so überfordert durchs Gesicht, dass ich meinte, er müsste gerade seine gesamte Wut zurückhalten. "Ich kriege von meinem Bruder wegen dieser Hure fast eine Kugel in den Kopf, um dich zu beschützen und du betrinkst dich am nächsten Tag mit ihr? Das ist also deine Loyalität. Gut zu wissen."

Er drehte sich nach einem zu mir gewandten verachteten Blick zur Tanzfläche herum, doch so leicht würde ich ihn nicht in der Position lassen, mir Vorwürfe machen zu können.

"Es ging um ihre Hochzeit! Sie hat mich darum gebeten diesen blöden Wein zu probieren", erklärte ich verteidigend und hielt ihn am Arm fest, sodass er sich wieder zu mir herumdrehte und mich ausdruckslos musterte. "Und dann war ich plötzlich total betrunken und wollte nur noch zu dir! Der scheiß Maserati war aber nicht zu finden, also bin ich mit dem Fahrrad so schnell ich konnte hierher gestrampelt! Für dich! Und die drei Jungs kenne ich nur von Nicolo! Sie kamen nicht rein und ich wollte ihnen einen Gefallen tun, weil sie auch nett zu mir waren."

Those blue eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt