42 | Furie

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"Du gibst mir gefälligst sofort meine Ringe zurück!", schrie mich diese Furie aufgebracht an, doch ich hatte sie sowieso in Enzos Büro gelassen, weshalb ich ohne etwas zu sagen zu der Tür hinter mir zeigte.

"Da kannst du sie dir abholen", erwiderte ich ihr gleichgültig und doch, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen, bei der Vorstellung ihrer Hochzeit.

"Besser für dich!"

Sie lief an mir vorbei, doch nicht, ohne mich mit ihrer Schulter noch heftig anzustoßen, sodass ich ins Wanken geriet und sie festhalten wollte, doch mein Griff verfehlte ihren Arm und ich riss unbeabsichtigt an dem dünnen Schleier, der mit einem leisen Geräusch immer weiter auseinanderriss.

Mit großen Augen starrte ich das sicher wahnsinnig teure Stück Stoff in meiner Hand an, während sie sich zu mir herumdrehte und mich feindselig anfunkelte.

"Giovanna, das war ein Versehen", verteidigte ich mich sofort und ließ den Fetzen dabei zu Boden fallen, doch sie glaubte mir anscheinend nicht.

Wie eine verrückt gewordene Braut stürzte sie sich plötzlich auf das Kleid, dass ich für ihre Hochzeit ausgesucht bekommen hatte und riss heftig daran herum, doch der Stoff war anscheinend um einiges dicker als ihrer und wollte ihrem Ziehen nicht nachgeben, sodass sie mich zusammengebissenen Zähnen musterte und ich nur grinsend eine Augenbraue hob.

Klar, tat es mir leid, mit ihrem Verlobten geschlafen zu haben, aber sollte sie wirklich dafür verantwortlich sein, dass ich fast erschossen wurde, hatte sie das mehr als nur verdient.

"Du widerliches Stück Dreck!", schrie sie mir entgegen und umfasste dabei meinen Hals, doch ich stieß sie abwehrend von mir weg, wodurch meine Klamotten, die vorher auf meinem Arm lagen, durch den ganzen Eingangsbereich flogen.

"Lass mich in Ruhe! Ich hab dir gar nichts getan!", schrie auch ich jetzt und dachte darüber nach, wie ironisch das alles war.

Natürlich, wie immer bei solchen hysterischen Furien, hörte sie mir überhaupt nicht zu und sprang mich erneut an, sodass ich einige Schritte rückwärts geschleudert wurde und direkt mit meinem Rücken gegen die Wand prallte.

"Was ist denn hier los?!", hörte ich Enzos fassungslose Stimme und während Giovanna an meinen Haaren riss und mir damit höllische Kopfschmerzen bereitete, kam er auf uns zu und wollte sie von mir wegreißen, doch sie schien außer Kontrolle.

"Lasse mich los!", brachte ich gequält hervor und spürte jemanden, der mich am Arm griff und auch wegziehen wollte, doch als ich aus dem Augenwinkel Dario erkannte, entriss ich ihm meinen Arm und bekam solch eine Wut, dass ich meine Hände an das Dekolleté ihres Kleides legte und mit einem heftigen Ruck daran zog, sodass ich das zereißen des Stoffes hörte und sie noch fester an meinen Haaren zog.

"Hört auf!", schrie Enzo uns an und klang selbst so, als würde er gerade nicht weiter wissen. Auch Dario stand nur noch neben uns uns schien überfordert mit zwei sich kratzenden Frauen.

Typsich! Foltern geht! Erschießen geht! Aber so eine Furie von mir fernzuhalten war zu viel für die Mancinis!

"Du wirst dieses Kleid bezahlen!", brüllte Giovanna und ließ meine Haare los, um mir eiskalt ins Gesicht zu spucken, was mich wieder so in Fahrt brachte, dass ich erneut auf sie loswollte, doch ich sah erschrocken dabei zu, wie plötzlich Gino ins Haus kam und sie so fest am Hals packte, dass Giovanna mit großen Augen nach Luft rang, während sie ihre Hände an seine legte.

"Gino!", warnte Dario, doch mein Verlobter warf ihm einen so wütenden Blick zu, dass selbst er sich sich mehr einmischte.

"Ein einziges Mal noch und ich drehe dir deinen Hals um! Hast du das verstanden?!"

"Hast du vergessen, wer ich bin!", brachte Giovanna unter seinem festen Druck auf ihren Hals hervor und lief so langsam wirklich rot an, was mir jetzt doch etwas Angst machte.

"Ist mir scheiß egal! Und wenn du der Teufel persönlich wärst! Wenn ich dich nochmals auch nur in der Nähe von Ludo sehe, wirst du es bitter bereuen!"

"Gino!", sprach Dario plötzlich bedrohlich und holte seine Waffe hervor, um diese genau auf Ginos Kopf zu richten. "Lass sie los!"

Gino drehte sich zu seinem Bruder herum und hob unbeeindruckt seine Augenbraue, während er Giovanna losließ und flüchtig zur mir schaute.

"Erlaubst du?", fragte er und holte eine Packung Zigaretten aus seiner Hosentasche, während man nur noch Giovannas Röcheln hören konnte.

Wie gefangen in einer Trance nickte ich und sah ihm mit rasendem Herzen dabei zu, wie er sich eine Zigarette anmachte und kräftig an dieser zog, um anschließend einige Schritte auf Dario zuzumachen, der seine Waffe entsicherte.

"Für die würdest du mich erschießen?", wollte Gino wissen und hauchte seinem Bruder den Rauch entgegen, der ihn seelenruhig fixierte.

"Da würde schon weniger genügen", gab Dario ihm kalt als Antwort und nachdem Gino nickte und einige Geldscheine herauskramte, hielt er ihm diese entgegen, doch Dario nahm sie nicht an, sodass Gino sich erneut Giovanna zuwandte.

"Kauf dir vielleicht eins, dass deine Persönlichkeit besser wiederspiegelt", grinste er und schmiss ihr das Geld vor die Füße. "Billig würde ich passend finden."

Mein Blick fiel zu Enzo, der auch mich in dem Moment fixierte und ich wusste, er gab mir die Schuld, obwohl ich ja gar nichts getan hatte. Aber ich wusste auch, dass ich die einzige war, die diese Situation auflösen konnte, also schritt ich auf Gino zu und legte ihm meine Hand auf seinen Rücken, wodurch er sofort zu mir heruntersah.

"Das war meine Schuld", erklärte ich und sah zu Giovanna herüber, um tief durchzuatmen.
"Es tut-"

"Du wirst dich nicht entschuldigen!", unterbrach Gino mich und griff dabei nach meiner Hand, um mich hinter sich her zur Haustür zu ziehen. "Wir sehen uns morgen, wenn alle sich beruhigt haben und Bruder", wandte er seinen Blick nochmals zu Dario. "Für deine Ehe nur die besten Glückwünsche!"

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😳

Meinungen zu Dario ?
Gino?
Giovanna? 🤭

Those blue eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt