68 | Drohungen

28.6K 934 463
                                    

Kaum saßen wir in dem BMW, schnallte ich mich an und warf Dario einen kurzen Blick zu, den er auch erwiderte, ehe er den Motor startete und wir gemeinsam schweigend durch die Nacht fuhren.

Wir beide wussten, dass alles gesagt war. Er hatte mir klargemacht, was er bereit wäre für mich zu tun und ich hatte ihm klargemacht, dass ich es jetzt nicht hören wollte. Egal wie sehr ich mich ihm seit unserer ersten Nacht verbunden fühlte, ich empfand auch etwas für Gino und dass konnte ich weder verleugnen, noch einfach unterdrücken, auch wenn er mir heute Nacht mehr weh getan hatte, als jemals jemand zuvor.

Aber Liebe tut doch nunmal weh, oder etwa nicht?

In meinen eigenen Gedanken versunken, bekam ich nur nebenbei mit, wie Dario nach hinten griff und etwas hervorholte. Mein neugieriger Blick fiel auf sein schwarzes Jacket und erst da begriff ich, dass ich im Grunde nur im BH hier saß.

Dankbar lächelnd nahm ich es entgegen und zog es mir über, um anschließend wieder verloren aus dem Fenster zu blicken. Darios Geruch haftete nun an mir und ich hätte am liebsten einfach meine Augen geschlossen und mich weiter in den Sitz gekuschelt, doch als ich plötzlich im Seitenspiegel bemerkte, dass ein schwarzes Auto hinter uns herfuhr, dass anscheinend extra seine Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, drehte ich mich erschrocken zu Dario und sah ihn mit großen Augen an.

"Dario, da ist-"

"Ich weiß", unterbrach er mich ruhig und sah dabei flüchtig in den Rückspiegel, um mich danach aufmunternd anzulächeln. "Ich habe alles unter Kontrolle. Mach dir keine Sorgen."

Wieso meinten immer alle, man solle sich keine Sorgen machen?! Ich hasste es!

Mit angehaltener Luft drehte ich mich so herum, dass ich zwischen der Mittelkonsole durch die Heckscheibe schauen konnte, doch ich erkannte nur das Auto, weder Insassen noch sonst was.

"Er fährt dir schon seit dem Weinfest hinterher", meinte Dario plötzlich und sofort ließ ich mich wieder in meinen Sitz fallen und sah irritiert zu ihm herüber.

"Woher weißt du das?"

"Weil ich dir auf den Parkplatz gefolgt bin, doch du warst zu schnell weg."

"Du bist mir gefolgt?"

Er lächelte flüchtig und sah nur ganz kurz in meine Augen, um sich anschließend wieder auf die Straße zu konzentrieren.

"Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen", hauchte er leise und bog plötzlich so schnell in eine Seitengasse ein, dass ich fast noch auf ihn drauf geflogen wäre. Ich konnte mich allerdings noch festhalten und bekam aber durch dieses abrupte Manöver heftiges Herzrasen, dass mir auch eine leichte Übelkeit in Magen bescherte.

Als mein erschrockener Blick wieder zu Dario fiel, schaute der konzentriert in den Rückspiegel und auch ich drehte mich wieder herum, um leicht panisch festzustellen, dass der Wagen uns immer noch folgte.

"Du hast mit jemanden getanzt. Wer war das?", fragte Dario in die Stille und drückte dabei etwas fester aufs Gas.

"Ein Polizist", gab ich zu.

"Der Polizist, von dem Nunzio gesprochen hat?"

"Ja", erklärte ich leise und musste wirklich feststellen, dass Nunzio ein altes Klatschweib war. Gab es überhaupt irgendwas, was er für sich behalten konnte?!

"Was wollte er von dir?"

"Das übliche", zuckte ich mit den Schultern und bemerkte Darios Blick auf mir, konzentrierte mich aber weiterhin auf den Seitenspiegel. "Dass ich mich von Gino trenne, ihm das Herz breche und mit dir zusammen komme."

Those blue eyes Where stories live. Discover now