61 | Ferrari

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Im Auto herrschte Totenstille...

Irgendwie war Gino in sich gekehrt und auch ich wusste nicht, was ich nach der letzten Stunde noch sagen sollte, denn meine Gedanken nahmen mich voll und ganz ein, sodass ich wahrscheinlich sowieso keinen klaren Satz über meine Lippen gebracht hätte.

Während der Wagen also ganz ruhig über den Asphalt fuhr, spürte ich die Wärme des Leders auf dem ich saß und hielt Ginos Hand, die das einzige war, was mich noch einigermaßen über Wasser hielt.

Das Bild meiner Eltern lag ganz ruhig auf meinem Schoß, daneben die Uhr, die das letzte war, was ganz allein mir gehörte...

Nachdem wir dann endlich Zuhause ankamen, stieg Gino sofort aus, setzte sich halb auf die Motorhaube seines Wagens und machte sich dabei eine Zigarette an. Auch ich stieg anschließend aus und stellte mich nah neben ihn, wodurch er seinen Arm sofort um meine Tallie legte, während ich flüchtig zu den Wachmännern an der Haustür starrte, die anscheinend die Sonne in vollen Zügen genossen.

"Kann ich auch eine haben?", fragte ich an Gino gewandt, doch nicht nur, um eine zu rauchen, sondern auch, um überhaupt etwas zu sagen und diese unangenehme Stille zwischen uns zu brechen.

"Ich will nicht, dass du rauchst, amore", meinte er mit ruhiger Stimme ohne mich dabei anzusehen, doch ich ließ mich davon nicht beirren. Gekonnt griff ich nach seiner Zigarette und widerwillig überließ er sie mir, um gedankenverloren dabei zuzusehen, wie ich einen tiefen Zug nahm.

"Ich will auch vieles nicht, glaub mir", gab ich ihm zurück und zog noch einmal, um ihm danach die Zigarette mit dem Blick in seine Augen gerichtet zurückzureichen.

Er lächelte plötzlich und stieß sich gleichzeitig vom Wagen ab, um sich direkt vor mich zu stellen und grinsend zu mir herabzusehen, was mir das bekannte Herzrasen bescherte, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was jetzt folgen würde.

"Aber du willst mich, oder?"

Er zog genüsslich an seiner Zigarette, blies den Rauch aus und biss sich anschließend in seine Lippe, um mich ganz genau zu mustern.

"Ja", antwortete ich sofort und genoss das so ehrliche Lächeln, dass daraufhin auf seinen Lippen entstand. Auch wenn Gino nur sehr selten lächelte oder überhaupt Emotionen zeigte, so waren sie mehr als nur wunderschön, wenn er sie doch zuließ.

"Und das ist alles was zählt", flüsterte er und schnippste die Zigarette weg, um seine Hände an meine Wangen zu legen und seine Lippen auf meine zu legen. Der Geschmack der Zigarette breitete sich in meinem Mund aus und wo ich immer dachte, es nie akzeptieren zu können, machte es mir bei ihm plötzlich überhaupt nichts mehr aus. Das Gefühl, welches er in mir hervorrief, war stärker, viel viel stärker, als meine Abneigung gegen Zigaretten.

Voller Begierde schlang ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn enger zu mir herunter, um dabei zärtlich durch seine Haare zu streichen, was ihn dazu animierte, seinen Körper noch fester an meinen zu pressen.

"Gino!", hörte ich dann leider Enzos laute Stimme neben uns von der Haustür und seufzte frustriert aus, als Gino sich von meinen Lippen löste und genervt zu seinem Vater sah.

"Was?!", wollte er leicht gereizt wissen, was mir nur zu gut zeigte, dass auch er lieber weiter mit mir herum geknutscht hätte. Wer hätte gedacht, dass auch er sich Mal wie ein verliebter Teenie verhalten würde.

"In mein Büro! Jetzt! Und Ludovica", wandte Enzo sich an mich. "Zieh dir was bequemes, aber elegantes an. Du wirst mich, Dario und Giovanna heute Abend auf ein Weinfest begleiten."

"Vergiss es!", platzte es aus Gino heraus und er löste sich nun komplett von mir, um wütend zu seinem Vater zu sehen. "Sie wird mit dieser Hure nirgends hingehen!"

Those blue eyes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt