24 | Hintergehen

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"Oh mein Gott", wimmerte ich und sah panisch auf zu Dario, dessen Blick in dem Moment auf der Tür lag, ehe er wieder mich seelenruhig anblickte.

"Ganz ruhig, Ludovica. Ich regel das. Geh du einfach ins Badezimmer und wasch deine Haare. Danach kommst du raus", wies er mich an und steckte dabei die Krawatte in seine Hosentasche, während ich mit rasendem Herzen ins Badezimmer verschwand.

Ich schloss die Tür leise hinter mir, richtete mit zitternden Händen meine Klamotten und stellte gleich darauf das Wasser der Dusche an, um meinen Kopf sofort unter das kühle Nass zu halten.

Mein Puls raste nur so vor sich hin, während das Gefühl nicht mehr durchatmen zu können einer Panikattacke gleichkam. Ich stellte mir vor, wie Gino mich einfach erschießen würde und noch so viel schlimmeres an Qualen, sodass meine Gedanken sich irgendwann nur noch überschlugen und ich völlig überfordert das Shampoo in meinen Haaren verteilte...

Andererseits beruhigte mich die Tatsache, dass ich Dario vertraute. Er war jemand, der wirklich alles kontrollieren konnte. Jemand, der immer die Ruhe behielt, also versuchte auch ich mich zu beruhigen und stellte das Wasser nach einiger Zeit wieder aus, um daraufhin nach einem Handtuch greifen, dass ich mir sorgfältig um meine nassen Haare wickelte.

Meinen Blick auf den Spiegel gerichtet atmete ich nochmals tief durch und stellte mich anschließend nah vor die Tür, um erst einmal an ihr zu lauschen, doch ich hörte nicht wirklich etwas, also umgriff ich mutig die Klinke und drückte sie langsam herunter, während ich für einen Moment angespannt aufhörte zu atmen.

"Oh, hallo", sagte ich leise, als ich Dario und Gino sich gegenüber stehen sah, wovon letzterer meine Aufmachung irritiert betrachtete. "Ich hoffe, es war okay, dass ich mir deine Klamotten genommen habe. Meine sind alle noch in der Wäsche", erklärte ich unter Hochspannung und achtete dabei darauf, ruhig und entspannt zu wirken.

"Natürlich", meinte Gino und sah mit einem nachdenklichen Ausdruck zwischen mir und Dario hin und her, was mich wieder zunehmend nervöser machte. Ich wollte auf keinen Fall, dass er Verdacht schöpfte, also lief ich ohne darüber nachzudenken auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf seine Wange, um ihm danach ein zuckersüßes Lächeln zu schenken, ehe ich mich Dario zuwandte und ihn fragend ansah.

"Hab ich euch bei irgendwas gestört?", tat ich auf unwissend darüber, was Dario wohl hier machte und spürte gleich darauf Ginos Arm um meinen Rücken.

"Nein, mein Bruder wollte nur etwas geschäftliches klären", meinte Gino und als meine Augen daraufhin auf Darios trafen, lächelte dieser beruhigend und nickte zustimmend.

"Ja und da nun alles geklärt ist, werde ich euch zwei jetzt alleine lassen."

Ich folgte ihm mit meinen Augen bis zur Tür und nachdem er diese von außen hinter sich schloss, war ich mir endlich sicher, dass Gino nichts gemerkt hatte. Er war ein impulsiver Mensch. Niemand, der seine Wut lange für sich behalten würde, deswegen machte ich mir keine weiteren Gedanken mehr, bis mir plötzlich einfiel, dass ich jetzt wirklich alleine mit ihm war und er seine Hand immer noch auf meiner Tailie liegen hatte.

"Für was war der Kuss?", wollte er wissen und mit einem aufgesetzten Lächeln drehte ich mich zu ihm herum, um so auch seine Hand gekonnt von meiner Tailie zu entfernen.

"Für alles heute", log ich und fühlte mich dabei irgendwie schlecht ihm gegenüber, als ich ihm tief in das dunkle braun seiner Iriden sah, die mich neugierig musterten, während ich gerade mit einem anderen geschlafen hatte.

Scheiße! Wieso bekam ich plötzlich ein schlechtes Gewissen?!

"Ludo", sprach Gino leise und strich mir dabei sanft über meine Wange. "Eines solltest du über mich wissen. Ich tue nichts umsonst. Man bekommt nichts im Leben geschenkt. Du bist zwar meine Verlobte, aber wenn ich dir etwas Gutes tue, verlange ich dafür auch etwas zurück."

Those blue eyes Where stories live. Discover now