77 | Giuliano Mancini

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Ich bekam kaum noch etwas um mich herum mit...

Ich lebte zwar und wurde von Dario durch einen dunklen Tunnel getragen, jedoch fühlte ich mich innerlich, als wäre da nichts mehr übrig ...

"Alles wird gut", hörte ich Darios Stimme immer wieder, zu dem ich verloren aufsah und der in dem Augenblick das einzige war, was mich noch einigermaßen am Leben hielt.

Gäbe es ihn nicht, wäre ich sicher lieber mit Gino zusammen gestorben, als so wie ich mich jetzt fühlte, weiterzuleben...

"Was ist mir ihr?", hörte ich plötzlich eine andere Stimme ganz gedämpft und drehte mein Gesicht leicht zur Seite, wo ich Nunzio erkannte, der mich mit riesigen Augen musterte, ehe er uns voraus mit einer Pistole lief und uns anscheinend Schutz gab.

Doch vor was noch schützen... Ein Teil von mir starb sowieso in dieser Villa...

"Siehst du! Nunzio ist auch da!", sprach Dario mir Mut zu und ich schloss einfach nur noch kraftlos meine Augen, während ich Schüsse und Geschrei hörte und mich unter extremen Schmerzen im ganzen Körper der Dunkelheit hingab....

-

Nur ganz langsam und erschöpft öffnete ich meine Augen und erkannte sofort die weiße Decke über mir. Mein Unterleib schmerzte sofort und stöhnend von diesem unerträglichem Ziehen, erhob ich meinen schwachen Oberkörper und sah direkt irritiert zum Fenster.

Draußen war es stockdunkel und ich konnte das alles noch gar nicht so richtig verarbeiten... wollte ich auch gar nicht...

"Hey", hörte ich Dario flüstern und drehte meinen Kopf leicht zur Seite, wo er auf einem der roten Stühle saß und sofort aufstand, um vorsichtig auf mich zuzukommen.

"Sag mir bitte, dass das alles nur ein Traum war", hauchte ich flehend und sah ihn mit Tränen in den Augen an, doch er stimmte mir nicht zu. Im Gegenteil... Er wirkte genauso fertig wie ich und sein von Trauer überzogener Ausdruck genügte, für die Gewissheit, dass das alles wirklich passiert war. "Oh Gott", schluchzte ich und sofort ließ er sich neben mir auf dem Krankenbett nieder, um mich fest in seine Arme zu nehmen.

"Das tut mir alles so leid", flüsterte er mir entschuldigend zu, doch es brachte mir keinerlei Trost. Nur er und meine Liebe zu ihm, hielt mich noch davon ab, nicht einfach aus dem Fenster zu springen und das alles schnell zu beenden.

"War ich... Hatte ich...", stotterte ich vollkommen am ende und führte seine Hand dabei zu meinem Unterleib, während ich mich leicht von ihm löste, um ihm tief in seine blaue Augen zu sehen.

Als er stumm nickte und sich selbst anscheinend zurückhalten musste, nicht auch in Tränen auszubrechen, ließ ich mich erneut in seine Arme fallen und weinte so bitterlich, dass ich sofort spürte, wie auch Darios Körper sich vor Schmerzen verkrampfte.

"Ich schaffe das nicht... ich schaffe das nicht", schluchzte ich immer wieder heulend auf und mein Herz tat mir dabei so weh, dass ich dachte ich müsste gar nicht aus dem Fenster springen, sondern würde einfach nur von diesem alles in mir einnehmenden Schmerz sterben.

Dario sagte kein Wort, vermutlich weil er wusste, dass es in dem Augenblick nichts gegeben hätte, was er hätte sagen können und so saßen wir stundenlang einfach nur fest einander geklammert da, während er mir über den Rücken streichelte und ich seinem gleichmäßigen Herzschlag lauschte. Wenigstens etwas, dass mich noch zu beruhigen schien.

Und dann, kurz bevor die Sonne draußen aufging, schlief ich erschöpft in seinen Armen ein und träumte zum ersten Mal in meinem Leben von einer kleinen Ente, die selbst mich mit ihrem wunderschönen Anblick verzauberte.

-

Die Tage vergingen nur langsam, doch ich hatte mein Gefühl für Raum und Zeit sowieso vollkommen verloren. Genauso wie mein Baby, von dem ich nichtmals wusste, wer der Vater gewesen wäre, doch das war auch nicht wichtig.

Those blue eyes Where stories live. Discover now